SchlebuschLeverkusener Villa von Großfamilie soll zwangsversteigert werden

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Haydnstraße 29, die sogenannte Türmchenvilla der Großfamilie, Bauherr: 1992 Jan Goman

Haydnstraße 29, die „Türmchenvilla“ der Großfamilie in Schlebusch, Baujahr 1992, soll versteigert werden.

Die Zwangsversteigerung ist im Mai, der Verkehrswert des Anwesens wird mit 936.000 Euro angegeben.

Für die wegen ihrer seltsamen Architektur in der Leverkusener Waldsiedlung auffällige Türmchenvilla gibt es einen Termin zur Zwangsversteigerung. In dem Haus leben Mitglieder einer stadtbekannten Leverkusener Großfamilie. Dort wohnte früher einmal das wahrscheinliche Familienoberhaupt, den man gelegentlich in einem Rolls-Royce durch die Stadt fahren sah. Auf Google Maps ist zum Haus eine Firma „Jan Moro Goman Immobilien GmbH“ eingetragen.

Der Versteigerungstermin ist für Mittwoch, 22. Mai 2024 um 9.30 Uhr im Amtsgericht Leverkusen an der Gerichtsstraße angesetzt.

Schlebuscher Villa wurde 1992 gebaut

Zu versteigern sind laut den Angaben im offiziellen Zwangsversteigerungsportal (zvg-portal.de) eine 85 Quadratmeter große Garage und das als „Türmchenvilla“ bekannte Haus an der Haydnstraße 29 in der Schlebuscher Waldsiedlung. Das Haus, das dort zuvor gestanden hat, sei 1956 gebaut worden, laut Unterlagen ließ der Bauherr Jan Goman die Gebäude aber 1992 umbauen. Die Architektur wirkt protzig. Wegen schiefergedeckter Kegeldächer auf drei Türmen und vier Gauben hat das Haus seinen Namen bekommen. Auf dem großen Parkplatz vor dem Gebäude stehen oftmals Luxusautos.

Das Amtsgericht Leverkusen hat ein Sachverständigengutachten beauftragt, im ZVG-Portal heißt es aber, dass es „ohne Innenbesichtigung des Objektes erstellt wurde“. Dort heißt es weiter: „Die Wertermittlung wurde auf der Grundlage der Bebauung und der vorliegenden Bauzeichnungen, Beschreibungen und Berechnungen durchgeführt. Die Übereinstimmung der baulichen Anlagen mit den vorliegenden Unterlagen wurde nicht im Detail überprüft.“ Der Gutachter schreibt, er sei zwar an der Adresse gewesen, das Objekt sei aber nur von außen in Augenschein genommen worden. „Die baurechtliche Genehmigung der baulichen Anlagen wird unterstellt.“

Stadtbekannte Leverkusener Großfamilie: Der Gutachter hat das  Haus nur von außen gesehen

Allerdings ist dem Gutachter bekannt, dass das Haus unterkellert ist. Das eingeschossige Einfamilienwohnhaus mit ausgebautem Dachgeschoss habe eine Wohnfläche von 244 Quadratmeter. Das Grundstück besteht aus zwei Parzellen von je etwas über 700 Quadratmetern. Hinter der Villa gibt es einen Rasen und eine etwa 70 Quadratmeter große Terrasse. Der Architekt und Gutachter schreibt, dass Objekt im Bereich einer Altlastenverdachtsfläche liege. Die Altlast in der Waldsiedlung stammt aus der Sprengstofffabrik Carbonit AG, die dort bis in die 1920er-Jahre hinein Sprengstoff produziert und getestet hat. Nitroaromate, Schwermetalle, Säuren und Kohlenwasserstoffe blieben im Erdreich und im Grundwasser zurück.

Wer die Versteigerung am Amtsgericht erwirkt hat, bei wem der Inhaber also Schulden hat, ist in der Termin-Ankündigung nicht angegeben. Im ZVG-Portal steht: Der Gläubiger / Antragsteller habe einer Weitergabe der Kontaktdaten wegen des Datenschutzes nicht zugestimmt; seine Identität könne man deshalb vor der Versteigerung auch nicht telefonisch erfragen.

600.000 Euro Verkehrswert gibt man für die Parzelle mit der Garage an (für die lag dem Gutachter keine Baugenehmigung vor). Mit 336.000 Euro ist das Wohnhaus taxiert, zusammen: 936.000 Euro. Sollten die Eigentümer ausstehende finanzielle Forderungen noch begleichen, kommt es nicht zur Versteigerung. Eine solche Entwicklung wäre nicht überraschend.

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