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Talk bei Markus LanzRobert Habeck lässt das Publikum ratlos zurück – und sich selbst eine Hintertür offen

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„Für immer ist ein viel zu großes Wort“: Robert Habeck lässt sich bei Markus Lanz eine Hintertür in die Politik offen.

„Für immer ist ein viel zu großes Wort“: Robert Habeck lässt sich bei Markus Lanz eine Hintertür in die Politik offen.

Trotz vieler Worte kann Habeck nicht wirklich erklären, was ihn aus den deutschen Zuständen hinauszieht. Teilweise klingt er banal.

Wenn ein Philosoph, ein Mann des Wortes und des Geistes, über sich selbst und seine vielleicht wichtigste Lebensentscheidung spricht, besteht die Gefahr, dass er schlicht banal klingt. Wie jeder andere, der seine Gründe und Hoffnungen nicht ganz in Worte fassen kann oder will. Aber bei Robert Habeck fällt es eben mehr auf, wenn er plötzlich in Sätzen spricht, die wie Schlagertitel klingen.

„Für immer ist ein viel zu großes Wort“, sagte er am Mittwochabend in der Talkshow von Markus Lanz, als er danach gefragt wird, ob sein Abschied aus der Politik endgültig sei. Und gleich danach: „Man weiß nie, was die Zukunft bringt“. Das sind respektable Zeilen für den „Fernsehgarten“ des ZDF. Aber sie sind keine Erklärung, warum ein früherer Vizekanzler und Möchtegern-„Bündniskanzler“ ein halbes Jahr nach seiner Wahlkampfniederlage nun die politische Bühne verlässt und sich die deutschen Zustände aus dem Ausland anschauen will.

„In der Politik sein, ohne in der Politik zu sein“

Habeck mache es sich einfach, kritisiert die stellvertretende „Spiegel“-Chefredakteurin Melanie Amann in der Sendung. „Sie wollen die Wirkung haben, die Sie als Politiker hatten, nur ohne die Nebenwirkungen der Politik“, meinte die Journalistin. Er wolle „in der Politik sein, ohne in der Politik zu sein“.

Halb zerknirscht, halb von oben herab schaute der Ex-Minister auf die „Spiegel“-Journalistin, die ihm wenig später noch einmal in deutlichen Worten die Flucht aus der Verantwortung vorwarf. Habeck hatte seinen Rückzug damit begründet, mit seinem politischen Angebot nicht durchgedrungen zu sein. „Elf Prozent der Leute haben ja dieses Angebot überzeugend gefunden“, sagte Ammann, und die grünen Milieus lebten in einer „gewissen Verunsicherung im Moment“ angesichts des politischen Rechtsdralls. „Denen sagen Sie jetzt ‚sayonara‘ und ‚ich kann nichts bewirken‘“. Wäre sie Mitglied bei den Grünen, meinte Ammann, wäre sie „jetzt wahnsinnig enttäuscht“.

Habeck aber ließ sich nicht beirren. „Was meine politische Identität ausgemacht hat, ist in eine Sackgasse geraten“, betonte er. „Für das, wofür ich gewählt werden wollte, bin ich nicht gewählt worden.“

Auf den Hinweis von Lanz, dass SPD-Wahlverlierer Olaf Scholz sein Mandat weiter wahrnimmt, dass auch Armin Laschet, CDU-Wahlverlierer von 2021, weiter im Bundestag Politik mache, entgegnete Habeck nur, dass dies der klassische Weg sei. Er nimmt sich also heraus, kein klassischer Politiker zu sein.

Ausbruch aus linken Kulturkämpfen

Und er nimmt sich, da hat Ammann recht, die Freiheit, aus der Enge grüner Gedankenwelten und aktueller „Kulturkämpfe“ auszubrechen. „Alle brüllen sich an über lauter Piff“ ist Habecks Analyse der meist von rechts befeuerten Debatten über Fleischessen und Veganismus, übers Gendern, über Regenbogenflaggen. „Das sind Nebensächlichkeiten“, findet der Ex-Staatsmann, „wir haben überall Kriege, totalitäre Regime, die an uns zerren – und eine Politik, die immer stärker auf sich selbst schaut.“

Insofern sei es auch eine „Ratlosigkeit, dass ich jetzt rausgehe“. Das klingt ehrlich. Doch auch das Publikum lässt es ratlos zurück.