AmtsgerichtLeverkusener Tankstellen-Räuber erhalten milde Strafen

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Eine Akte auf dem Richtertisch im Amtsgericht Leverkusen.

Eine Akte auf dem Richtertisch im Amtsgericht Leverkusen.

Zwei Helfer bei Raubüberfällen kamen mit leichten Strafen davon.

Die Strafen für die zwei Leverkusener Männer fielen gering aus, nachdem sie ihre Beihilfe zu sieben Raubüberfällen auf Tankstellen, Spielhallen und einen Kiosk zugegeben hatten. Unter anderem beteiligten sie sich an einem Raubüberfall in der freien BFT-Tankstelle in Hitdorf, die zurzeit geschlossen ist.

Die BFT-Tankstelle an der Hitdorfer Straße ist jetzt geschlossen.

Die BFT-Tankstelle an der Hitdorfer Straße ist jetzt geschlossen.

Beide Angeklagte, tipptopp, mit stylischen Undercut-Frisuren aus dem Barbershop, legten Geständnisse ab. Einer gab zu, nur hinten im Auto gesessen zu haben; seine Akte bei der Justiz ist dafür schon ganz schön dick: Körperverletzung, Raub, Bedrohung, Waffenbesitz und Drogen, Beleidigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Er bekommt ein Jahr und fünf Monate. Bei der Urteilsverkündung hellte sich seine Miene deutlich auf. Der andere gibt zu, er habe die zwei Haupttäter mit seinem BMW zu den Überfällen gefahren. Ihn hat der Richter zu einem Jahr und drei Monaten verurteilt. Beide Täter bleiben auf freiem Fuß, die Strafen lauten auf Bewährung: Zwei Jahre dürfen sie sich nichts zuschulden kommen lassen.

Junge Zeugin mit Erinnerungslücken

Die Folgen für Angestellte, die in Tankstellen und Spielhallen überfallen werden, womöglich mit vorgehaltener Waffe, sind mitunter gravierend: Es gibt solche, die sich deshalb mit Ängsten herumquälen, andere können nach einem Überfall-Erlebnis ihren Job womöglich nicht mehr ausüben. Dennoch muss ein Gericht hinterher handfeste Nachweise für die Taten liefern; in diesem Verfahren waren die Aussagen der Zeugen allerdings alles andere als ergiebig. Eine Freundin des Täters hatte bei der Polizei noch ausgesagt, dass sie dabei gewesen sei, als die Angeklagten ihre Überfälle geplant hatten. Die 26-jährige Frau konnte sich am Freitag im Gerichtssaal pauschal an gar nichts mehr erinnern, sie sagt, sie sei psychisch in einem Loch und müsse Tabletten nehmen.

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Insgesamt sollen vier Täter an den Überfällen beteiligt gewesen sein. Die zwei Mittäter der vorm Leverkusener Gericht angeklagten Männer hatte das Kölner Landgericht für die Überfälle verurteilt, beide sitzen in Haft und sollten am Freitag in Opladen vernommen werden. Allerdings kam es nicht dazu. Denn sie müssen nur aussagen, wenn sie sich nicht selbst belasten. Einer von ihnen, ein kleiner muskelbepackter 28-Jähriger, kann sogar nach dem Verfahren in Opladen darauf hoffen, freizukommen. Sein in Haft sitzender Mittäter hatte nämlich am Montag schon ausgesagt, dass der Muskelmann gar nicht an den Raubzügen teilgenommen habe. Das Pikante daran ist aber, dass er im Prozess zuvor am Landgericht noch das Gegenteil behauptet hatte. Seine Aussage war entscheidend dafür, dass der Muskelmann überhaupt im Gefängnis sitzt.

Der Mann, der mit seiner Falschaussage also dafür gesorgt hat, dass sein Kumpan einsitzt, wollte die Gelegenheit nutzen, am Freitag in Opladen reinen Tisch zu machen. Die Anwälte, der Richter und die Staatsanwältin hatten alle Mühe, ihn von der Aussage abzuhalten, die ihn letztlich schwer belastet hätte, weil er mit seiner Falschaussage sogar mittelbar eine Freiheitsberaubung an dem Muskelmann begangen haben könnte. „Ich will aber eine Aussage machen“, sagte er. „Wir fragen Sie hier nichts, dann können Sie auch nichts sagen“, war die Lösung. Er wird womöglich mit einem peinlichen, neuen Verfahren rechnen müssen.

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