Er zweifelte an der KircheWiesdorfer Priester Ralf Hirsch will Busfahrer werden

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Pfarrer Ralf Hirsch will den Priesterberuf aufgeben.

  • Der Wiesdorfer Pfarrer ist von Erzbischof Woelki beurlaubt worden.
  • Ihm steht die Amtsenthebung bevor.
  • Der Theologe und Philosoph hat schon einen neuen Beruf gewählt: Er wird Busfahrer
  • Der Abschied ist am 21. Juli um 18.30 Uhr.

Leverkusen – Wenn einer eine Gemeinschaft verlässt, der er lange angehört hat, kann es auch schon mal emotional werden. Der Wiesdorfer Pfarrer Ralf Hirsch hatte mit seinem Dienstherrn, dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, im vergangenen Winter ein Abkommen geschlossen. Hirsch war an einem Wendepunkt im Leben angekommen; er war sich nicht mehr sicher, ob er als Pfarrer weiterarbeiten wolle, sagte er damals im Interview mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Einen konkreten Grund dafür nannte er nicht. Hirsch: „Ich kann einige Punkte in der Katholischen Kirche so nicht mehr mittragen.“

Erzbischof lässt Pfarrer ungern gehen

Woelki, der wegen des Priestermangels seine Pfarrer nur höchst ungern gehen lässt, hatte Hirsch eine Reflexions-Zeit zugestanden. Womöglich hatte der Kardinal die Hoffnung, dass der Pfarrer in den Monaten nach seinem Rücktritt am kommenden 31. August noch einmal alles überlegen könnte. Diese Hoffnung wurde jetzt wohl enttäuscht, denn der Kardinal beendete die Amtszeit Hirschs abrupt: Er ist seit dem 1. Juli beurlaubt, darf nicht mehr als Pfarrer arbeiten. Hirsch wird, falls er nicht innerhalb von vier Wochen in den Gehorsam des Bischofs zurückkehrt, vom Dienst suspendiert. Das bedeutet auch, dass Hirsch ab August kein Geld mehr bekommt. So läuft’s im Kirchenrecht.

„War schon überrascht“

Hirsch versteht, dass der Kardinal diesen krassen Schnitt getan hat. Dennoch: „Ich war schon überrascht“, sagte Hirsch am Freitag. Da war er auf einer Wanderung nach Burscheid zur Wiehbachquelle. „Menschlich lief das Gespräch mit Woelki aber gut, und der Umgang mit den Leuten vom Bistum ist freundlich.“

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Im Priestergewand wird man ihn dann vermutlich nicht mehr sehen können.

Die Verwaltung der Wiesdorfer Pfarrei hat jetzt Stadtdechant Heinz-Peter Teller am Hals, jedenfalls bis es am 1. September zum großen Zusammenschluss aller westlichen Leverkusener Gemeinden von Wiesdorf bis Hitdorf kommt: „Ich bin jetzt der Pfarrverweser für Wiesdorf“, amüsierte sich der Dechant über den altertümlichen Titel. Sauer über den Abgang von Ralf Hirsch ist Teller nicht: „Ich bedauer’ das eher. Der war ein wirklich guter Pfarrer, hat in Wiesdorf viel bewegt.“

Teller wird auch im Abschiedsgottesdienst für Hirsch am 21. Juli um 18.30 Uhr in Herz Jesu die Predigt halten. Hirsch muss dann in der Bank sitzen und darf nur zuhören.

Beruhigendes Brummen

Unversehens beendete der Bischof die Amtszeit Hirschs; aber ebenso überraschend ist die berufliche Wendung des vom Berufsweg abgekommenen Pfarrers aus Wiesdorf: „Ich werde Busfahrer!“ Alles, was einen Verbrennungsmotor habe und brumme, so der studierte Theologe und Philosoph, beruhige ihn. Das liegt laut Hirsch in den Genen der Familie. Die Eltern hätten auch mit Kraftfahrzeugen zu tun gehabt.

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Klappt alles, wird er zunächst Linienbusse durch Leverkusen lenken. Hirschs Ziel sei aber der Reisebus. Seine „Gemeinde“ wird also demnächst nicht mehr vor ihm, sondern hinter ihm sitzen. Er hat bei einer Leverkusener Firma angeheuert.

Die Leute könnten weiter beten

Heinz-Peter Teller hat als Stadtdechant und Pfarrer auch immer die Religion im Blick: „Bei Hirsch werden die Leute demnächst vielleicht noch ganz anders ans Beten kommen – das kommt dann mehr drauf an, wie der seinen Bus fährt.“

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