Gummersbach – Es ist noch gar nicht so lange her, sogar erst wenige Monate, da hat Sabine Grützmacher auf die Frage nach einer Bundestagskandidatur nur mit dem Kopf geschüttelt. „Stimmt“, erinnert sich die 35-Jährige und lacht. „Aber ganz ehrlich: Da habe ich mir das wirklich noch nicht vorstellen können.“
Jetzt ist das anders: Grützmacher, seit März 2019 mit dem Wiehler Marc Zimmermann Kreissprecherin der Partei und für seit 2014 für die Grünen im Gummersbacher Rat, soll im September auf dem Wahlzettel stehen, wenn es im Kreis um das Direktmandat für den nächsten Bundestag geht.
„Noch steht das nicht fest“, betont Grützmacher und verweist auf den 20. März. Dann wollen die Grünen in Oberberg auf einer Kreismitgliederversammlung über die Nominierung entscheiden – am liebsten in einer Präsenzveranstaltung, notfalls aber, wenn das bis dahin erlaubt wird, auch digital mit anschließender Briefwahl.
Listenplätze in NRW
Für Grützmacher noch wichtiger könnte aber das Wochenende 10. und 11. April werden: Dann entscheidet eine Landesdelegiertenkonferenz über die Verteilung der Listenplätze in NRW. Und – allein das ist schon außergewöhnlich für Oberbergs Grüne – dann ist die 35-Jährige mit dabei. Im Dezember hat sie ein entsprechendes Votum im Bezirksrat am Mittelrhein, als erste Grüne aus dem Kreis seit Jahrzehnten. Sie landete auf Platz sieben, dem vierten für Frauen reservierten Platz der Bezirksliste. Das heißt: Läuft bei der Landesdelegiertenkonferenz im April alles gut für Grützmacher und die aktuell immer noch starken Umfragewerte der Grünen bleiben zumindest so wie sie sind, hätte sie eine echte Chance auf ein Mandat.
Das weiß auch Grützmacher, die in Waldbröl geboren, in Morsbach aufgewachsen und nach einem Studium zur Diplom-Sozialarbeiterin und Diplom-Sozialpädagogin an der Fachhochschule Kiel 2012 in ihre oberbergische Heimat zurückgekehrt ist. Natürlich beschäftige man sich anders damit, als wenn man sich nur scheinbar aussichtslos für ein Direktmandat bewerbe. Ihr Vorteil: Sie kennt das berufliche Pendeln nach Berlin. „Mein Mann und ich haben es damals für ein Jahr zeitweise gemacht, nachdem wir eigentlich schon in Gummersbach lebten.“ Und auch die Arbeit im Bundestag schreckt sie nicht ab. „Ich käme als Praktikerin nach Berlin: Schließlich habe ich mich schon früh im Studium mit der Beantragung von europäischen Fördermitteln für soziale Projekte befasst.“
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Das sei auch Schwerpunkt ihrer aktuellen Tätigkeit als Geschäftsführerin der VSB gGmbh, einem gemeinnützigen Bildungsträger mit Angeboten sowohl für Jugendliche, Frauen und Männer als auch für Betriebe und Organisationen. Sie kenne die Stärken und Schwächen des Fördersystems: „Das könnte ich auch in die Arbeit im Bundestag einbringen, wo Gesetze gemacht werden, mit denen wir vor Ort arbeiten.“
„Könnte“: Grützmacher bleibt im Konjunktiv und legt Wert darauf. Natürlich gebe es ein Votum des Kreisvorstandes und des Kreisausschusses für sie. Alles, was zähle, sei aber der 20. März: „Schließlich sind und bleiben wir als Grüne eine sehr stark basisdemokratische Partei.“