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Numerus ClaususNur mit guten Noten an die Uni Köln

Lesezeit 3 Minuten

Gute Noten an der Schule sind die Voraussetzung, um direkt nach dem Abitur an der Kölner Universität studieren zu können.

Köln – Abiturienten ohne guten Abschluss haben kaum Chancen, schnell ihr Studium an den beiden großen Universitäten im Rheinland zu beginnen. Die Universitäten Köln und Bonn regulieren immer mehr Studiengänge durch Zulassungsbeschränkungen. An der Kölner Universität gibt es im laufenden Sommersemester sogar keinen einzigen grundständigen Studiengang (also Bachelor oder Lehramt), der nicht mit einem Numerus clausus versehen ist. Vor zehn Jahren waren immerhin 23 Prozent der Studiengänge frei von einer Zulassung.

An der Bonner Universität sind von 93 derzeit nur 27 Studiengänge nicht durch einen Numerus clausus beschränkt (71 Prozent), 2004 waren es erst 29 Prozent.

Mehr als elf Bewerber pro Studienplatz

Damit liegen die beiden Universitäten weit über den Durchschnittswerten für Bund und Land, die das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) kürzlich bekanntgegeben hatte. Der CHE-Studie zufolge lagen die Werte für Bachelor-Studiengänge im Bund bei 51,5 Prozent beziehungsweise bei 59,6 Prozent für Nordrhein-Westfalen, den Spitzenwert erreichten Sprach- und Kulturwissenschaften mit 63,6 Prozent.

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Die Kölner Universität vergibt Studienplätze nach einem Proporzsystem: Je 20 Prozent der Plätze werden nach Wartezeit und Numerus clausus vergeben, 60 Prozent nach hochschuleigenen Kriterien, hier dominiert wieder der Numerus clausus. Kontigente gibt es für ausländische Studenten (sieben Prozent), Härtefälle (zwei Prozent), Studenten im Zweitstudium (drei Prozent) und beruflich Qualifizierte (zwei Prozent).

Der NC lag 2013/2014 für BWL bei 1,6, für Jura bei 1,6, und für das Lehramt Deutsch bei 2,1. Alle NCs im Internet. (ris)

www.verwaltung.uni-koeln.de

Die Sprecherin der Kölner Universität, Merle Hettesheimer, begründete den Anstieg der per Zulassung beschränkten Studienfächer mit der hohen Attraktivität des Studiums an ihrer Hochschule: Die Universität sei vollkommen ausgelastet, die Bewerberzahlen für Bachelor-Studiengänge seien von 2004 auf 2014 von 30.800 auf 58.000 gestiegen - auf einen Studienplatz würden sich mehr als elf Bewerber melden. Zudem sei die Zahl der Studenten in diesem Zeitraum an der Kölner Uni um rund 20 Prozent gestiegen. „Wir müssen auswählen - und der Numerus clausus ist die fairste Lösung“, sagte Hettesheimer. Das sieht auch Andreas Archut, Sprecher an der Bonner Universität, ganz ähnlich: „Alle anderen Auswahlmethoden wie Klausuren sind subjektiv und können vor Gericht angefochten werden.“

Kritik von der GEW

Vor der Bologna-Reform habe der NC noch keine dominierende Rolle gespielt, weil auf die Betreuungssituation zwischen Dozenten und Studenten nicht so genau geachtet worden sei. „Theoretisch konnte ein Professor mit drei Hilfskräften einen Studiengang anschieben“, so Archut.

Studentenverbände und Sebastian Krebs, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW, kritisieren dagegen die zunehmenden Beschränkungen von Studiengängen. „Einerseits will man Fachkräfte, andererseits macht man es den jungen Leuten immer schwerer zu studieren.“ Krebs forderte jetzt Bund und Länder auf, mehr Geld für die Studienplätze auszugeben, damit die Universitäten ihren Auftrag, mehr junge Menschen durch ein Studium zu qualifizieren, auch nachkommen könnten.