Stadt LeichlingenDie Verwaltung muss an vielen Stellen improvisieren

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Abfallberge hinter dem Rathaus, dessen Keller vom Hochwasser überschwemmt wurde. Die Stadtverwaltung kann zwei Wochen danach immer noch nicht wieder regulär arbeiten. 

Leichlingen – Zwei Wochen nach dem Starkregen mit anschließendem Hochwasser sind die Aufräumarbeiten noch lange nicht zu Ende. Die Stadtverwaltung versucht, den Betrieb bestmöglich am Laufen zu halten, obwohl das Rathaus selbst von Schäden betroffen ist. Bürgermeister Frank Steffes gibt einen Überblick aus Sicht der Verwaltung:

Bürgermeister Frank Steffes

Bürgermeister Frank Steffes

Rathaus

Die Stadtverwaltung arbeitet zurzeit wieder wie im tiefsten Corona-Lockdown. Denn das Rathaus ist nach wie vor nur mit halber Stromkapazität versorgt. Das bedeutet, dass auch nur die Hälfte der Belegschaft vor Ort arbeiten kann, der Rest sitzt im Home-Office. Nur das Nötigste ist mit Strom versorgt – Kaffeeküchen und Drucker zählen da vorerst nicht zu. Ein riesiges Notstromaggregat steht vor der Bücherei. So kann zumindest das Bürgerbüro wieder wie gewohnt arbeiten. Termine können wieder online vereinbart und vor Ort wahrgenommen werden. Der Krisenstab tagt regelmäßig.

Schulen

Noch sind Sommerferien, doch der Schulstart rückt näher und auch Schulen in Wuppernähe sind vom Hochwasser betroffen. Bürgermeister Frank Steffes versicherte, dass Gymnasium und Sekundarschule pünktlich öffnen werden. Anders sieht es allerdings mit der Grundschule Büscherhof aus, die vor einem Jahr vorübergehend in das leerstehende Hauptschulgebäude am Hammer gezogen ist. Dort stand nun das Erdgeschoss 50 Zentimeter unter Wasser und muss kernsaniert werden. Die Obergeschosse sind hingegen unversehrt, sodass die Kinder durch einen Folientunnel in Klassenzimmer der höheren Stockwerke geleitet werden sollen, um die Schule kurzfristig nutzbar zu machen. Damit könnte sich das Ferienende dieser Schüler und Schülerinnen um maximal zwei zusätzliche Wochen hinauszögern.

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Sporthallen

Schlechter sieht es in den Sporthallen aus. Die große Turnhalle am Hammer ist „komplett durch“, fasst Frank Steffes salopp aber treffend zusammen. Denn der Boden ist bereits rausgerissen, er habe geschüsselt, wie es in der Fachsprache heißt. Auch die Wände müssen in Teilen abgebaut werden. Sogar die Außenfassade hat Schaden genommen, weil sich das Dämmmaterial vollgesogen hat. Wie die Lage in der Realschulhalle aussieht, ist noch nicht abschließend geklärt. Sollte dort ebenfalls Wasser unter den Schwingboden gelaufen sein, was jene Schüsselung des Bodens nach sich zieht, wird sie ebenfalls lange nicht nutzbar sein.

Trauungen

Von den drei Orten für standesamtliche Trauungen, an denen die Leichlinger Beamten und Beamtinnen vermählen, ist nur noch das Schloss Eicherhof uneingeschränkt verfügbar. Nachdem inmitten des Aufräum-Chaos dort in den vergangenen Tagen schon Paare geheiratet hatten, wurde eine weitere Trauung im Einvernehmen an diese Location verlegt.

Von den anstehenden Terminen im städtischen Trauzimmer ist einer nach Wermelskirchen, der andere ins Büro von Amtsleiterin Brigitte Gutendorf im Erdgeschoss verschoben worden. Wird kein barrierefreier Zugang benötigt, funktioniere diese Lösung, erzählte die Standesbeamtin. Sie scheint bemüht, mit jedem der wenigen betroffenen Paar eine Alternative zu finden. In der vom Hochwasser betroffenen Spinnerei im Sinneswald sind die nächsten Trauungen sowieso erst für September gebucht. Die Betreiber Braun und Brudes zeigen sich guter Dinge, bis dahin die Schäden beseitigt zu haben, berichtet Gutendorf.

Hochwasserhilfe

Knapp 300 Anträge für Soforthilfe vom Land NRW haben Betroffene schon bei der Stadt Leichlingen eingereicht. Sie ist zuständig für die Bearbeitung und Auszahlung der 1500 bis 5000 Euro pro Haushalt. Dafür seien schon Tranchen vom Land bei der Stadt eingegangen. Das Geld werde wenige Tage nach Eingang und Überprüfung des Antrags überwiesen oder als Barscheck übergeben.

Vier Mitarbeiter der Verwaltung kümmern sich zurzeit darum. Sie prüfen auf Plausibilität und schließen Doppelanträge aus. Die Zuständigkeit soll zeitnah ans Bürgerbüro übergeben werden, wo die Anträge – teils durch ein Fenster, um Wartezeiten zu vermeiden – auch angenommen werden. Bürgermeister Steffes hatte mit mehr Anträgen gerechnet, aber es können auch weiterhin noch Formulare eingereicht werden, auch online.

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Wie die Privatpersonen bekommen auch Städte eine Soforthilfe vom Land. Von 65 Millionen Euro sind 43 für den Regierungsbezirk Köln vorgesehen, davon geht ein Großteil etwa in den Kreis Euskirchen und in Richtung Erft und Sieg. Für den Rheinisch-Bergischen Kreis gibt es 500 000 Euro, die die Städte unter sich aufteilen.

Bürgerbus

Aufgrund der Hochwasserlage und den damit verbundenen Einsätzen der Hilfskräfte hatte der von ehrenamtlichen Kräften betriebene Bürgerbus Leichlingen den Betrieb vorübergehend ganz einstellen müssen. Er fährt nun seit vergangener Woche wieder, corona-bedingt allerdings bis auf Weiteres nur vormittags.

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