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SportfestLeverkusener, Leichlinger und Burscheider Förderschüler messen sich sportlich

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Steffi Herschbach beim Aufwärmprogramm vor dem Sportfest der Förderschulen am Birkenberg

Steffi Herschbach beim Aufwärmprogramm vor dem Sportfest der Förderschulen am Birkenberg, vorne der Pokal für den Sieger des Fußballturniers.

Sportlicher Wettkampf ist für Förderschüler ein Schritt in Richtung Normalität, sagen die Verantwortlichen. Und vor allem ein großer Spaß.

Gerade wurden die Bundesjugendspiele an Regelschulen von einem sportlichen Wettkampf in einen eher spielerischen Wettbewerb umgewandelt. Ist Wettkampf, sich messen, gewinnen und verlieren schlecht für Kinder? Und dann noch mehr für Kinder mit Behinderungen? „Überhaupt nicht“, findet Tim Müller, Lehrer an der Leichlinger Martin-Buber-Schule und Berater für Schulsport an Förderschulen in der Region. „Natürlich sagen wir den Kindern, dass der Spaß im Vordergrund steht. Aber auch unsere Schülerinnen und Schüler wollen sich miteinander messen und sie ärgern sich genau so, wenn sie drei ungültige Versuche im Weitsprung haben.“ Und fallen sich jubelnd in die Arme, wenn sie eine andere Schule im Tauziehen geschlagen haben. 

Genau so ist es am Dienstag auf dem Sportplatz Birkenberg zu beobachten. 334 Kinder und Jugendliche sind gekommen, von der Martin-Buber-Schule, der Leverkusener Hugo-Kükelhaus-Schule und der Leichlinger Friedrich-Fröbel-Schule – allesamt Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Es gibt einen Leichtathletik-Wettbewerb für die Größeren und eine Spielolympiade für die jüngeren und stärker beeinträchtigten Kinder. Und für viele das Highlight des Schuljahres: Ein Fußballturnier, ausgetragen unter den Fußball-AGs der Schulen. Auf den Sieger wartet ein großer, silberner Pokal. „Und den gewinnen immer wir“, sagt Susanne Brake von der Friedrich-Fröbel-Schule lachend. 

Seit bald 20 Jahren veranstalten die drei Schulen das Sportfest gemeinsam. „Es gibt wenige übergreifende Veranstaltungen an Förderschulen, die schon so lange und regelmäßig stattfinden“, sagt Müller. Das liege auch daran, dass die Sportverantwortlichen der drei Schulen sich schon lange kennen und ein eingespieltes Team sind. „Es gibt eine hohe Kontinuität und alles ist sehr familiär“, sagt Müller.

Kinder bei Hindernisparcours.

Für jüngere und stärker beeinträchtigte Kinder gibt es eine Spielolympiade.

„Das ist auch für die Kinder ein Ort der Begegnung“, ergänzt Steffi Herschbach von der Hugo-Kükelhaus-Schule. Hier treffen sich nicht nur die Schülerinnen und Schüler der drei Standorte, auch Jugendliche von Regelschulen sind als Helfer da, um Regeln zu erklären, Weiten zu messen, Zeiten zu stoppen. Eine von ihnen ist Anika von der Gesamtschule Schlebusch: „Wir haben an der Schule eine Wochenendfahrt zur Ausbildung als Sporthelfer gemacht und ich helfe hier jetzt gerne, damit das stattfinden kann und alle Spaß haben“, sagt die Neuntklässlerin. „Das ist gelebte Inklusion“, lobt Müller.

Nicht alle Schülerinnen und Schüler sind mit nach Opladen gekommen. „Wir haben zunehmend viele Kinder mit einem Autismusspektrum, für sie kann so eine große Veranstaltung eine Überforderung sein“, erklärt Herschbach. Für sie gibt es in der Schule spezielle Angebote ebenfalls mit Bewegungsschwerpunkt. „Unser Ziel ist, dass jedes Kind mindestens einmal im Jahr an einem Sportfest teilnehmen kann, auch die mit schwersten Mehrfach-Behinderungen“, sagt Müller. 

Um die Wette rennen, werfen und springen, im Team Hindernisse überwinden und Tore schießen, sich über die eigene Leistung oder die der Klassenkameraden freuen: „Letztlich ist das ja auch ein Streben nach Normalität“, sagt Tim Müller. Für die Sportlehrer ist klar: Das gehört zu einem Kinderleben, mit oder ohne Behinderungen.