Uwe Pakendorf erklärt seinen Rückzug„Die scheinbare Macht dieses Amts verführt einen“

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Erklärt seinen Rückzug als Parteichef: Uwe Pakendorf.

Erklärt seinen Rückzug als Parteichef: Uwe Pakendorf.

  • Bei der Abstimmung zum Landtagskandidaten für den Wahlkreis 22 hat Uwe Pakendorf vergangene Woche gegen Herbert Reul verloren.
  • Jetzt hat der 43-Jährige bekanntgegeben, dass er nicht nochmal als Kreisvorsitzender der CDU Rhein-Berg kandidieren wird.
  • Im Interview spricht er über seine Beweggründe, Fehler und mögliche Kurzschlusshandlungen.

Uwe Pakendorf hat erklärt, dass er beim Kreisparteitag am 9. November nicht erneut als CDU-Kreisparteivorsitzender kandidieren möchte. Über seine Beweggründe, Fehlersuche und mögliche Kurzschlusshandlungen hat Guido Wagner mit dem 43-jährigen Rösrather gesprochen.

Was ist für Sie der Grund, nicht erneut zu kandidieren?

Uwe Pakendorf: Ich habe in den vergangenen zweieinhalb Jahren feststellenmüssen, dass ich mich in dem Amt aufgerieben habe. Zudem ist in mir die Erkenntnis gereift, dass man so ein Amt nicht nebenher machen kann, sondern nur, wenn man hauptberuflich in der Politik tätig ist.

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Als Sie im April 2019 Kreisvorsitzender wurden, strebten Sie parallel auch ein Mandat im Europaparlament an.

Richtig, dafür haben das Wahlergebnis der Union und mein Platz auf der Landesliste dann aber leider nicht gereicht.

Dass Sie es jetzt mit einem Landtagsmandat versucht haben und eine Kampfkandidatur gegen NRW-Innenminister Herbert Reul ankündigten, wirkte da fast wie eine Verzweiflungstat. War das so?

In gewisser Weise: Ja. Ich wusste, dass ich das Amt des Kreisvorsitzenden ohne Mandat nicht hätte fortführen können. Auch um meiner Familie willen. Und ich hatte keine Lust, Spielball übergeordneter Landesinteressen zu werden – wie es bereits bei meiner Bewerbung um eine Europakandidatur versucht worden war.

Sie sprechen Ihre erste Auseinandersetzung mit Herbert Reul an, der damals eine Kandidatin unterstützt hat?

Ja, eine komplett unbekannte. Trotzdem war es jetzt mein Fehler, dass ich nicht vor meiner Kandidatur das Gespräch mit ihm gesucht habe und so die Chance auf eine Einigung mit Herbert Reul verspielt habe.

Warum sind Sie denn nicht einfach in Ihrem Heimatwahlkreis 21 Bergisch Gladbach/Rösrath angetreten?

Da wäre ich auch nicht gewählt worden. Ich hatte deutliche Zeichen aus Bergisch Gladbach, dass nach einer so langen Amtszeit des Abgeordneten Holger Müller nun nicht erneut ein Rösrather für diese Kandidatur aufgestellt werden sollte.

Das war nicht der einzige Konflikt, den Sie zu händeln hatten: Da gab’s die Auseinandersetzung mit der Werte-Union, den Streit mit Landrat Santelmann, die Ermittlungen zu einem mutmaßlichen Hitler-Gruß des Junge-Union-Kreisvorsitzenden. Und Ihrem Projekt der Neuaufstellung der Kreispartei ist die Basis mehrheitlich auch nicht gefolgt. Sind Sie daran gescheitert?

Bei der stärkeren Basisbeteiligung bei wichtigen Entscheidungen, die wir ja auch als Initiativantrag beim Landesparteitag auf den Weg gebracht haben und die der Landesvorstand sich da zu Eigen gemacht hat und bearbeiten will, sehe ich Hoffnung. Aber es stimmt: Eine Reihe von Problemen sind nicht wirklich gelöst. Ich habe versucht, den klappernden Deckel so gut es ging auf dem Topf zu halten, aber das war unendlich kraftraubend.

Ist die CDU Rhein-Berg nicht bereit für eine inhaltliche und personelle Neuaufstellung?

Viele sehen das sicher als schmerzhaften lästigen Aspekt – auch noch nach der jüngsten Niederlage der CDU bei der Bundestagswahl. Aber gerade die hat gezeigt, dass wir uns erneuern müssen. Dabei aber muss alles auf den Prüfstand – auch und gerade, wenn das weh tut. Ich hoffe, dass meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger das fortsetzt, weil es dringend nötig ist.

Wer soll denn die ganzen offenen Baustellen nun übernehmen?

Auch diese Frage ist noch offen. Es gibt einfach zu viele Interessenten...

Auch Sie haben sich, als Sie 2019 Kreisvorsitzender wurden, in einer Kampfabstimmung gegen Christian Klicki durchgesetzt...

Vielleicht war das schon der Geburtsfehler meiner Amtszeit als Kreisvorsitzender. Und ein Konflikt, der übrigens auch bis heute nicht wirklich gelöst ist.

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Warum ist das Amt des Kreisparteichefs denn trotz der großen noch offenen Probleme so beliebt?

Die scheinbare Macht dieses Amts verführt einen.

Was muss die oder der neue Kreisvorsitzende mitbringen?

Die CDU Rhein-Berg wird sich nur stabilisieren lassen, wenn das jemand macht, der sich dem hauptberuflich widmen kann.

Also einer der Abgeordneten?

Zum Beispiel.

Wie sehen Sie Ihre politische Zukunft?

Ich freue mich darauf, mich nach den ganzen innerparteilichen Problemen nun endlich wieder auf inhaltliche Arbeit als Abgeordneter und stellvertretender Vorsitzender der Kreistagsfraktion widmen zu können, in einer sehr erfolgreichen Koalition mit den Grünen. Ich möchte mich endlich wieder um Inhalte kümmern – und für die Bürgerinnen und Bürger arbeiten!

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