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Leverkusener DauerbaustellenSo haben sich Opladen und Wiesdorf entwickelt

7 min
Entwurf City C

Für Opladen und Wiesdorf gibt es viele tolle Pläne – vieles allerdings bislang nur auf dem Papier. Wie hier einer der Entwürfe für die neue City C. Aber es waren auch keine leichten Jahre für Stadtentwickler.

Der „Leverkusener Anzeiger“ wirft einen Blick auf die drängendsten Themen der Stadt vor der Kommunalwahl. Dieses Mal geht es um die Entwicklung der Innenstädte.

Eine der Dauerbaustellen in Leverkusen: Was hat sich in den vergangenen fünf Jahren in Opladen und Wiesdorf getan? Ein Rückblick auf turbulente Jahre der Stadtplanung und -entwicklung.

So läuft es in Opladen

Fortschritt und Stillstand liegen nah beieinander. Manchmal nur ein paar Gehminuten voneinander entfernt. Wie in Opladen: Die Neue Bahnstadt Ost hat sich in den vergangenen fünf Jahren gut entwickelt. Zuletzt gab der Projektentwickler Cube Real Estate bekannt, die letzten verbliebenen 8500 Quadratmeter Fläche des Quartiers „Cube Factory 577“ entwickeln zu wollen, die Abbrucharbeiten sollen noch dieses Jahr starten.

Und auch das Kesselhaus wurde im August des vergangenen Jahres offiziell eingeweiht. 32 Apartments stehen seit den meist Geschäftsreisenden zur Verfügung. Mehr als zehn Jahre wurde dort geplant und gebaut. Immer wieder wechselten die Bauherren, sprangen Interessenten ab. Doch das denkmalgeschützte Gebäude von 1948, das in früheren Zeiten das Herzstück des Bahnausbesserungswerks Opladen gewesen war, wurde umgestaltet und neu eröffnet. Und nur wenige Schritte weiter, auf der Westseite der Schienen? Stillstand.

2022

Der südliche Abschluss der Bahnstadt-West hatte seit der letzten Kommunalwahl nicht immer Glück. Einige Häuser mit Wohnungen sind fertig, doch ein großer Teil des Geländes liegt immer noch brach: Der Investor, der hier auf 8830 Quadratmeter neben der Europaallee Wohnungen hinbauen wollte, die Harfid GmbH, war 2022 pleite gegangen. Im vergangenen Jahr wechselten nun zwei Bahnstadt-Grundstücke bei einer Zwangsversteigerung für 4,45 Millionen Euro den Besitzer. Er heißt nun Tahir Investments GmbH – offenbar ist das ein verflochtenes Familienunternehmen, ansässig in Aachen und Eschweiler, das auch günstige Hotels in der Aachener Gegend betreibt. Die Firma Cube Real Estate hatte erst gar nicht mitgeboten.

Grundstücke auf der Westseite der Bahnstadt. Foto: Ralf Krieger

Statt Harfid baut nun die Tahir Investments GmbH.

2023

Einige Meter weiter nördlich steht seit 2023 fest, dass das Berufskolleg dort einen Neubau erhalten soll. Nach einer langen Debatte stimmten die Städte Leichlingen und Burscheid, die auch am Berufskolleg beteiligt sind, dem Plan zu. Nur Langenfeld und Monheim waren dagegen, doch sie wurden überstimmt. Schule und externe Berater hatten zum Neubau geraten. Während eines Neubaus, der eben an der Südseite des Opladener Busbahnhofs entstehen soll, könnte der Unterricht an der Stauffenbergstraße vorerst weiterlaufen, ist so weit der Plan. Doch zu weiteren Schritten gibt es bislang keine Informationen.

2024

Vom Bahnhofsquartier ist immer noch nichts zu sehen. Cube Real Estate will es nach wie vor entwickeln, es gab schon diverse Termine, wo es losgehen sollte. Passiert ist bislang nichts. Zuletzt in den Fokus gerückt ist das Quartier im vergangenen Jahr, als darüber diskutiert wurde, ob die Stadt mit einem Teil der Verwaltung ins Torhaus ziehen sollte. Rund 7000 Quadratmeter sollten städtische Bedienstete dort belegen, war die Ausgangsidee. Damit wäre die Stadt Ankermieter des Gebäudes gewesen. Doch im August wurde die Notbremse gezogen und das Projekt beerdigt. Das Quartier, das nach ursprünglichen Plänen 2023 fertig sein sollte, liegt immer noch im Dornröschenschlaf. Lediglich ein Teil des Bruno-Wiefel-Platzes nördlich des Busbahnhofs ist seit Karneval 2025 für die Öffentlichkeit freigegeben.

Bahnstadt Immobilien. Foto: Ralf Krieger

In der Neuen Bahnstadt: eine gut aussehende Ostseite trifft auf eine nach wie vor brachliegende Westseite.

So läuft es in Wiesdorf

2022 bis 2023

Und die zweite Dauerbaustelle: Wiesdorf. Die Leverkusener Bürgerinnen und Bürger haben die gesperrte S-Bahnstrecke zwischen 2022 und 2023 überlebt und können sich jetzt immerhin über funktionierende Aufzüge am Bahnhof freuen. Pläne gibt es auch für ein neues Bahnhofsgebäude, sie sollen die unansehnlichen grauen Container ersetzen, die mittlerweile abgebaut sind.

Baustelle am Wiesdorfer Bahnhof

Die Container sind abgebaut, irgendwann soll Leverkusen Mitte auch ein schickes Bahnhofsgebäude besitzen.

2024

Und auch das Areal im Umfeld der Herz-Jesu-Kirche wird sich verändern: Es ist Teil des Masterplans, den es für Wiesdorf gibt. Für das Areal hat es vor einem Jahr einen Architektenwettbewerb gegeben; laut Siegerentwurf soll die Umgebung viel grüner werden, die Parkplätze auf dem Marktplatz sollen zugunsten eines echten Stadtplatzes zurückgebaut werden und die Pavillons abgebrochen werden. Doch so schön die neuen Pläne auch sind: Bis sie in die Realität umgesetzt werden, vergeht noch viel Zeit.

2025

Wo man schneller Veränderungen sehen kann, ist der ehemalige Kaufhof. Die Entwicklungen seit der Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof waren rasant. Erschien zunächst das Modehaus Aachener als Retter, entpuppte sich auch das Geschäftsmodell als nicht wetterfest. Nun sollen es als der Sportartikelhersteller Decathlon, die Fitnessstudiokette „FitX“ und ein noch nicht näher benannter dritter Vermieter wieder herausreißen.

Baustelle in Wiesdorf

Einen Teil der ersten Etage des ehemaligen Kaufhofgebäudes, nun „Corner82“, wird der Sportartikel-Händler Decathlon bespielen.

Noch vor fünf Jahren schien es gerade bei der City C nicht vorwärts zu gehen. Hier hat sich erstaunlich viel getan: Beim kürzlich zu Ende gegangene Architektenwettbewerb haben 15 renommierte Büros aus aller Welt Entwürfe für den Umbau vorgelegt. Und was dabei herausgekommen ist, sieht gut aus. Schön grün und modern. 2030 oder 2031 soll nichts mehr an die verödete Einkaufspassage an Wiesdorfs Friedrich-Ebert-Straße erinnern. Das Mega-Projekt genießt innerhalb der Stadtverwaltung höchste Priorität. Auch, weil es mit mehr als 200 Millionen Euro an Investitionen die kostspieligste von allen Aufgaben ist, die der Stadt-Tochter Levi bisher übertragen wurden. Seinetwegen wurde Levi (damals noch SWM) überhaupt erst ins Leben gerufen. 140 Wohnungen, ein Supermarkt und eine Kita sollen also in paar Jahren dort stehen, wo aktuell noch das Skelett einer toten Einkaufspassage aus dem Boden ragt.

Und am 25. August hat der Stadtrat die letzten Immobilienkäufe abgesegnet, das sei ein Meilenstein, schwärmen die Verantwortlichen.

Richtung Rhein sollte es mal ein „Kreativquartier“ geben: Da durch die Nähe zum Chempark keine Wohnbebauung möglich ist, wurde ein Gewerbegebiet für kleine, kreative Unternehmen angedacht, mit viel Grün und Aufenthaltsqualität für Erholungssuchende. Das war vor vier Jahren. Jetzt soll trotzdem ein Industriegebiet kommen, im Niederfeldbunker könnte ein KI-Serverraum entstehen, es gibt einen Interessenten. Darüber hinaus könnten mehrere drei bis fünfgeschossige Büroimmobilien entstehen, für kleine Firmen und Start-ups. Aktuell werden die Bürgerinnen und Bürger online befragt, Ergebnisse des Wettbewerbs sollen im September 2025 feststehen, dann wird ein Bebauungsplan erarbeitet.

Ob Opladen oder Wiesdorf: Immer wieder gibt es Rückschläge durch Firmeninsolvenzen, doch auch immer wieder berappelt sich die Stadt und arbeitet an neuen Plänen. Bis die beiden Innenstädte aber wirklich so schön wie auf dem Papier geplant sind, werden noch Jahre vergehen.


Die Serie

Leverkusens Dauerbaustellen sind die Themen, die die Stadtgesellschaft schon lange beschäftigen. Im Vorfeld der Kommunalwahl stellen wir sieben dieser Baustellen in einer Chronologie vor. Alle Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt sind von uns gefragt worden, wie sie die Probleme angehen wollen. Unten stehen die Antworten, die wir erhalten haben.


Wie sieht die Wiesdorfer Innenstadt nach ihren Wünschen in fünf Jahren aus und was muss dafür geschehen?

Uwe Richrath (SPD): Die Wiesdorfer Innenstadt mit ihren großzügigen Plätzen ist ein ansprechender Ort des Verweilens. Gastronomie, aber auch Bildungs- und Freizeitangebote prägen das Bild. Die Rathaus-Galerie deckt Bedarfe ab und bietet gemeinsam mit weiteren Einzelhändlern ein ansprechendes Einkaufserlebnis. Durch Bürgerbeteiligung, strategische Grundstückskäufe und Investoreninteresse sind wir auf einem guten Weg der Weiterentwicklung.

Stefan Hebbel (CDU): Die City strahlt auch nach Ladenschluss Leben aus. Der Bahnhof Mitte fungiert als attraktive Visitenkarte. Die Innenstadt besticht durch Aufenthaltsqualität, florierende Geschäfte und innerstädtischen Wohnraum (City C). Soziale Kontrolle sorgt für Sicherheit. Auch nach 22:00 Uhr. Auch das Postareal und die Innenstadt Wiesdorf-West haben sich entwickelt. Wie geht das? Indem wir an unseren Zielen festhalten.

Sven Weiss (Grüne): Mit FitX und Decathlon als Ankermieter für den Corner82, den ehemaligen Kaufhof, sind bereits erste Schritte zur (Wieder-) Belebung der Innenstadt erfolgt. Außerdem begrüße ich die Pläne zur City C und zum ehemaligen Postbank-Gelände. Wir wollen ein lebhaftes, grünes, aber auch wohnhaftes Eingangstor zur Stadt. Ein Eingangstor, das Lust auf Leverkusen macht und in dem sich alle Bürgerinnen und Bürger wohlfühlen.

Valeska Hansen (FDP): Wiesdorf soll pulsieren: mit grünen Plätzen, Kinderlachen auf Spielplätzen, belebter City C und Cafés, die nach draußen locken. Wir wollen flexible Ideen statt Leerstand. Dazu gehören faire Parkplätze und ein guter ÖPNV. Wiesdorf soll eine saubere, digitale und nachhaltige Stadtmitte sein, in der Menschen leben, lachen, spazieren, Sport treiben und alt werden möchten.

Benedikt Rees (Klimaliste): Als ein lebendiger Ort mit einer Mischung aus Dienstleistung, Wohnen, Freizeit und Arbeiten. Die Zeiten der Einkaufsstädte gehen ( leider ) zu Ende und es gilt diese mit lebendigen Orten der Bildung, der Erziehung (Kitas), der Kultur, der Arbeit, der Freizeit- und Gemeinschaftsräume wieder zu beleben. Die Aufenthaltsqualität muss durch eine ausreichende Begrünung, weniger Verkehr und eine ansprechende Gastronomie erheblich gesteigert werden.

Angelo Deckert (Die Partei): Die Stadt muss bunter werden. Als erste Maßnahme würde ich die Hausfassaden in Regenbogenfarben streichen lassen. Kein Grau in Grau mehr, und es würde einige konservative Köpfe platzen lassen. Zudem würde ich damit aufhören lassen, immer weiteren neuen Schrott bauen zu lassen. Ich kenne die Innenstadt gar nicht mehr ohne Baukräne und Baustellen. Jetzt wird mit City C das nächste Loch aufgerissen.