Streit in LeverkusenDer Reiterhof Gut Reuschenberg ist in seiner Existenz bedroht

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Im Stall von Gut Reuschenberg.

Leverkusen – Der Hilferuf ist dramatisch. 30 Pferde müssen gehen, die Reitschule für 170 Schülerinnen und Schüler muss eingestellt werden, elf Menschen verlieren ihre Existenzgrundlage. Angebote für sozial schwache und behinderte Kinder, Therapien, Zeltlager, Kindergeburtstage, Ponyreiten zu Festen im Wildpark: Alles nicht mehr möglich auf dem Gut Reuschenberg – sofern dem Gut der Pachtvertrag für seine Weideflächen gekündigt wird.

So steht es in einer Petition zum Erhalt des Hofes, die sich Ende Februar rasant verbreitete und das vorläufige Ziel von 1000 Unterschriften schon innerhalb weniger Stunden erreichte. Am Ende waren es 7150 Unterschriften.

25,8 Hektar überschwemmt

Worum geht es? Beim Hochwasser im vergangenen Juli waren die 25,8 Hektar umfassenden Weiden des Gutes zwischen Wupper und Mühlengraben überschwemmt worden, ebenso wie Teile des benachbarten Wildparks. Der Damm hat an einigen Stellen massive Schäden erlitten.

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Jeannette Eigen an der Weide.

„Aber die Weiden haben ihren Dienst getan, sie haben massiv Wasser aufgenommen und gehalten“, sagt Inhaberin Jeannette Eigen. Über einen Anwalt wurde die Stadt als Verpächterin des Landes auf die Schäden aufmerksam gemacht und um Instandsetzung gebeten. Es gab regen Mailverkehr, auch mit Oberbürgermeister Uwe Richrath hat Eigen zwei Mal telefoniert.

Bedingungen zur weiteren Nutzung

Anfang Februar erreichte Eigen ein Schreiben der Stadt, dass die weitere Nutzung des Landes durch das Gut Reuschenberg unter Bedingungen stellt. „Kurz gesagt soll ich die Flutschäden beseitigen und die Haftung für sämtliche kommende Ereignisse übernehmen“, fasst Eigen zusammen. Ansonsten werde ihr der Pachtvertrag sofort gekündigt, aber auf jeden Fall zum 31. Juli 2026.

„Und ob die mir jetzt kündigen oder im Sommer 2026 macht ja kaum einen Unterschied“, sagt Eigen aufgelöst. Denn ohne das Land könne sie ihren Pferdebetrieb nicht aufrechterhalten. „Die Pferde brauchen die Wiese für den Auslauf und ihr Sozialleben und wir für den Anbau des Futterheus.“ Der Pachtvertrag laufe seit 44 Jahren. „Und meine Familie war schon Pächter, bevor es die Stadt Leverkusen überhaupt gegeben hat.“

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Ein Experte habe bereits geprüft, dass das Heu aus der Überflutungszeit zwar nicht mehr gefüttert werden darf, der Boden aber keinen Schaden genommen habe. Laut Schreiben der Stadt soll das Land nach 2026 als Retentionsfläche brachgelegt werden. „Aber ich habe da doch nur Pferde und Heu drauf, es gibt keinen Grund, das Land nicht mehr zu nutzen“, klagt Eigen.

„Wir sind sehr an einer einvernehmlichen Lösung interessiert“, sagt Stadtsprecherin Britta Meyer. Bisher sei diese aber noch nicht zustande gekommen. „Aber das Gut Reuschenberg ist eine Institution in Bürrig, niemand will dem Reiterhof etwas Böses“, versichert sie.

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Die Pferde von Gut Reuschenberg auf der gepachteten Weide.

Auch Sylvia Hagen, die selbst ein Pony dort hat, ist entsetzt. „Das Land zwischen Wupper und dem alten Mühlenbach ist ein Stück Natur, wo die Pferde ein friedliches Miteinander mit den verschiedensten Vogelarten und anderen Waldtieren leben, es ist auch ein Stück Natur für die Menschen in der Region“, schwärmt die Bürrigerin, die dem Ort seit ihrer Kindheit verbunden ist.

„Eine Oase, wo Kinder sich an den Anblick von Pferden erfreuen, wo sie Geburtstage feiern, wo behinderten Kindern Freude und Glück geschenkt wird.“ Sie hofft auf rege Beteiligung an der Unterschriftenaktion, „damit dieser historische Ort und seine Landwirtschaft nie vergessen werden und alles gut wird für Gut Reuschenberg.“

Zusätzlich zur Petition hat Eigen über ihren Anwalt einen Bürgerantrag an den Ausschuss für Bürgereingaben und Umwelt gestellt, in dem ein zugesichertes, langfristiges Pachtverhältnis zur Sicherung des Hofes gefordert wird.

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