Hendrik Stradtmann hat in Hitdorf ein Unternehmen für mobile Wasserversorgung aufgebaut – und sich mehr als einmal neu erfunden.
PreisverleihungLeverkusens Unternehmer des Jahres ist ein Quereinsteiger

Hendrik Stradtmann an einem Tank-Lastwagen, der mit einem eigenen UV-Licht-Entkeimungskreislauf ausgestattet ist. Am Montagabend wurde der Hitdorfer zum Unternehmer des Jahres 2025 gekürt.
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„Wir sind alle Quereinsteiger.“ Das gilt auch für den Gründer. Hendrik Stradtmann kommt „ursprünglich aus der Hotellerie“. Mit dem, was er und rund 20 Angestellte heute machen, hat das nur noch sehr entfernt etwas zu tun. Stradtmann hat sich vor zehn Jahren auf Trinkwasserversorgung spezialisiert. Ist das nicht der Job des Wasserwerks? Normalerweise schon. Aber Stradtmann sorgt dort für Wasser, wo keine Leitung liegt. Oder wo sie unterbrochen ist.
Ein Beispiel: „Irgendwo wird ein Windpark gebaut. Da ist sonst nichts.“ Also auch kein Wasser für die Bauarbeiter, die die Windräder aufstellen. Oder: Ein Gefängnis bekommt einen neuen Trakt. Die Gefangenen werden in ein provisorisches Gebäude verlegt, in dem ohne technische Hilfe nicht genug Wasserdruck herrscht. Auch das ist ein typischer Stradtmann-Job.
Zur „totalen Vielschichtigkeit“ der täglichen Arbeit in Hitdorf gehören auch Notfälle: In einem Jugendzentrum außerhalb Leverkusens seien Keime im Trinkwasser gefunden worden, so Stradtmann im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Auch da sind seine Spezialisten mit einer mobilen Versorgung eingesprungen. Im Moment stehen die Geräte mit dem Stradtmann-Logo an zwei Raststätten: einer Kölner und einer in Troisdorf. Dort waren bei Bauarbeiten die Wasserleitungen beschädigt worden. Für hunderte Lkw-Fahrer am Tag könne man keine Wasserfässer bereitstellen, erklärt der Unternehmer. „Wenn man eine schnelle Lösung braucht: Dafür sind wir da.“
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Wenn man eine schnelle Lösung braucht: Dafür sind wir da.
Die Geschäftsidee ist Stradtmann in seinem früheren Tätigkeitsfeld gekommen: der Veranstaltungstechnik. Da ging es irgendwann nicht mehr nur um Licht und Ton, sondern auch um Trinkwasser. „Früher hat man einen Gartenschlauch an den Bierwagen angeschlossen. Das hat sich total verändert.“ Auch das Dixi-Klo wird auf Freiluft-Veranstaltungen vielfach nicht mehr als Stand der Technik empfunden. Der Trend gehe zu Lösungen mit festen Leitungen. Was indes strenge Hygiene-Anforderungen mit sich bringt. „Wir unterliegen natürlich der Trinkwasser-Verordnung“, betont Stradtmann. In Hitdorf hat sein Unternehmen sogar einen eigenen Brunnen. Den benutze er in der Regel aber nicht, sagt Stradtmann. An der Qualität des Wassers, das von der Energieversorgung Leverkusen geliefert wird, hat er keinen Zweifel.
Die Kontakte, die Stradtmann als Veranstaltungstechniker geschlossen hat, helfen ihm in seinem neuen Metier durchaus: Er ist Partner der Stadtwerke Düsseldorf. Viele Aufträge kommen aus dem nördlichen Rheinland, berichtet er.

Die Trinkwasser-Module sieht man an vielen Stellen.
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Für die Nominierung als Leverkusens Unternehmer des Jahres war auch wichtig, dass eine Wachstums-Story dahinter steht. In zehn Jahren ist die Stradtmann GmbH stetig größer geworden. Und der Gründer kann sich gut vorstellen, dass noch viel passiert in „dieser totalen Nische“. Vor allem, wenn es um Abwasser geht. Mikroplastik, Ewigkeitschemikalien – große Herausforderungen warten. Hendrik Strathmann will gerne dabei sein.
Auf dem Wirtschaftsempfang am Montagabend im Bayer-Kasino ging es aber noch um die jüngere Vergangenheit. Jens Becker vom Chemie-Spezialisten Levaco nannte „Kreativität, logistische Präzision und Flexibilität“ als besondere Merkmale bei Stradtmann. Es ist guter Brauch, dass der Träger des Unternehmenspreises seinen Nachfolger vorstellt. Das hat außerdem den Charme, dass Firmenchefs über Kollegen sprechen. Das hilft bei einer kenntnisreichen Beurteilung. Für Becker als Preisträger 2024 ist der Unternehmer des Jahres 2025 ein „Beispiel, wie sich deutsche Unternehmen neu erfinden können. Das macht Mut, Mut für den Standort Deutschland, Mut für den Standort Leverkusen.“
Auch von anderen Beteiligten an Leverkusens größter Unternehmer-Zusammenkunft des Jahres gab es viel Anerkennung. Stradtmann passe ausgezeichnet ins Anforderungsprofil für den Unternehmerpreis. Die Firma engagiere sich für den Standort, schaffe Arbeitsplätze und sei innovativ. Genau das brauche die Stadt.
Der Unternehmerpreis wird jedes Jahr von einer Jury vergeben. Sie besteht derzeit aus Oberbürgermeister Uwe Richrath, der Aufsichtsratsvorsitzenden der WfL, Claudia Wiese, und dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, Markus Märtens. Dazu kommen Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, Markus Grawe, Vorstandschef der Sparkasse Leverkusen und Jörg Hausmann, Leiter Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg der Industrie- und Handelskammer zu Köln.