Im „ZDF-Morgenmagazin“ sprach Moderator Andreas Wunn mit CDU-Politiker Armin Laschet über Kritik an Israel. Das Gespräch wurde schnell hitzig.
Kritik, Konfrontation, KrawallLaschet liefert sich Schlagabtausch mit ZDF-Moderator um Israel-Politik

Armin Laschet ist im „ZDF-Morgenmagazin“ mit dem Moderator Andreas Wunn aneinandergeraten. (Archivbild)
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Armin Laschet (CDU) und ZDF-Moderator Andreas Wunn sind im „Morgenmagazin“ aneinandergeraten. Beim Thema Nahostkonflikt erhitzen sich schnell die Gemüter – auch im Fernsehstudio.
Es sollte ein klassisches Interview sein, doch das Gespräch kippte schnell in eine Konfrontation. Schon bei der Einleitung ins Thema verfinsterte sich die Miene des CDU-Politikers. „Die Bundesregierung hält sich mit Kritik an Israel nach wie vor zurück, im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern“, sagte Wunn. „Darüber möchten wir sprechen mit dem neuen Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Armin Laschet.“
Laschet zu ZDF-Moderator Wunn: „Es druckst hier niemand herum“
Auf die Frage, ob Israel gegen das Völkerrecht verstoße, antwortete der ehemalige Kanzlerkandidat der Union dem Moderator zu lang – und nicht mit Ja oder Nein. Wunn sprach von „herumdrucksen“. Daraufhin polterte der Politiker los: „Es druckst hier niemand herum. Ist 'ne klare Aussage. Sie haben eben dargestellt, dass die gesamte Europäische Union schon auf Distanz ist. Ist ja alles nicht wahr, was sie da beschrieben haben.“
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Laschet hatte zuvor dargelegt, dass die humanitäre Hilfe dringend erhöht sowie Lebensmittel und Medikamente in den Gazastreifen geliefert werden müssten. Sonst sei das ein Verstoß gegen die Regeln des Völkerrechts. Dass die Hamas Hilfsgüter für sich beanspruche und auf dem Schwarzmarkt verkaufe, „ist auch gegen das Völkerrecht“, fügte der CDU-Politiker an. Weiter ging Laschet auf den Vorwurf ein, dass Deutschland Israel nicht kritisiere: „Wenn ich mich umhöre, im Parlament, auf den Straßen, wird Israel ständig kritisiert.“
„ZDF-Morgenmagazin“: Mehrfach fallen Laschet und der Moderator einander ins Wort
„Ich verbitte mir trotzdem, dass es nicht wahr ist, was ich sage“, antwortete der ZDF-Moderator, bevor er zur nächsten Frage überleiteten wollte. Doch wieder hakte Laschet ein. Er wollte nicht stehenlassen, dass Wunn zuvor Kanada und Großbritannien benannt hatte, die nicht zur EU gehören. „Die Wirkung ist trotzdem gleich Null“, befand er. „Ich lasse mir auch das Wort nicht im Mund verdrehen“, entgegnete Wunn und führte noch mal an, dass Deutschland zurückhaltend agiere.
Das nächste Thema: Der internationale Haftbefehl wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit sollte gegen Israels Premierminister Netanjahu in Deutschland nicht vollstreckt werden, wenn Netanjahu nach Deutschland käme. „Warum sollte Deutschland diesem Haftbefehl nicht nachkommen?“, wollte der Moderator wissen. Laschet sagte mit einem Schmunzeln: „Er kommt nicht nach Deutschland.“
Laschet richtet Vorwurf an ZDF-Moderator: „Sie haben Ihre Agenda“
Als sein Gegenüber nochmals nachhakte, warum sich Deutschland nicht an „Recht und Gesetz halten“ sollte, zeigte sich Laschet verärgert. „Passen Sie mal auf. Sie stellen journalistisch keine Fragen“, warf er Wunn vor. „Sie haben Ihre Agenda und wollen mit mir diskutieren – das können wir gerne machen.“ Eine deutliche Ansage, die im Studio für merklich frostige Stimmung sorgte.

Andreas Wunn ist Moderator des ZDF. (Archivfoto)
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„Ich habe deutlich gemacht: Er kommt nicht – aber wir werden mit ihm reden“, führte der CDU-Mann aus. „Ich prophezeie Ihnen, in keinem Mitgliedsland der Europäischen Union, auch nicht in Frankreich, wird auf dem Flughafen der israelische Ministerpräsident verhaftet. Aber er kommt ja gar nicht! Lassen sie uns doch auf das Schicksal der Menschen, die da gerade Krieg erleiden, blicken, anstatt auf solche Spitzfindigkeiten.“
Was ist deutsche Staatsräson in Bezug auf Israel?
Daraufhin diskutierten die Beiden über die Bedeutung der Staatsräson. Laschet führte aus: „Staatsräson bedeutet: Deutschland steht immer ein für das Existenzrecht Israels. Aber Staatsräson heißt nicht, man darf Israel nicht kritisieren, man darf nicht Hilfslieferungen einfordern, man darf den israelischen Premierminister nicht kritisieren, man darf nicht sagen, die Regierung hat rechtsextreme Minister.“ Auch zu sagen, dass die Kriegsziele falsch seien, sei erlaubt.
„Das darf man alles und das sollten sie auch nicht in diese Frage hineinmischen“, kritisierte Laschet. Er erklärte, dass stille Diplomatie jedoch wirkungsvoller sei als „ständige Resolutionen und markige Sprüche“, wie er es nannte.
Wunn stellte am Ende des Gesprächs noch klar: „Ich habe keine politische Agenda – aber ich nehme mir heraus, kritische Fragen zu stellen.“ Laschet antwortete ihm daraufhin: „Wir haben diskutiert. Das ist doch schön.“