Der Leverkusener IT-Dienstleister soll mit einer größeren Firma fusionieren. Für die Angestellten läuft alles weiter.
Gehalt fließt weiterChef der Leverkusener Tochter IVL freigestellt

Ein Screenshot der Unternehmenswebseite der IVL: Der Geschäftsführer Ulf Dunker (linkes oberes Bild) wurde freigestellt - bei laufendem Gehalt.
Copyright: Screenshot: Ralf Krieger
Leverkusen hat ein neues Personalproblem, das die Stadt eine Menge Geld kosten dürfte: Ulf Dunker, Geschäftsführer der IVL (Informationsverarbeitung Leverkusen GmbH), ist schon vor Wochen freigestellt worden, sein Gehalt wird aber weiter gezahlt. Die IVL ist die städtische Tochtergesellschaft, die im Wesentlichen die IT-Infrastruktur für die Stadt Leverkusen und die Energieversorgung Leverkusen betreut. Das Unternehmen gehört zu 90 Prozent der EVL, die Stadt Leverkusen hält die restlichen zehn Prozent. Dort arbeiten um die 90 Angestellte.
Dunker war am 1. Oktober 2023 für fünf Jahre vom Rat als Geschäftsführer bestellt worden. Seine Vertragslaufzeit ist also nicht einmal zur Hälfte herum, sie endet im Herbst 2028. Das wären noch mehr als drei Jahre, in denen theoretisch das Gehalt weiterlaufen könnte, falls keine Einigung zustande kommt. Offensichtlich sind Stadt und EVL aber bereit, sich die Freistellung etwas kosten lassen.
Zwar hat die IVL seit vier Jahren ihren ausführlichen Geschäftsbericht nicht mehr abgeliefert, in dem man das Gehalt des Geschäftsführers nachlesen kann. Für 2021 liegt er aber vor. Demnach bekam der Vorgänger von Dunker ziemlich genau 200.000 Euro Jahresgehalt. Unterdessen hat IVL-Prokurist Dirk Herzog die Geschäfte übernommen, mit der Freistellung kann Dunker keine Entscheidungen mehr treffen.
Alles zum Thema EVL
- Sportveranstaltung EVL-Halbmarathon in Leverkusen steuert auf Teilnehmerrekord zu
- Alternative Antriebe Wupsi will Busflotte bis 2034 komplett elektrifiziert haben
- Verkehr Leverkusen hat durch Sperrung der Bismarckstraße ein Stauproblem
- Telefonanrufe EVL warnt vor aktuellen Betrugsversuchen in Leverkusen
- Heiße Tage EVL nimmt Trinkwasserbrunnen in Wiesdorf bald wieder in Betrieb
- Preisverleihung Leverkusens Unternehmer des Jahres ist ein Quereinsteiger
- Leitungsarbeiten Verkehrschaos droht: Leverkusener Bismarckstraße wird voll gesperrt
Offiziell sagt niemand etwas
Offiziell will niemand einen Grund für die vorzeitige Freistellung nennen, es heißt aber aus unbestätigten Quellen, dass es Unstimmigkeiten zwischen den Anteilseignern und dem Geschäftsführer gegeben habe. Die Stadtverwaltung Leverkusen hat vergleichsweise großen Nachholbedarf, was das Angebot an digitalen Behördenleistungen angeht. Deshalb soll die IVL bald fusionieren – möglichst mit einem größeren IT-Unternehmen. In diesen Fragen sollen die Vorstellungen zwischen den Anteilseignern Stadtverwaltung und EVL und Geschäftsführer Dunker nicht gepasst haben.
Intern soll es zuletzt Probleme mit der Stimmung in der Belegschaft gegeben haben, in Zeiten, in denen Fachkräfte leicht abwandern, ist das ungünstig. Es gibt einen Betriebsrat bei der IVL. Ein Kontaktversuch unserer Redaktion mit dem Paderborner Ulf Dunker war nicht erfolgreich.
Der kaufmännische Geschäftsführer der EVL, Thomas Eimermacher, bestätigte die Freistellung, zu den Gründen sagte er nichts. Man müsse die IVL durch eine Fusion zukunftssicher machen, so Eimermacher. Dezernent und Stadtkämmerer Michael Molitor ist verantwortlich bei der Stadt. Er sagte: „Ulf Dunker ist freigestellt, alles andere wird verhandelt.“ Die IVL als Standortgesellschaft der Stadtverwaltung sei nicht gefährdet, die Jobs seien sowieso sicher.
Hintergrund einer angestrebten Fusion ist, dass auch das Land NRW Druck macht: Nicht jede Kommune soll ihr eigenes IT-Süppchen kochen. Kleinere Firmen sollen zu größeren Einheiten zusammengefasst werden, die dann wegen ihrer Größe mehr Anforderungen der Städte und Verwaltungen erfüllen könnten. Die ergäben sich zunehmend wegen der notwendigen Digitalisierung, ist die Haltung in Düsseldorf. Leverkusen hat Nachholbedarf, das bestreitet kaum jemand. Eimermacher legt sich auf Anfrage fest: „Da sind andere Kommunen weiter als wir.“
Dass die Arbeit der IT-Dienstleister für Städte existenziell sein kann, hat der Cyberangriff auf die Südwestfalen-IT im Oktober 2023 gezeigt. Städte und Gemeinden waren reihenweise in Teilen für Monate offline. Burscheid und Leichlingen waren damals betroffen. Dieser Vorfall zeigt aber auch die Nachteile großer Einheiten, in der die IVL jetzt auch aufgehen soll: Schaffen es Kriminelle, einen großen Dienstleister zu hacken, können auf einen Schlag viele Städte betroffen sein.
Ein ähnlicher Vorfall blieb der IVL und damit der Stadt Leverkusen bisher erspart. Ein zweistündiger Ausfall in den Netzen der Stadt im November 2024 hatte einen technischen Grund.