Kollektives MäzenatentumKölner Bürger helfen dem Museum Ludwig

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Das Museum Ludwig bei Nacht

Das Museum Ludwig bei Nacht

Köln – An den Namen seiner Museen kann man ablesen, dass Köln eine Stadt der Stifter ist. Sammler wie Peter Ludwig oder Ferdinand Franz Wallraf waren nicht nur besessen von der Kunst, sondern auch beseelt von dem Gedanken, dass sich die Welt oder wenigstens die „eigene“ Stadt (der Aachener Ludwig war in dieser Hinsicht freizügig) durch sie zum Besseren verändern lässt. Ähnliches lässt sich auch vom sammelnden Priester Alexander Schnütgen sagen, vom Weltreisenden Wilhelm Joest und von den Eheleuten Frieda und Adolf Fischer, auf deren Liebe zur fernöstlichen Kultur das Kölner Museum für Ostasiatische Kunst zurückgeht.

Außer diesen großen Sammlerpersönlichkeiten gab und gibt es in Köln das kollektive Mäzenatentum vielen Bürger, die sich in Freundeskreisen und Gesellschaften für die Museen engagieren. Vergleichsweise jung ist die Gesellschaft für moderne Kunst am Museum Ludwig, die 1984 gegründet wurde, um dem damaligen Ludwig-Direktor Siegfried Gohr mit Geldspenden auszuhelfen, wenn sich die Stadt mal knausrig zeigte. Im Jahr 1994 rief die Gesellschaft dann einen aus Mitgliedsbeiträgen und Sponsorenbeiträgen finanzierten Preis ins Leben, wie es ihn nur einmal in der Kunstwelt gibt. Für 100 000 Euro kaufen die Mitglieder das Werk eines Künstlers an, der in Deutschland nicht so bekannt ist, wie er es verdient hätte, und in der Sammlung des Museum Ludwig fehlt. Benannt ist der Preis nach dem Kölner Sammler Wolfgang Hahn, einem Gründungsmitglied der Gesellschaft für moderne Kunst.

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Heute zählt die Gesellschaft über 650 Mitglieder, vor allem Privatleute, aber auch eine stattliche Anzahl an Firmen. Die aktuelle Vorsitzende Mayen Beckmann, Enkelin des Malers Max Beckmann, wuchs mit Kunst auf und konnte deswegen wohl gar nicht ablehnen, als ihr der Vorstand angetragen wurde. „Ich weiß“, sagt sie, „wie wichtig es für Künstler ist, in Museen Verbündete zu haben und dass sich Museen für Künstler einsetzen.“ Und Museen sind letztlich immer nur so stark wie die Menschen, die sich für sie engagieren.

Die Stadt Köln kann sich eben nicht um alles kümmern, und so hat sich in der Museumsförderung längst eine stillschweigende Partnerschaft zwischen öffentlicher und privater Sphäre etabliert. „Das Ludwig hat keinen Etat für das Umhängen der Sammlung“, so Beckmann, „aber ein Museum lebt davon, dass es immer wieder andere Dinge zeigt.“ Also lässt die Gesellschaft den Klingelbeutel unter den Mitgliedern herumgehen, um Kunsttransporte vom Depot zum Museum und zurück zu finanzieren. Auch Ausstellungskataloge wurden auf diesem Umweg schon bezahlt.

Innerhalb der Gesellschaft für moderne Kunst gibt es verschiedene Projekte und Gruppierungen. Die Perlensucher kaufen für die Ludwig-Sammlung vor allem Grafiken, Zeichnungen und andere Arbeiten auf Papier, die Mitglieder des 2005 gegründeten Jungen Ankaufs suchen für das Ludwig nach interessanten Künstlern der eigenen Generation und wieder andere betreuen die Kunst-Dialoge, ein Projekt, in dem angehende Kunsthistoriker lernen, wie sich Kunst lebendig vermitteln lässt. „Jeder nimmt Anteil“, so Beckmann“, „jede Gruppe hat ein anderes Stück des Kuchens für sich entdeckt.“

Man tut also Gutes, spricht auch mal darüber und hat, so Beckmann, Spaß dabei. Die Gesellschaft organisiert Reisen und Besuche bei Sammlern und Künstlern, sie sorgt – nicht anders als ein Kegelclub – für ein angeregtes Vereinsleben. Das könnte man selbstredend auch woanders haben. Das Gefühl, ein kleiner Peter Ludwig zu sein, dafür eher nicht. 

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