Zum Internationalen Frauentag hat Susanne Wedewer vom Leverkusener Zonta-Club OB Uwe Richrath Fragen zum Thema Chancengleichheit gestellt.
Leverkusen OB im Gespräch„Gleiche Chancen heißt auch gerechte Verteilung von Care-Arbeit“
Vor einiger Zeit stellten die Mitglieder des Zonta-Clubs Leverkusen in der Neuen Bahnstadt eine in Orange gehaltene Bank auf. Sie ist Symbol für den Einsatz des Vereins gegen Missbrauch von Frauen, gegen Gewalt an Frauen, gegen Sexismus und für Frauenrechte. Und ab dem heutigen Freitag, 8. März, als Internationalem Frauentag, lädt Susanne Wedewer, die ebenfalls Zonta-Mitglied ist, regelmäßig Menschen aus Leverkusen ein, um auf der Bank über genau diese Themen zu sprechen und ihnen Fragen zu stellen.
So sollten all diese Themen noch mehr und besser in die Stadtgesellschaft hineingetragen werden und zum Reflektieren anregen, sagt sie. Denn häufig genug seien sie eben noch kein Thema. Den Auftakt bestritt nun Leverkusens OB Uwe Richrath, dessen Antworten wir ebenso wie die Fragen des Zonta-Clubs aufgezeichnet haben. Ihm wird demnächst Saskia Lagemann aus dem Vorstand der Sparkasse Leverkusen folgen.
Herr Richrath, gleiche Chancen für Frauen in der Kommunalpolitik – wie sieht es damit im Leverkusener Ratssaal aus und was muss sich ändern, damit Frauen politische Ämter bekleiden?
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Richrath: Schwierige Frage. Politische Ämter stehen prinzipiell allen offen. Selbst Parteien, die Posten paritätisch besetzen, haben oft Schwierigkeiten, dies umzusetzen. Es finden sich nicht immer genug Frauen, die Aufgaben in verantwortlicher Position übernehmen möchten. Dabei ist es für eine starke Gesellschaft enorm wichtig, dass Frauen politische Entscheidungsprozesse aktiv mitgestalten. Dafür müssen Parteien offen sein für weibliche Politik, sie müssen Frauen Perspektiven bieten und Wege in die Gremien und Vorstände öffnen. Uns als Kommune obliegt die Aufgabe, politische Gremienarbeit so anzubieten, dass möglichst viele Menschen diese wahrnehmen können. Dazu gehört auch beispielsweise ein Sitzungskalender und -ablauf, der für eine möglichst große gesellschaftliche Gruppe machbar ist.
Bietet die Stadt Leverkusen als Arbeitgeberin Frauen die gleichen Chancen wie Männern?
Ein klares Ja! Gerade der öffentliche Dienst mit transparenten Vergütungsmodellen, einer Vielzahl an Arbeitszeitmodellen, guten Aufstiegschancen und mehr bietet gleiche Chancen für alle. Unserem aktuellen Gleichstellungsbericht ist zu entnehmen, dass fast die Hälfte aller Führungspositionen von Frauen besetzt sind. Schaue ich auf die Verteilung der Arbeitszeiten fällt hingegen auf, dass deutlich mehr Frauen in Teilzeit arbeiten. Gleiches gilt beim Blick auf die Zahl der Väter, die eine längere Elternzeit nehmen. Hier gilt es für uns nachzulegen. Es darf kein strukturelles Problem sein, das vornehmlich Frauen in die Teilzeit und damit in ein finanzielles Ungleichgewicht führt. Daher bieten wir Eltern beispielsweise aktiv an, Arbeitsmodelle so zu wählen, dass Familienarbeit zusammen geleistet werden kann. Ich weiß, das funktioniert, wenn beide Elternteile im öffentlichen Dienst tätig sind. Aber wir können mit diesem Ansatz Vorbild sind und möchten Unternehmen ermutigen, diesem Modell nachzufolgen.
Was können Sie als Oberbürgermeister für mehr Chancengleichheit für Frauen tun?
Als Oberbürgermeister stehe ich auch für eine klare Haltung. Meine Aufgabe ist es zu vermitteln, wofür Leverkusen steht. Faire Chance und die Gleichberechtigung aller ist ein elementarer Bestandteil unserer Stadtidentität. Gerne unterstütze ich daher immer wieder die zahlreichen Aktionen, die das Wohl und die Zukunft von Frauen im Blick haben. Noch wichtiger ist es mir jedoch, Weichen für die Frauenförderung zu stellen. Dazu gehört es einerseits mit dem tradierten Rollenbild aufzuräumen. Andererseits müssen wir Strukturen wie in der Betreuung oder auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Gleiche Chancen für Frauen heißt auch Anerkennung und gerechte Verteilung von Care-Arbeit.