Schnelles VerfahrenSchnelltest aus Bonn

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Ein Schweinegrippenvirus des Typs A/CA/4/09

Ein Schweinegrippenvirus des Typs A/CA/4/09

KÖLN - Christian Drosten ist ein hoch erfolgreicher, vielleicht begnadeter Virenjäger. Der Leiter des Instituts für Virologie am Uniklinikum Bonn war bei der SARS-Epidemie im Jahr 2003 der erste, der einen genetischen Schnelltest für das Virus entwickeln konnte. Erst im Februar 2009 präsentierte sein Team ein Schnellverfahren zum Nachweis aller Hepatitis C- Virustypen im Blut.

Und nun waren die Bonner wieder besonders fix bei der Entwicklung eines schnellen Testsystems, mit dem schon aus einem Rachenabstrich von Patienten mit Grippesymptomen innerhalb von Stunden ermittelt werden kann, ob sich ein Patient in Deutschland das „mexikanische Virus“ eingefangen hat oder nicht. Seit zwei Tagen wird der neue Bonner Test eingesetzt, so am Mittwoch bei dem Hamburger Verdachtsfall. „Wir wissen, das unser Testsystem das echte Virus nachweisen kann“, sagt Drosten.

FLASH-ANIMATION:Schweinegrippe

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Der genetische Schnelltest basiert im Grunde allein auf den im Netz verfügbaren ersten genetischen Bauplänen des neuen H1N1 Virus, die von der US-Seuchenbehörde CDC bereits vor einigen Tagen veröffentlicht wurden. Mit der Gensequenz der „echten“ Schweineviren aus den USA und Mexiko konnten die Forscher im Labor kleine Gensonden basteln, deren genetische Buchstaben dann wie von alleine spezifisch an bestimmte Gen-Fragmente des H1N1-Virus im Speichel von Infizierten andocken, nicht aber an andere bei Menschen zirkulierende Grippeviren. Deshalb schlägt der Schnelltest nur bei Patienten an, deren Virus eine genetisch mexikanische Visitenkarte trägt.

Der Bonner Test wurde in Zusammenarbeit mit den Universitäten Marburg und Freiburg sowie einer Berliner Biotech-Firma entwickelt. Er sei, so Dorsten, etwa dafür gedacht, größere Patientenmengen zunächst zu sortieren. Bei den positiv getesteten Patienten müssten sich die Ärzte dann natürlich an die Bestätigungslabore wie das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) wenden. Das RKI müsse mehrere Tests machen, auch technisch unterschiedliche, um schließlich eine möglichst sichere „finale Aussage“ zu treffen. Erst wenn alle Tests dasselbe Ergebnis hätten, sei eine eindeutige Antwort möglich.

Auch in den USA wurden erste Schnelltests im Eilverfahren zugelassen, damit nicht nur Speziallabors den Nachweis einer A / H1N1-Infektion erbringen können.

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