Am Sonntagnachmittag ging es unter dem Motto „Vom ahle Dorp zur Kreisstadt – Historisches auf den zweiten Blick“ durch Opladens Innenstadt.
Spurensuche in OpladenEine Stadtführung voller Geschichte und Anekdoten

Dorothee Egenolf führt die Gruppe durch Opladen
Copyright: Lena Schmitz
Schon zu Beginn der Führung wurde klar: Diese Tour setzt andere Schwerpunkte als üblich. In der Fußgängerzone begann die Gruppe um Stadtführerin Dorothee Egenolf eine Spurensuche. „Hier stehen nicht mehr alle stolzen Bauten früherer Tage, doch die Geschichten sind geblieben“, so Egenolf. Statt eines Standard-Architektur-Spaziergangs gab es ungewöhnliche Einblicke auf die Ursprünge Opladens. Die Altstadtstraße etwa gilt als Keimzelle: Schon im Jahr 1300 gab es dort eine gut ausgebaute Wupper-Überquerung, was Opladen zu einer strategisch wichtigen Stadt werden ließ.
Bis ins 19. Jahrhundert war der Ort allerdings ein überschaubares Gemeinwesen, was sich erst mit dem Einzug der Industrie entscheidend wandelte. Plötzlich wurde Opladen zum Verwaltungszentrum, Verkehrsknotenpunkt, Schulstandort und Einkaufsstadt – mit bis zu 25 Gaststätten, Krankenhaus und eigener Kreisverwaltung.
Das „Tresörchen“ – Die Kneipe unter der Sparkasse
Die Führung startete mit einer kleinen Zeitreise an der Sparkasse Opladen. Hier erinnerte Egenolf daran, dass das Rathaus 1974 zum letzten Mal als Rathaus tagte, bevor es zum Verwaltungsgebäude der Stadt Leverkusen degradiert wurde. Ein Höhepunkt für geschichtsinteressierte Ohren war das berühmte Glockenspiel, das pünktlich um 15 Uhr erklang und fünf bedeutende Opladener Persönlichkeiten ehrt.
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Das imposante Gebäude der Hauptschule „Im Hederichsfeld“
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Gleich nebenan, im Keller der Sparkasse, existierte über Jahrzehnte eine beliebte Kneipe unter dem Namen „Tresörchen“ – der augenzwinkernde Verweis auf den Tresorraum ist nach wie vor als Klingelschild im Gebäude verewigt. Auch das Gebäude der Hauptschule „Im Hederichsfeld“ ist mit seiner beeindruckenden Fassade ein Teil der Opladener Stadtgeschichte.
Ich finde es toll ein wenig mehr über die eigene Heimat zu erfahren
An der Birkenbergstraße, einst als Kaiserstraße berühmt, zeugen heute eindrucksvolle Fassaden und der ehemalige Sitz von Reichsbank und Finanzamt vom historischen Wohlstand. In dem heutigen Gasthaus „Witwe Kaiser“ war einst die Sparkasse zu Hause. In der Altstadtstraße, wo denkmalgeschützte Fassaden, originale Stuckdecken und Türen aus dem Jahr 1910 überdauert haben, steht noch heute das Gebäude der ehemaligen Marienschule, einst Töchterschule und Kloster. Sogar das sehenswerte Medaillon an der Fassade der Schule ist erhalten geblieben. „Es ist wirklich beeindruckend, wie unser Stadtteil damals aufgestellt war. Ich finde es toll, ein wenig mehr über die eigene Heimat zu erfahren“, erklärte Wilhelm Schulte. Gemeinsam mit seiner Frau nahm er an der Tour teil.
Zwischen Arresthaus und Tanzsaal
In Haus Nr. 18 der Altstadtstraße verbarg sich ab 1814 das Arresthaus – ein kleines Gefängnis für Delikte mit niedrigem Strafmaß, das bis 1996 genutzt wurde. Unweit davon wurde im früheren Hotel zur Post nicht nur getanzt, sondern auch Geschichte geschrieben: Hier fanden die Gründung der FDP auf Landesebene sowie des Roten Kreuzes als vierte Ortsgruppe im damaligen Reich statt. Auch das Thema Gerichtsbarkeit hat in Opladen jahrhundertelange Tradition: vom Mittelalter bis heute ist die Stadt ein fester Ort des Rechts.
Führerin Dorothee Egenolf, Mitglied im Gästeführerverein und leidenschaftliche Chronistin, vermittelte auf sehr persönliche Weise, wie eng die Entwicklung der Gegenwart an die Spuren der Vergangenheit geknüpft ist. Sie liebt die Zusammenhänge und zeigte immer wieder auf, wie aus kleinen Siedlungen und verschwundenen Bauten der Opladener Alltag von heute entstand.