Werk aus Holzstücken und BierdeckelnEuskirchener Stadtmodell wird restauriert

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Den Innenbereich des Stadtmodells, dessen Durchmesser mehr als drei Meter beträgt,  konnte Sarah Renn nur von einem Gerüst aus erreichen.

Euskirchen – Als am 14. Juli 2021 das Erdgeschoss des Museums im Euskirchener Kulturhof voll Wasser lief, musste man auch für das Stadtmodell mit dem Schlimmsten rechnen. Es überstand die Flutkatastrophe jedoch besser als befürchtet. Die Wassermassen hatten das Objekt angehoben und später, als der Pegel sank, wieder abgesetzt, fast am ursprünglichen Standort.

Wenn es auch nicht zerstört wurde, so entstanden doch beträchtliche Schäden. Jetzt, gut ein Jahr nach dem verheerenden Hochwasser, ist davon nichts mehr zu sehen. Am Mittwoch wurde die Restaurierung des Modells abgeschlossen.

Entstanden aus Anlass der 650-Jahr-Feier Euskirchens

Es stammt von Stadtbaurat Hofmann, der es 1952 anlässlich der 650-Jahr-Feier Euskirchens baute, und zeigt den historischen Kern nach einem Stadtplan von 1829. Lange Zeit hatte es seinen Platz im Alten Rathaus, später kam es in den Dicken Turm, der mit dem benachbarten Haus Bibo bis 2013 das Stadtmuseum beherbergte, schließlich ins neue Domizil des Museums an der Wilhelmstraße.

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Museumsmitarbeiterin Petra Goerge ist begeistert vom Zustand des Modells.

Um es in den Dicken Turm transportieren zu können, war das Modell erstmals in vier Teile zersägt worden. Auf diese Methode griff notgedrungen auch Sarah Renn zurück, deren Euenheimer Atelier mit der Restaurierung beauftragt worden war. „Es tat mir weh, die originale Substanz zu zerstören“, erzählte sie jetzt von jenem Tag Anfang August, als das Stadtmodell ins ehemalige Franziskanerkloster in der Südstadt gebracht wurde. „Hier im Museum konnte es nicht bleiben, der gesamte Kulturhof war ja monatelang eine Baustelle“, sagte Museumsmitarbeiterin Petra Goerge.

Im früheren Franziskanerkloster aufbewahrt

Im Kloster hatte die Euskirchener Stadtpfarrei dem Museum unbürokratisch einen Raum zur Verfügung gestellt, in dem das Modell sicher untergebracht wurde. „Dafür sind wir der Kirchengemeinde sehr dankbar“, so Goerge.

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Die Martinskirche ist das markanteste Gebäude in dem Modell, das Euskirchen im Jahr 1829 zeigt.

„Das Zerschneiden und der Transport waren sehr heikel. Aber alles hat gut geklappt“, berichtete Restauratorin Renn. Im Kloster hatte sie Schimmel an der Unterseite der Konstruktion entfernt und die befallenen Flächen desinfiziert, so dass keine neuen Sporen entstehen konnten. Darüber hinaus ließ man dem Stadtmodell die Zeit, die es zum Trocknen brauchte. Im Mai, zur Wiedereröffnung des Museums, kam es zurück in den Kulturhof.

Herzstück der Dauerausstellung zur Stadtgeschichte   

Vor gut zwei Wochen begannen Sarah Renn und ihr Team an der Stelle, wo das Modell künftig das Herzstück der Dauerausstellung zur Stadtgeschichte bilden wird, mit der Restaurierung. An ihrer Seite waren Sarah Vortel und Lutz Sankowsky, von dem sie das Atelier im vorigen Jahr übernommen hat. Stundenweise ist er noch im Einsatz in seinem früheren Unternehmen, das nun seine ehemalige Mitarbeiterin leitet.

Das Stadtmodell besteht hauptsächlich aus Bierdeckeln, Papp- und Holzstücken. Hofmann habe für seine mit viel Liebe zum Detail angefertigte Arbeit Anfang der 50er-Jahre, kurz nach dem Krieg, genommen, was er kriegen konnte, vermutet Renn. Die Oberfläche ist aus Pulpe hergestellt, einer Mischung aus Papierfasern, Leim und Weizenstärke.

Der erste Abschnitt der Restaurierung bestand darin, die vier Teile zusammenzufügen. Es folgten eine Oberflächenreinigung – „trocken und feucht“, so Renn – und die Festigung der Substanz mit einem speziellen Leim. Nach der Kittung sämtlicher Fehlstellen und offener Fugen galt es zuletzt, die bearbeiteten Partien zu retuschieren.

Häuser von dicker Staubschicht befreit

Petra Goerge ist vom Ergebnis begeistert. Sie kennt das Stadtmodell seit nahezu 30 Jahren. „In einem so guten Zustand wie jetzt habe ich es noch nie gesehen. So schön war es wahrscheinlich nur kurz nach der Fertigstellung“, sagte sie am Mittwoch mit Blick auf die Gebäude.

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„Die Häuser waren früher von einer dicken Staubschicht bedeckt. Durch die Reinigung sind Fenster und Fachwerk freigelegt worden, die vorher nicht zu erkennen waren. Und die Martinskirche erstrahlt, als wäre sie neu gebaut worden.“ So habe die Flutkatastrophe bei allem Schrecklichen, das sie mit sich brachte, „auch etwas Gutes“.

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