Durch Pandemie seltener erkannt?Zahl der Tuberkulose-Fälle in Leverkusen sinkt

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Das Klinikum in Schlebusch macht am Welt-Tuberkulose-Tag auf die gefährliche Krankheit aufmerksam.

Leverkusen – Das Klinikum Leverkusen macht am Welt-Tuberkulose-Tag am Donnerstag auf die Erkrankung aufmerksam, die als weltweit häufigste und tödlichste Infektionskrankheit gilt und in Deutschland nach Covid-19 und Influenza die dritthäufigste Atemwegserkrankung mit Todesfolge ist.

Bundesweit wurden nach Angaben des Klinikums im Jahre 2020 insgesamt 4127 Fälle nachgewiesen, in Leverkusen waren es in diesem Zeitraum 19. Im laufenden Jahr waren bislang sechs Menschen in Leverkusen in Behandlung. Die Tuberkulose befällt am häufigsten die Lunge, aber auch – insbesondere bei geschwächter Abwehr – die Knochen, Lymphknoten, Nieren und Harnwege. Um Ansteckungen zu vermeiden, werden Betroffene mit einer sogenannten offenen Lungentuberkulose isoliert, wofür in Leverkusen eine spezialisierte Infektionsstation zur Verfügung steht. Auffällig sei laut Klinikum, dass in den letzten beiden Jahren weniger Tuberkulosefälle gemeldet wurden: Waren es von 2012 bis 2019 durchschnittlich 13 Fälle pro Jahr, sank die Zahl nun auf vier pro Jahr.

Krankheit verschleppt

Laut der Welt-Gesundheitsorganisation ist dies ein weltweites Phänomen. Dahinter könnte die Überlastung der Gesundheitssysteme durch Covid-19 stecken: „Es muss befürchtet werden, dass durch Lockdown und Abschottung Tuberkulosefälle seltener erkannt wurden und in der Folge die Krankheit verschleppt wird“, so Professor Dr. Stefan Reuter, Direktor der Medizinischen Klinik 4 am Klinikum. Die Folgen seien eine höhere Ansteckungsgefahr und schwerere Verläufe. Eindeutig sei dies derzeit noch nicht.

Die niedrigeren Zahlen könnten sich auch, ähnlich wie bei den Grippeerkrankungen, durch die erhöhten Schutzmaßnahmen und die Abstandsregeln erklären. Jedoch breche eine Tuberkulose nach der Infektion meist nicht direkt aus, sondern erst Jahre später, somit seien die genauen Auswirkungen der Pandemie noch unklar.

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Anstecken könne man sich, wenn man von einer erkrankten Person angehustet wird. Typische Anzeichen seien Husten, Fieber, nächtliches Schwitzen sowie Verlust von Appetit und Gewicht. Am häufigsten betroffen seien junge Erwachsene und ältere Menschen über 80 Jahre. Behandelt werden kann die Tuberkulose mit einer Kombination aus Medikamenten, bis sie ausgeheilt ist, dauere es allerdings mindestens ein halbes Jahr. Sorge bereiteten den Fachleuten jedoch zunehmend Resistenzen. In solchen Fällen kann es auch dazu kommen, dass Infusionen eingesetzt oder Reservemedikamente angewendet werden müssen. (dre) 

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