Große KG von 1823Ein Imi an der Spitze

Lesezeit 4 Minuten
Der neue Vorsitzende der Großen KG von 1823: Joachim Zöller. (Bild: Archiv)

Der neue Vorsitzende der Großen KG von 1823: Joachim Zöller. (Bild: Archiv)

Köln – Ein Imi steht an der Spitze von Kölns ältester Karnevalsgesellschaft. Das geht. Professor Dr. Dr. Joachim Zöller (58), der Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der Uniklinik, wurde jetzt von den Vorstandskollegen der Großen KG von 1823 zum ersten Vorsitzenden ernannt. Zöller, der aus dem zwischen Heidelberg und Karlsruhe gelegenen badischen Weinheim stammt, ist damit Nachfolger von Hartmut Jarofke, der das Amt nach zehn Jahren kurzfristig aus persönlichen Gründen abgegeben hat.

„Ich stamme aus einer katholischen Gegend und bin mit Karneval groß geworden. Nur hieß das bei uns Fastnacht“, erzählt Zöller. So sei der Vater Mitglied in einem Karnevalsverein gewesen und „zwischen Weiberfastnacht und Karnevalssonntag nicht nach Hause gekommen“.

Für Köln sogar einen Karrieresprung abgelehnt

Als Zöller nach dem Studium der Humanmedizin in Heidelberg nach Mainz wechselte, um dort Zahnmedizin zu studieren, trat er der Fastnachtgesellschaft „Die Brunnenputzer“ bei, die esinzwischen nicht mehr gibt. Nach weiteren 14 Jahren an der Uniklinik in Heidelberg mit Aufstieg zum Oberarzt und Professor folgte Zöller im September 1997 dem Ruf nach Köln.

Die Uniklinik ist eine der größten Kliniken in Deutschland, und Zöllers persönlicher Schwerpunkt ist die Behandlung von Kindern mit Kopf- und Gesichtsfehlbildungen.

Zunächst lag hier sein ganzes Engagement im Beruf, denn nach dem Umzug nach Köln hatte er fast zwei Jahre keine Kontakte in den Karneval. Erst als er Ex-Prinz Jupp Söller, den damaligen Präsidenten der Großen KG von 1823, nach einem Unfall operiert hatte, lud der ihn auf eine Sitzung ein. „Dann nahm das Unheil seinen Lauf“, sagt Zöller und lacht. Eine Woche nach seinem ersten Sitzungsbesuch hat er den Mitgliedsantrag unterschrieben.

„Inzwischen bin ich nicht nur Wahl-Kölner, sondern von ganzem Herzen her ein Kölner. Daher ist es mit auch leichtgefallen, das Angebot abzulehnen, die Leitung einer Klinik in einer süddeutschen Großstadt zu übernehmen.“

Zöller ist in der Großen KG von 1823 heimisch geworden. Von dieser Karnevalsgesellschaft sagt man, dass sie „die Mutter aller Gesellschaften“ sei, da aus ihr unzählige Gesellschaften hervorgegangen sind. „Mein Ziel als Vorsitzender ist, die Große wieder dahin zu führen, wo sie mal war. Schließlich hatte diese KG mal mehr als 3000 Mitglieder.“

Bislang hatte Zöller als Baas des Großen Rates den Förderkreis der Gesellschaft geleitet, und gilt für die Mitglieder als „ausgezeichnete Wahl“ an der Vereinsspitze. „Zöller hat die Anerkennung innerhalb der KG, er hat Verbindungen in Köln und verfügt als Universitätsprofessor über ein großes Charisma“, sagt KG-Sprecher Bernd Cordsen. „Er redet gerne, aber auch mit Sinn und Inhalt.“In den Kölner Karneval im Allgemeinen und in seine Gesellschaft im Besonderen hat sich Zöller gut eingearbeitet. „Ich habe viele Bücher gelesen – über Historie und Hintergründe.“Mit der Gesellschaft hat er durchaus große Ziele („Die sind aber nur im Team zu erreichen“) und möchte sichtbare Akzente setzen. Zöller: „Es geht darum, die KG zu modernisieren, aber dennoch die Traditionen zu bewahren.“

Sein Wahlspruch ist: „In die Zukunft mit Eleganz, aber ohne Arroganz.“ Man wolle auf hohem Niveau feiern, im Frack und stets im Gürzenich. „Aber wir sind keine Gesellschaft der Neureichen, sondern bürgernah mit Events für Jung und Alt.“ So hat er dem Nachwuchs der KG fürs Zusatzkonzert von Brings am Tanzbrunnen über deren Sänger Peter Brings (Zöller: „Wir sind seit Jahren gut befreundet“) 250 Karten im VIP-Bereich reserviert.

Mindestens ebenso viele Karten ordert Zöller seit sieben Jahren jeweils am Karnevalssonntag für die Abschluss-Sitzung der KG im Gürzenich. „An dem Tag veranstalte ich ein Symposium für den europaweiten Berufsverband der implantologisch tätigen Zahnärzte.“ Diese liebgewonnene Tradition will Zöller beibehalten. Auch wenn er ankündigt, im Vorstand einiger wissenschaftlichen Gesellschaften künftig etwas kürzerzutreten. Schließlich sei die „Große“ für ihn eine „Herzensangelegenheit“. Viele Kollegen kämen wegen des jecken Aspekts der Implantologen-Tagung gerne nach Köln. „Auch einige aus dem Ausland, die gar kein Deutsch sprechen, haben hier Spaß.“

Spricht der neuen Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft denn Kölsch? „Nein“, sagt Zöller. „Ich renne auch nicht gleich in einen Kölsch-Kursus. Das würde bei mir gekünstelt und damit lächerlich klingen. Ich bin aber so weit, dass ich alles verstehe. Das reicht.“

KStA abonnieren