Circus RoncalliFamilientreffen in der Manege

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Roncalli-Direktor Paul Bernhard und seine Plüsch-Eisbären. (Bild: Worring)

Roncalli-Direktor Paul Bernhard und seine Plüsch-Eisbären. (Bild: Worring)

KÖLN – Als Einzelkämpfer hat Bernhard Paul seinen Zirkus gegründet. Nun ist der Circus Roncalli auf dem Weg zu einem Familien-Unternehmen. Soviel Verwandtschaft wie bei dem aktuellen Gastspiel auf dem Neumarkt war noch nie vor und hinter den Kulissen beschäftigt. Der Chef selbst präsentierte in seiner Parade-Rolle als „Clown Zippo“ eine lustige Eisbär-Dressur. Wenn er verhindert ist, übernimmt Ehefrau Eliane die Nummer mit den Menschen im Plüsch-Kostüm. Paul: „So war das früher schon. Wenn Herr Direktor nicht kann, ist Frau Direktor eingesprungen.“

Erstmals sind auch alle drei Kinder Vivian (20), Adrian (19) und Lili (11) mit in der Manege im Einsatz. Und Clown David Larible - Bruder und Schwager der Pauls - bringt Tochter Shirley (20) und Sohn David-Pierre (12) mit. „Wir sind aber dennoch kein Familien-Zirkus“, sagt Paul bestimmt. „Der Circus Roncalli hat ein hochkarätiges Programm, in dem wir halt alle mitwirken.“ Sichtlich glücklich damit ist Ehefrau Eliane. „So habe ich mir das immer gewünscht. Schließlich bin ich auch so aufgewachsen. Ich kommen aus einer alten Artistenfamilie. Wir waren mit Mama und Papa, den Geschwistern und den Großeltern zunächst in Italien unterwegs, später beim Circus Krone - mit Trapez und Rollschuh-Nummern.“

Zu den Pferden kam sie erst bei Roncalli, und trat mit ihnen auf, bis sie Mutter wurde. Als sie jetzt aushilfsweise die Eisbären dirigierte, hat es wieder „gekribbelt“. Nun denkt sie darüber nach, wieder eine Pferdenummer aufzubauen - und dabei mitzuhelfen, die nächste Generation in den Zirkus einzuführen. Daran arbeitet auch ihr Bruder David Larible. Er stieß vor gut vier Jahren zu Roncalli der - nach 13 erfolgreichen Jahren bei „Ringling Bros. And Barnum & Bailey“, dem größten und bekanntesten Zirkus Amerikas. „Die haben mit mir geworben. Mein Bild war auf Plakaten, Anzeigen und Programmheften. Zu Vorstellungen im New Yorker Madison Square Garden kamen rund 20 000 Besucher.“ Mindestens „noch ein paar Jahre“ will er auch noch bleiben. Das freut auch den Schwager. Paul: „Clowns sind wie Wein. Je älter, desto besser.“

Larible - seit 28 Jahren mit der damals weltweit gefeierten aus aus Mexiko stammenden Trapezkünstlerin America Olvera Jimenez verheiratet - lebt im Kreise seiner Familie sichtlich auf. „Jetzt verstehe ich auch meinen Vater. Es kommt darauf an, die Laterne weiter zu geben.“ Stolz steht er am Manegenrand und singt ein melancholisches Lied, wenn Tochter Shirley waghalsige Übungen an den Strapaten macht. Das sind Bänder, an denen sie in die Luft gezogen wird und die sie sich um Hände oder Füße wickelt. Sichtlich zufrieden beobacht er seinen Sohn David-Pierre, der in der Eröffnungsnummer der Show gekonnt mit Keulen jongliert. „Aus dem wird mal ein richtig Guter“, glaubt der Vater.

Ähnlich sieht das Paul bei seinen Kindern. Sie sollen das Unternehmen Roncalli einmal übernehmen. Vivian, die sich bislang eher zurückgehalten hatte, ist erstmals am Ring-Trapez mit dabei. Adrian, der schon in der Zirkus-Kapelle Gitarre gespielt hat, ist jetzt Assistent des Betriebsleiters und Lili - derzeit in der sechsten Klasse der Höhenhauser Willy-Brandt-Gesamtschule - kann ihren Körper wie Gummi verbiegen und Teppiche auf Händen und Füßen jonglieren. „Die hat riesiges Talent“, schwärmt Paul. „Sie sagt jedem, dass sie ihren Vater um den Finger wickeln kann. Und das schlimmste ist: Sie hat Recht.“ Zu dritt kann er sich die Kinder an der Roncalli-Spitze vorstellen. Neben Betriebswirtschaft müssen sie aber noch den „Wiener Schmäh“ erlernen. „Das ist ganz wichtig. Damit erledigt sich vieles leichter.“

Die Benefizvorstellung ist ausverkauft. Karten für andere Vorstellungen an der Circuskasse (0221 / 277 99 70) oder bei Köln-Ticket.

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