Steuer-Prozess gegen LeverkusenerToller Trockenbauer, aber schwierig im Umgang

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Außenansicht des Kölner Landgerichts

Im Millionen-Prozess wegen Steuerhinterziehung gegen einen Opladener Trockenbauer sagte am Montag vor dem Kölner Landgericht ein Auftraggeber aus.

Seine Arbeit war sehr gut, aber es gab sehr oft Streit ums Geld: Vor Gericht beschrieb jetzt ein Auftraggeber die Abrechnungsmodalitäten auf dem Bau.

Es gibt Einheitspreise, vor allem beim Gewerk Trockenbau. Nur bei speziellen Arbeiten werde nach Stunden abgerechnet. Das sagt am Montag ein Auftraggeber des Opladener Unternehmers, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, 2,2 Millionen Euro Steuern und Sozialabgaben nicht abgeführt zu haben. Der Beschuldigte sei da keine Ausnahme, versichert er. 

Trotzdem habe der heute 39-Jährige immer mal wieder mit irgendwelchen Stundenzetteln gewedelt oder ihm auf Schmierpapier Zahlen präsentiert, mit denen er seinen Aufwand nachweisen wollte. Sind das die ominösen Listen, die massenhaft bei der Razzia in Opladen in den Schränken des Mannes aus Nordmazedonien gefunden wurden? Und die den Ermittlern als Grundlage dienten, den Schaden zu berechnen? Hans-Wilhelm Oymann bittet den Zeugen im Saal 142 des Kölner Landgerichts nach vorn zum Richtertisch, zeigt ihm zwei, drei Versionen der sichergestellten Stundenlisten. Doch der Auftraggeber des Beschuldigten erkennt sie ganz sicher nicht wieder.   

Die Leistung war stets sehr gut

Dafür weiß er Anderes zu berichten: Die Arbeit, die seine Trockenbau-Kolonnen ablieferten, sei „top“. Aber der Chef sei unter seinen Subunternehmern „mit der Anstrengendste“ gewesen. Eben, weil er immer wieder nachverhandeln wollte. Mal habe man die Aufmaße, auf deren Basis die Quadratmeterpreise ermittelt wurden, gemeinsam ein zweites Mal kontrolliert. Mal habe der Opladener eben jene Listen vorgelegt.

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Genau diese Funktion hätten die Stundenlisten für ihn gehabt – das sagt der Beschuldigte seit Beginn des Prozesses vor der 12. Großen Strafkammer. Aber sie seien „keine 1:1-Abbildung der Wirklichkeit“, so hat es sein Verteidiger Markus Bündgens zuletzt am vorigen Freitag formuliert. Das Problem: Wie soll man sonst errechnen, wie hoch der Schaden für das Finanzamt, die Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung sowie die Sozialkasse Bau ist? Denn dass er Abgaben hinterzogen hat, gibt der Bauunternehmer ja zu. 

Zwei Panameras im Fuhrpark

Bleiben die „Abdeck-Rechnungen“ der Auftraggeber, von denen auch einige gefunden wurden bei der Razzia am 4. November 2020, nach deren Vollzug der Unternehmer erst einmal in Untersuchungshaft ging. Nur: Aus diesen Rechnungen geht nicht hervor, was der Beschuldigte für sich behalten hat, zum Beispiel. Dass er kein ganz sparsames Leben führte, lässt sich zum Beispiel aus zwei Leasing-Verträgen schließen: Er fuhr zwei Porsche Panamera.  

Einen Hinweis hatte allerdings am Freitag der Zeuge Michael Blank gegeben. Der Mann von der Deutschen Rentenversicherung, der sich sehr tief in die beschlagnahmten Unterlagen des Trockenbau-Unternehmens eingearbeitet hatte, um den Schaden zu berechnen, sagte: Wenn man die vorliegenden Rechnungen der Auftraggeber als Kalkulationsgrundlage nehme, komme man auf durchaus vergleichbare Summen.

Wie nun das Rätsel um den Schaden lösen? Die 12. Große Strafkammer geht zunächst einmal in sich: Erst in einer Woche wird weiterverhandelt.

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