Neues vom ZahnarztMit Laserstrahlen gegen Zahnstein

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Zahngesundheit

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Schneller und angenehmer – so soll es in der Zahnarztpraxis in Zukunft zugehen. Füllungen, Kronen oder kleine Brücken kann ein Zahnarzt selbst anfertigen und teilweise innerhalb von Minuten aus der Fräsmaschine holen. Der Patient spart nicht unbedingt Geld, aber vor allem Zeit. Das ist das Versprechen der Dentalindustrie, die ab dem heutigen Mittwoch ihre Neuheiten in der Kölner Messe präsentiert.

Die Internationale Dental-Schau, kurz IDS, ist die größte zahnmedizinische Messe der Welt. Und sie wächst weiter. Die Zahl der Aussteller ist gegenüber 2013 um fast sieben Prozent gestiegen – „überdurchschnittlich“ nennt das Katharina Hamma, Geschäftsführerin der Kölnmesse. Und auch die Unternehmen der deutschen Dentalindustrie steigern ihre Umsätze weiterhin regelmäßig.

Kaufen sollen die Innovationen dann die Zahnärzte. Zum Beispiel einen Yag-Laser der japanischen Firma Morita, der eine gründliche und zugleich gewebeschonende Zahnsteinentfernung ermöglichen soll. Auch eine Behandlung von Entzündungen am Implantat sei damit möglich, erklärt die Firma, in Japan seien bereits 4000 Laser im Praxiseinsatz. Das Gerät kostet 47 000 Euro. Zum Schutz vor den Laserstrahlen müssen Zahnarzt und Patient eine Schutzbrille tragen – und der Patient muss wissen, dass er eine solche Anwendung privat bezahlen muss.

Das gilt genauso für eine Kariesdiagnostik, die mit Infrarotlicht funktioniert. Sie könne Karies ohne Röntgenstrahlen sichtbar machen, sagt Anbieter Dürr Dental, und zwar schon im Anfangsstadium. Das Vorgängermodell der „Vistacam“ ist schon seit eineinhalb Jahren im Handel, der Zahnarzt könne das etwa bei der professionellen Zahnreinigung zur „Erstdiagnose anbieten“. Auch dies wäre für gesetzlich Versicherte eine Privatleistung.

Die Digitalisierung verändert die Zahnarztpraxen schon seit einigen Jahren, jetzt spricht man von „Digital Dentistry“. Ein Zahnarzt kann beispielsweise auf unangenehme Abdruckmasse verzichten und für die Planung von Schienen oder Zahnersatz mit einem kleinen Handgerät einen digitalen Abdruck nehmen. Für den Patienten ist das angenehmer, aber die sogenannten „Intra-Oralscanner“ sind noch nicht weit verbreitet. Auch wenn die Technik immer besser wird, ist auch hier Sorgfalt nötig: Die Zähne müssen trocken und blutungsfrei sein. Das Zahnfleisch wird meist mit einer speziellen Fadentechnik abgedeckt.

Nach dem Scan kann digital der Zahnersatz geplant werden. Inlays, Einzelkronen, Implantate und nun sogar auch Totalprothesen können viel schneller als in herkömmlicher Fertigung hergestellt werden. Die Form aus den Digitaldaten wird in einer Maschine aus einem Block gefräst (CAD/CAM-Verfahren). Solch ein Gerät kann zusammen mit neuer Software durchaus fast 100 000 Euro kosten, so etwa der CAD/CAM-Computer der Firma Sirona, Cerec genannt. Schon 15 Prozent der 44 000 Zahnarztpraxen haben dieses System für die Herstellung zahnfarbener Keramikrekonstruktionen. Und es wird noch individueller: Aufbissschienen oder Implantat-Bohrschablonen lassen sich bereits heute mit

3-D-Druckern anfertigen. Für den Druck brauchen manche Modelle nur 45 Minuten, sind also deutlich schneller als ein Zahntechniker.

Komfortabel und ästhetisch, so wünschen es sich viele Patienten. Die Menschen seien „zunehmend bereit, in ihre Mund- und Zahngesundheit zu investieren“, glaubt Martin Rickert, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie. Weiß soll es sein – Keramik, Zirkondioxid und Mischkonstruktionen aus Keramik und Kunststoff sind gefragt. Doch der ideale Ersatz für den Füllungsklassiker Amalgam ist noch nicht gefunden. Die Bundeszahnärztekammer rät ohnehin „allen Zahnärzten, vor jeder Investition in neue Geräte zu prüfen, ob Studien die Wirksamkeit der jeweiligen Technologie belegen“.

Die Zahntechniker kann die Entwicklung nicht freuen. Ihre handwerklichen Fertigkeiten drohen angesichts der fortschreitenden Maschinenfertigung überflüssig zu werden. „Die Betriebszahlen sind rückläufig“, klagt Uwe Breuer, Präsident des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen. Der Preiswettbewerb werde immer härter. „Erhebliche Teile der angestellten Zahntechniker arbeiten am Rande des Mindestlohns.“ Das ist die Kehrseite des Digital-Booms.

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