Kommentar zu Corona-BeschränkungenBund und Länder haben viel Zeit verspielt

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Symbolbild

Es hört nicht auf. Jeden Tag aufs Neue der Blick auf den Inzidenzwert, auf die Zahl der Neuinfektionen, der Verstorbenen. Zuletzt fiel die Bilanz besonders düster aus: Deutschland hat die Marke von einer Million Corona-Infizierten überschritten.

Die Zahl der Todesfälle stieg auf mehr als 15.000 an. Dazu kommt die Gewissheit, dass uns der Teil-Lockdown bis ins neue Jahr erhalten bleibt, mit einem Lockerungs-Korridor rund um Weihnachten.

Dass längst nicht alle die Corona-Beschränkungen gutheißen, ist nicht zu überhören und nicht zu übersehen. Kritiker gehen auf die Straße, mitunter sind sie in schlechter Gesellschaft – etwa wenn Rechtsextremisten Corona-Demos kapern oder rücksichtslose Protestierer auf Maskenpflicht und Abstandsgebot zum Schutz ihrer Mitmenschen pfeifen.

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Dennoch gehören Gegner der Regierungspolitik nicht pauschal in die finstere Ecke gestellt. Dürfen Fragen gestellt werden? Darf gesagt werden, dass das Hin und Her um die Maskenpflicht, das tagelange Geschacher der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel um die richtigen Maßnahmen, am Sinn des Ganzen zweifeln lässt? Dass das Eiltempo, mit dem neuartige Impfstoffe auf den Markt geworfen werden, Angst macht? Aber ja doch, sogar unbedingt! Aber bitte in einem vernünftigen Ton! 

Quarantäne ist nicht Freiheitsberaubung

Wer Quarantäne mit Freiheitsberaubung gleich setzt, wer sich als Opfer einer Corona-Diktatur stilisiert, der ist auf den falschen Weg abgebogen. Wir sollten uns streiten, uns einander nicht verunglimpfen. 

Das Krisenmanagement von Bund und Ländern kann nicht vollständig überzeugen. Pläne für den Wechsel-Unterricht an Schulen hätten bereits im Sommer erarbeitet werden müssen. Kultur- und Gaststätten wussten monatelang nicht, worauf sie sich einzustellen haben und mussten nun erneut schließen – trotz guter Hygienekonzepte.

Es fehlt an Berechenbarkeit und an Planbarkeit. Und auch die Wissenschaftler liefern Erkenntnisse, die sich zum Teil widersprechen. Wenn die Vielfalt der Meinungen und Empfehlungen zur Kakophonie wird, kann auch die Politik keine Sicherheit vermitteln. Zudem sind die einzelnen Maßnahmen für viele nicht nachvollziehbar: Warum darf ich nicht mehr ins Museum oder Restaurant mit nachweislich funktionierenden Hygiene-Konzepten, wenn gleichzeitig die Bahnen im Berufsverkehr so voll sind, dass an minimalen Abstand nicht einmal zu denken ist?

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Die Corona-Maßnahmen bewegen sich in einem Spannungsfeld aus Gesundheit, Wohlstand und Freiheit. Wichtig ist ein vernünftiges Austarieren. Der Lockdown als härtestes Mittel darf immer nur der letzte Ausweg sein.

Mehr Gebote statt Verbote, eine nachvollziehbare Darstellung des Infektionsgeschehens und eine Strategie, die sich nicht nur von Lockdown zu Lockdown hangelt, sind nötig. Das würde mehr helfen als apokalyptische Bedrohungsszenarien, die verunsichern und zur Abwendung von der Politik und der Wissenschaft beitragen.

Ohne Vertrauen und die mehrheitliche Zustimmung der Menschen aber kann der gemeinsame Kampf gegen die Pandemie nicht gewonnen werden.

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