Norbert RöttgenVon der tragischen Figur zum CDU-Hoffnungsträger?

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Norbert Röttgen

Einer wagt sich nach vorne, und der ist eine Überraschung. Als erster offizieller Interessent für den Parteivorsitz der CDU meldet sich am Dienstag nicht einer der üblichen Verdächtigen, sondern Norbert Röttgen. Und der 55-Jährige macht es mit allem Drum und Dran: Er setzt eine Pressekonferenz an.

Damit sind nun vier Kandidaten im Rennen, vier Männer aus Nordrhein-Westfalen.

Außer Röttgen hat sich niemand offiziell geäußert

Röttgen bringt neuen Schwung in die Führungsdebatte. Seit Amtsinhaberin Annegret Kramp-Karrenbauer ihren Verzicht auf die Kanzlerkandidatur und ihren Rückzug vom CDU-Vorsitz angekündigt hat, verharrt die CDU in einem seltsamen Zwischenzustand.

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Intern gilt das Interessentenfeld als klar: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Ex-Unions-Fraktionschef Friedrich Merz. Aber offiziell geäußert hat sich niemand so richtig. Die Interessenten belauern sich.

Und nun kommt also Röttgen dazu.

Jäher Absturz von Röttgen

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses hat schon einmal als Aspirant auf eine Angela-Merkel-Nachfolge gegolten. Das allerdings ist schon gut zehn Jahre her. Damals war der Jurist, der in der Bundestagsfraktion vom rechtspolitischen Sprecher zum Fraktionsgeschäftsführer aufgestiegen war, Bundesumweltminister und Vize-Vorsitzender der CDU. Es folgte ein jäher Absturz.

Röttgen ging als Ministerpräsidenten-Kandidat der NRW-CDU in die Landtagswahl 2012 – und verlor. Er galt plötzlich nicht mehr als schlauer Vertreter der liberalen CDU, sondern – auch wegen Fehlern im Wahlkampf – als eigensinnig und abgehoben. Sein Konkurrent um die NRW-Spitzenkandidatur, der in einer Mitgliederbefragung knapp gegen Röttgen verloren hatte, gewann 2017 die nächste Wahl. Sein Name: Armin Laschet. Er steht nun erneut in Konkurrenz zu Röttgen, diesmal geht es um Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur.

Röttgen ist er einzige CDU-Minister, der von Merkel entlassen wurde

Röttgen verlor 2012 neben der Wahl auch sein Ministeramt im Bund. Er war der einzige CDU-Minister, der von Merkel entlassen wurde. Andere zogen es vor, der Entlassung durch Rückzug zuvorzukommen. Bei Röttgen hatte vor allem die CSU mit ihrem damaligen Chef Horst Seehofer Druck gemacht. Ihr war Röttgen, Mitglied der schwarz-grünen Pizza-Connection, die sich früh um eine Annäherung beider Parteien mühte, zu liberal.

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Mit der Außenpolitik wechselte Röttgen in ein neues Feld mit einer ganz eigenen Präsenz: Im vergangenen Jahr war er einer der Politiker mit den meisten Talkshow-Auftritten. In der NRW-CDU wurde seine Kandidatur überrascht aufgenommen. Es sei nicht klar, auf welche Unterstützer Röttgen zählen wolle, sagte ein wichtiger Landespolitiker dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Röttgens Kandidaturankündigung weckt Erinnerungen. Nachdem Angela Merkel im Herbst 2018 ihren Rückzug vom Parteivorsitz angekündigt hatte, meldete sich Friedrich Merz als Kandidat und lud ebenfalls umgehend zu einem Termin in die Bundespressekonferenz.

Merz selbst hat am Dienstag sein Vorstellungsgespräch bei Kramp-Karrenbauer.

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