Jeder Zehnte ist krankWie Sie trotz Erkältung und Corona in der Familie Weihnachten feiern können

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Eine Frau mit Weihnachtsmütze auf dem Kopf liegt auf dem Sofa vor einem Tannenbaum und schnäuzt sich die Nase.

Das RKI geht in seinem Bericht von Mittwochabend von 8,9 Millionen Atemwegserkrankungen in Deutschland aus.

Viren zwingen derzeit viele, ihre Weihnachtsplanung zu überarbeiten. Wann Sie besser zu Hause bleiben und wie das Fest noch zu retten ist.

Jeder Zehnte in Deutschland hat eine akute Atemwegserkrankung oder war gerade betroffen. Besonders bei Kindern und jungen Erwachsenen steigen die Zahlen. Es werde von etwa 8,9 Millionen solchen Erkrankungen ausgegangen, unabhängig von einem Arztbesuch, hält das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Bericht von Mittwochabend fest.

Die große Sorge derer, die nun flach auf der Couch liegen, oder kranke Verwandte haben, ist in diesen Tagen, ob Weihnachten (erneut) ausfällt. Wir haben Tipps gesammelt, wie sie mit Erkrankungen zu Weihnachten umgehen und trotzdem ein schönes Fest haben können.

Darf ich überhaupt meine Familie treffen, wenn ich krank bin?

Im Interview mit dieser Zeitung sagte die Infektiologin Clara Lehmann vergangene Woche: „Erkranke ich an Corona und habe einen milden Verlauf, kann ich theoretisch am Weihnachtsfest teilnehmen. Ich riskiere aber dann, zum Beispiel meine Oma anzustecken, die hingegen einen schweren Krankheitsverlauf haben könnte.“

Eine rechtliche Vorschrift, bei positivem Corona-Test zu Hause zu bleiben, gibt es nicht mehr, eine Testpflicht ebenso wenig. „Unabhängig von der Art der Infektion, sei es Covid-19, RS-Virus oder Influenza, besteht immer das Risiko, andere anzustecken“, sagte die Infektiologin. „Dies gilt insbesondere, wenn man mit Erkältungssymptomen zur Arbeit geht oder öffentliche Orte besucht.“ Lehmanns Empfehlung. „Wer Erkältungssymptome hat, sollte sich auskurieren und so verhalten, dass man andere nicht ansteckt, unabhängig davon, ob es sich um Covid-19 oder eine andere Atemwegsinfektion handelt.“

Welche Atemwegserkrankungen gehen derzeit um?

Im Wochenvergleich seien die Zahlen von Atemwegserkrankungen insbesondere bei den Kindern im Schulalter und jungen Erwachsenen gestiegen, schreibt das RKI. Neben Corona gebe es für diese Zeit ungewöhnlich viele Rhinovirusinfektionen (Erkältungen) sowie zunehmend RSV- und Grippefälle. RSV steht für das Respiratorische Synzytial-Virus, womit derzeit vornehmlich Kinder unter zwei ins Krankenhaus kommen. Das Niveau von Atemwegserkrankungen Betroffener insgesamt sei ähnlich hoch wie im Vorjahr um diese Zeit.

Die Grippewelle hat nach RKI-Definition nach wie vor nicht begonnen. Allerdings sprechen die Fachleute mit Blick auf stichprobenartige virologische Untersuchungen von einem auffällig steilen Anstieg der Rate positiver Proben von sogenannten Influenza A(H1N1)pdm09-Viren.

Zu diesem Subtyp schreibt das RKI auf seiner Webseite, er sei während der Grippe-Pandemie 2009 erstmals aufgetreten: als sogenannte Schweinegrippe. Er zirkuliere seitdem auch saisonal in Deutschland, zuletzt deutlich in der Saison 2018/19.

Bei Grippewellen, in denen dieser Erreger dominierte, sei bislang zu beobachten gewesen, dass es auch bei jüngeren Erwachsenen und Kindern zu sehr schweren Erkrankungen und Todesfällen gekommen sei, insbesondere wenn Grundkrankheiten vorlagen. Insgesamt seien solche schweren Verläufe bei jungen Menschen aber selten.

Wie verbringe ich trotz Krankheitsfällen in der Familie ein schönes Weihnachtsfest?

Nora Imlau, Familienexpertin und Autorin, gab 2021 Tipps für innige Weihnachten in Corona-Zeiten. Einige der Tipps sind noch immer geeignet, das Beste aus den Festtagen zu machen, die man sich eigentlich anders vorgestellt hatte. Eine ihrer Ideen: „Die große Plätzchenverschickung“. Am besten backt jede Familie ein großes Blech ihrer Lieblingsplätzchen, die dann in Tüten verschickt oder an die Tür gebracht werden, bis alle von allen Kekse auf dem Weihnachtsteller haben – eine bunte Mischung, die stellvertretend für all die Verwandten steht, die sonst persönlich hier gewesen wären.

Ein weiterer Vorschlag von Imlau ist die „Schatzsuche im Winterwald“. Auch ohne ein persönliches Treffen kann eine gemeinsame Aktion gestartet werden. Dafür können zum Beispiel Oma und Opa bei einem winterlichen Waldspaziergang eine Schatzsuche vorbereiten – und die jüngere Generation geht einige Zeit später dieselbe Strecke ab und freut sich über die liebevollen Überraschungen.

Der Winterspaziergang, für viele eine willkommene Abwechslung zwischen den üppigen Weihnachtsmahlzeiten, muss wegen der niedrigeren Infektionsgefahr im Freien bei etwas Abstand sowieso nicht unbedingt ausfallen. Vorausgesetzt, die Erkrankten sind fit genug. Wieso nicht zumindest hierfür verabreden?

Nora Imlau sprach sich zudem durchaus für „kleine, feine Weihnachten“ aus: Familientraditionen sind so verschieden wie Familien selbst – doch an den großen Familientreffen mit vielen Gästen hingen Erwachsene oft mehr als Kinder. Für sie könne es durchaus reizvoll sein, im ganz kleinen Kreis zu feiern, weniger zu reisen, weniger Erwartungen zu erfüllen zu, und Eltern ganz für sich zu haben. „Familien wandeln sich mit der Zeit, und es ist ganz normal und natürlich, dass wir uns mit unserem eigenen Elternwerden mehr und mehr aus unserer Herkunftsfamilie lösen und eine eigene Kernfamilie bilden, die nur uns gehört.“

Vielen Eltern falle diese Abgrenzung jedoch schwer, da sie die Großeltern keinesfalls ausschließen oder zurückweisen wollten. „Dabei kann es sehr hilfreich sein, sich bewusst auch mal Zeit nur für den innersten Kreis zu nehmen und dem Gefühl Raum zu geben, jetzt eine komplette eigenständige Familie zu sein.“

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