Kleine Freuden für die Zandrianer„Bester Monat des Jahres“ bei Papierfabrik

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Bei der „Nacht der Technik“ im Juni präsentierten Zanders-Mitarbeiter eine Papiermaschine.

Bei der „Nacht der Technik“ im Juni präsentierten Zanders-Mitarbeiter eine Papiermaschine.

  • Am 30. Juni lief der Mietvertrag mit der Stadt Bergisch Gladbach und Zanders aus.
  • Dass überhaupt noch produziert wird, ist einer dreimonatigen Übergangsfrist zu verdanken.
  • Nun kann die Papierfabrik aber wieder gute Zahlen verzeichnen, die bitter nötig sind.

Bergisch Gladbach – Die Papierfabrik Zanders kämpft weiter um das wirtschaftliche Überleben. Der norwegische Geschäftsführer Terje Haglund hat aber an alle Mitarbeiter eine erfreuliche Nachricht verschickt: „Der Monat Juli war der bisher beste Monat des Jahres für unser Unternehmen, sowohl hinsichtlich Volumen als auch Umsatz.“ Ob das nun tatsächlich die Wende ist, bleibt unklar.

Zanders-Pressesprecher Tobias Müller bestätigte auf Anfrage das interne Schreiben an die Mitarbeiter. „Wir haben uns aber darauf festgelegt, zum jetzigen Zeitpunkt keine konkreten Zahlen zu veröffentlichen.“ Mit solchen Zahlen würden nur weitere Spekulationen angefeuert. Und auch die Konkurrenz würde solche Zahlen aufmerksam verfolgen. „Wir werden unsere Unternehmenszahlen Ende des Jahres vorlegen“, kündigt Müller an.

Positiver Trend

In dem Schreiben von Haglund (es liegt dieser Zeitung vor) erfuhren die Mitarbeiter, dass der positive Trend alle Abteilungen erfasst habe. Haglund dankte allen Mitarbeitern: „Dieses sehr gute Ergebnis ist in diesen herausfordernden Zeiten nicht selbstverständlich. Ich danke Ihnen allen – vom Einkauf und Planung über Produktion und Ausrüstung bis zu Logistik und Vertrieb und allen Abteilungen. Vielen Dank für diese großartige Teamleistung.“

Gute Zahlen hat das Werk bitter nötig. Am 30. Juni lief der Mietvertrag mit der Stadt Bergisch Gladbach aus. Dass überhaupt noch produziert wird, ist einer dreimonatigen Übergangsfrist zu verdanken. Und die war gar nicht so einfach zu ermöglichen. So wird die Miete nicht von Zanders direkt überwiesen, sondern in dieser Angelegenheit ist der Ansprechpartner für die Stadt der Insolvenzverwalter. So soll verhindert werden, dass im Falle einer zweiten Insolvenz von Zanders die gezahlten Mietbeiträge zurückbezahlt werden müssen.

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Juristisch sind Verträge mit einem Unternehmen in wirtschaftlicher Schieflage durchaus schwierig. Wenn ein später eingesetzter Insolvenzverwalter feststellt, dass diese Zahlungen hätten nicht erfolgen dürfen, kann das Geld zurückgefordert werden. Die Stadt sieht sich mit dem gefundenen Konstrukt jedenfalls auf der sicheren Seite.

So sehr sich die Mitarbeiter – und alle die es gut mit Zanders meinen – auch über die gute Nachricht von Haglund freuen, so sehr sind weitere gute Nachrichten nötig. Zum Beispiel aus Berlin. Das Bundeswirtschaftsministerium ist eingeschaltet worden, damit Zanders von der EEG-Umlage befreit wird. Vereinfacht gesagt werden alle Stromverbraucher mit dieser Umlage an der Umstellung auf erneuerbare Energiequellen zur Kasse gebeten. Zanders ist ein großer Stromverbraucher und versucht, nur eine reduzierte Umlage zahlen zu müssen. Eine komplette Befreiung ist unmöglich.

Zanders hat den Antrag gestellt und wird dabei vom Moderator des Runden Tisches – dem ehemaligen NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) – unterstützt. Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie hat sich für Zanders stark gemacht. Zanders-Pressesprecher Müller: „Wir befinden uns mit dem Bundeswirtschaftsministerium in einem Abstimmungsprozess.“

Kreditwürdigkeit steht auf dem Spiel

Ebenfalls noch nicht abgeschlossen ist die Prüfung der Zanders-Zahlen durch die Hamburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO. Diese Prüfung soll dem Unternehmen die Überlebensfähigkeit attestieren – und mit diesem Testat wäre Zanders dann auch wieder kreditwürdig. So jedenfalls die Hoffnung.

Ende September läuft der zeitlich befristete Mietvertrag für Zanders ab. Für eine langfristige Perspektive für Zanders braucht es noch viele gute Nachrichten.

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