Die Euskirchener Pfarre St. Martin macht mit bei der „Aktion Purpurbuche“ des Erzbistums Köln. Im Pfarrgarten steht jetzt ein solcher Baum.
Baum gepflanztPurpurbuche soll in Euskirchen an Missbrauchsopfer erinnern

Pastor Jośe Pérez Pérez segnete die junge Purpurbuche, die im Pfarrgarten gepflanzt worden ist.
Copyright: Ulla Jürgensonn
Der kleine Baum hat eine große Aufgabe: Er soll an die Opfer des Missbrauchs in der katholischen Kirche erinnern, soll mahnen, wachsam zu sein, um solche Verbrechen künftig zu verhindern. Eine junge Purpurbuche, auch Blutbuche genannt, wurde jetzt im Pfarrgarten von St. Martin gepflanzt und gesegnet.
Im Moment trägt das Bäumchen jahreszeitlich angemessen braune Blätter. Doch im kommenden Jahr wird das Laub tiefrot sein. „Das Rot steht für das Leid der Betroffenen“, sagte Pfarrer Jośe Pérez Pérez. Die Buche könne 200 Jahre alt werden: „Das Leid der Missbrauchsopfer dauert ein Leben lang.“

Um den jungen Baum herum sollen in den nächsten Tagen stets Kerzen brennen.
Copyright: Ulla Jürgensonn
Das Erzbistum Köln, das für seine Aufarbeitung der Missbrauchsvorfälle scharf kritisiert worden ist, hat zur „Aktion Purpurbuche“ aufgerufen. Am Gedenktag für die Betroffenen von sexuellem Missbrauch, am 18. November, sollten in möglichst vielen Kirchengemeinden Bäume gepflanzt werden. „Uns ist das Thema wichtig“, so Diakon Werner Jacobs. „Deshalb haben wir uns entschieden mitzumachen.“
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Ehrenamtler und Mitarbeiter werden geschult
Er selbst kenne Betroffene, auch Kolleginnen und Kollegen. Dennoch habe er nur eine vage Vorstellung, was sexueller Missbrauch für das Leben eines Menschen bedeute. Jacobs erinnerte an einen Fall von Missbrauch durch einen Ehrenamtler in Euskirchen. „Ich bin selbst Familienvater. Kein Elternteil möchte, dass einem Kind so etwas widerfährt.“ Mit Bäumepflanzen ist es aber nicht getan.
Werner Jacobs, Pfarrer Pérez Pérez und Thomas Keulertz haben sich in Sachen Prävention weitergebildet. Sie schulen Ehrenamtler, aber auch Mitarbeiter wie Küster oder Kirchenmusiker. Es gehe um eine gewisse Form der Achtsamkeit: „Damit den Menschen, die uns anvertraut sind, so etwas nicht passiert.“ Oder, wie Pérez Pérez formulierte: „Es geht darum, die Augen zu öffnen für alle in meiner Umgebung.“
Wir werden nicht jeden Missbrauch verhindern können.
Systemfehler hätten es den Tätern ermöglicht, lange unentdeckt zu bleiben. Allerdings sagte er auch: „Wir werden nicht jeden Missbrauch verhindern können.“ Aber dass Opfern nicht zugehört werde, das dürfe nicht mehr vorkommen. Statistisch erzähle jedes Missbrauchsopfer seine Geschichte sieben Menschen, bevor es ernstgenommen werde, erklärte Werner Jacobs.
Nun soll also die Purpurbuche ein Zeichen gegen das Leid der Betroffenen und gegen das Schweigen der Verantwortlichen setzen. Sie solle eine Mahnung sein, damit sexueller Missbrauch in der Kirche nie wieder geschehe, sagte Jacobs. Das wolle die Buche uns sagen, und eigentlich müsste sie dauernd schreien.
Es war eine kleine Gruppe, die gekommen war, um gemeinsam den jungen Baum zu segnen – gepflanzt worden war er schon eine Woche zuvor. Pastor Pérez Pérez und Thomas Keulertz trugen im Wechsel die Meditation einer Betroffenen zum Vaterunser vor – Gedanken, die einen Blick in die Abgründe öffneten, in die sexueller Missbrauch das Opfer stürzt. Das war mehr als ergreifend, das war erschütternd.
Eigentlich sollten dann Kerzen rund um den Stamm des Bäumchens entzündet werden. Doch der Wind blies sie schnell wieder aus. Jetzt steht eine Laterne dort, in der in den kommenden Wochen immer eine Kerze brennt.

