BensbergHindenburgplatz soll nach Opfer rechter Gewalt benannt werden

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Das eigenmächtig aufgeklebte Namensschild am Hindenburg-Platz hat die Stadtverwaltung bereits wieder entfernen lassen.

Das eigenmächtig aufgeklebte Namensschild am Hindenburg-Platz hat die Stadtverwaltung bereits wieder entfernen lassen.

Bergisch Gladbach – Eine Gruppe junger Leute will, dass der Hindenburgplatz aus Bensberg verschwindet. Ihren Vorstoß hat die Gruppe gleich in die Tat umgesetzt, wie sie sagt, um eine Diskussion in Gang zu setzen. Das am Montag mit einem eigenen Namensvorschlag eigenmächtig überklebte Straßenschild Hindenburg-Platz hat die Stadtverwaltung bereits wieder entfernen lassen.

Die Gruppe „Erinnerungspolitische Initiative Bergisch Gladbach“, bestehend aus etwa zehn Schülern und Studenten, sagt Sprecher Alex, nimmt die bevorstehende Umgestaltung des nach dem früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg benannten Platz zum Anlass , die Umbenennung zu fordern.

Kritische Auseinandersetzung soll angeregt werden

Gleichzeitig soll eine kritische Auseinandersetzung mit der jetzigen Form des Erinnerns in Form des Kriegerdenkmals auf dem benachbarten Deutschen Platz angeregt werden. Alex kritisiert Hindenburg als Namensgeber , „weil er nicht nur den Nationalsozialismus besiegelt hat, sondern auch wie kein Zweiter für einen preußischen Militärkult steht, der völlig aus der Zeit gefallen ist.“

„Wir treten anonym auf, da wir die Reaktion von Politik und Behörden nicht einschätzen können und keinen Ärger bei der Ausbildung haben wollten“, sagt Alex. Die Aktion sei „als erste künstlerische Intervention“ gedacht gewesen.

Gruppe schlägt Patricia Wright vor

Als neue Namenstifterin für den Hindenburg Platz schlägt die Gruppe Patricia Wright vor, eine junge Frau, die vor 25 Jahren von einem rechtsextremen dreifachen Mörder in ihrer Wohnung im Stadtteil Hand brutal umgebracht worden war. Aus Sicht der jungen Leute fehle in Bergisch Gladbach „jegliches öffentliches Gedenken an diesen faschistischen Mord.“

Bürgermeister Frank Stein wendete sich per E-Mail mit versöhnlichen Worten an die Gruppe: „Die Initiative, an eine historisch zwiespältige Person zu erinnern, ist sicher ehrenwert.“ Allerdings sei die kontroverse Diskussion über den Platznamen bereits im Hauptausschuss 2013 geführt worden. Damals wurde mehrheitlich entschieden, den Namen zu behalten. Hauptgrund: Den etwa 40 Anwohnern sollte eine Adressänderung nicht zugemutet werden.

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Um der Auseinandersetzung mit der Geschichte Ausdruck zu verleihen, wurde aber damals ein Zusatzschild angebracht. Stein stellt klar, dass die Stadt die eigenmächtige Umbenennung nicht habe hinnehmen können. Straßenschilder hätten die Funktion der Orientierung, nicht zuletzt im Notfall für Feuerwehr und Rettungsdienste.

Die Gruppe überlege jetzt, wie sie weiter vorgehe, berichtet Alex. Eine Hoffnung sei, dass eine Fraktion ihren Vorschlag aufgreife und erneut in den Stadtrat einbringe. Als Variante käme auch ein entsprechender eigener Antrag im Beschwerdeausschuss in Betracht. Zudem werde überlegt, einen Blog oder Ähnliches zu gründen als Plattform für eine öffentliche Diskussion.

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