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Ehrenamtler kämpfen gegen BürokratieSo hilft das Tierheim Leverkusen Vierbeinern ohne Zuhause

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Gerd Kortschlag, Tierheim Leverkusen

Gerd Kortschlag leitet das Tierheim Leverkusen

Spenden sind immer willkommen, überbordende Bürokratie nervt: Wie ist die aktuelle Lage im Tierheim in Opladen?

Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude des Tierheims Leverkusen fährt eine Mitarbeiterin vor, ganz behutsam hebt sie eine Transportbox aus dem Wagen. Sie hat gerade eine Katze abgeholt, die in schlechten Verhältnissen vorgefunden wurde. Die Stadt selbst unterhält kein eigenes Tierheim. So springt im Fall das Tierheim Opladen des privaten Vereins „Tierheim und Tierschutz Leverkusen e.V.“ ein.

Im Büro sitzt der erste Vorsitzende Gerd Kortschlag. Gesellschaft leisten ihm seine beiden Hunde, die Gäste freudig begrüßen und Streicheleinheiten nicht abgeneigt sind. „Der Verein selbst wird komplett ehrenamtlich geführt“, erklärt Kortschlag. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tierheims sind aber angestellte Tierpflegerinnen und Tierpfleger. Sie kümmern sich aktuell um knapp 200 Tiere. Neben Hunden und Katzen gibt es auch Kleintiere, wie etwa Kaninchen. „Die wurden nach der Corona-Krise in großen Mengen ausgesetzt oder abgegeben“, erzählt Kortschlag. „Im letzten Jahr gab es unfassbar viele junge Katzen, die nun im Tierheim auf ein neues Zuhause warten. Eigentlich müssen Freigängerkatzen laut Verordnung in NRW kastriert werden, um eine unkontrollierte Fortpflanzung zu verhindern. Leider wird dies oft nicht eingehalten.“

Der Tierschutzverein übernimmt die Kastration bei den Katzen. Das und der ganze Unterhalt der Tiere kostet Geld. „Das Tierheim finanziert sich zu einem großen Teil aus Spenden“, erklärt der erste Vorsitzende weiter. „Ohne die könnten wir uns nicht halten.“ Unterstützung aus offiziellen Mitteln gibt es nicht viel. „Es gibt ein Förderprogramm des Landes NRW“, sagt Kortschlag. „Bei denen kann man 2500 Euro für die Kastration der Katzen beantragen. Das ist aber so kompliziert und der bürokratische Aufwand ist so immens, dass sich viele Heime gegen die Beantragung entscheiden. Und wenn man die 2500 Euro dann nicht ganz ausgegeben hat, muss der Restbetrag zurückgegeben werden. Aber auch dafür ist ebenfalls ein komplizierter Antrag nötig.“ Im Grunde ist daher diese Förderung keine reelle Hilfe. Eine Nachfrage bei der Pressestelle des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW hinsichtlich der hohen bürokratischen Hürden und einer möglichen Vereinfachung des Vorgangs blieb unbeantwortet.

Leverkusen: Sachspenden gern, aber die richtigen

Neben Geldspenden sind die Mitarbeitenden des Tierheims aber auch dankbar für Sachspenden - grundsätzlich. „Wenn Menschen etwas anzubieten haben, wäre es gut, wenn sie im Vorfeld kurz anrufen und nachfragen würden, ob uns die Spenden wirklich weiterhelfen würden. Oft finden wir Sachen, die einfach vor die Türe gestellt wurden, die aber letztendlich nicht zu gebrauchen sind“, seufzt der Tierheimleiter. „Eingekotete Vogelkäfige oder bereits halb zerstörte Kratzbäume können wir nicht verwenden, wegen einer möglichen Infektionsgefahr. Und all das müssen wir dann kostenpflichtig entsorgen. Da verlieren wird pro Fuhre schonmal über 1000 Euro, die uns sonst für die Tiere zur Verfügung ständen.“

Was immer geht, sind neben dem klassischen Tierfutter auch Reinigungsmittel oder Toilettenpapier. Auf Amazon gibt es sogar eine Wunschliste mit Sachen, die gebraucht werden. Auch Spenden über Paypal sind möglich oder eine Überweisung auf das klassische Spendenkonto, das auf der Website des Vereins zu finden ist.

Doch Geld ist nur das Eine: Neben dem finanziellen Aspekt benötigen die Tiere auch menschliche Zuwendung. „Wir sorgen dafür, dass unsere Tiere weiterhin regelmäßigen Kontakt zu Menschen haben“, erklärt der Ehrenamtler. „Hier bei uns können interessierte Menschen mit Hunden spazieren gehen oder Katzen streicheln. Dafür ist aber eine Mitgliedschaft im Verein nötig, die 3,50 Euro pro Monat kostet. Dieses Geld fließt in die Finanzierung einer Haftpflichtversicherung, für den Fall, dass es zu einem Schaden durch eines der Tiere kommt.“ Die Menschen, die sich um die Tiere kümmern, sind über jede zielgerichtete Hilfe dankbar - und die Tiere sowieso.