Weniger Straftaten im Rhein-Berg-KreisFalsche Polizisten bleiben weiter ein Problem

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Bei der Präsentation der Statistik im Kreishaus: Landrat Stephan Santelmann (r.) und Kriminaloberrat Ralf von Uden.

Bei der Präsentation der Statistik im Kreishaus: Landrat Stephan Santelmann (r.) und Kriminaloberrat Ralf von Uden.

Rhein-Berg-Kreis – Die Zahl der Straftaten ist in Rhein-Berg 2019 erneut zurückgegangen, und zwar um sieben Prozent. Den Trend zu weniger Kriminalität hat es zwar im ganzen Land NRW gegeben, mit vier Prozent weniger Straftaten war der NRW-weite Rückgang aber weitaus weniger ausgeprägt als zwischen Leichlingen und Overath. Im Vergleich der Kriminalitätshäufigkeitszahlen (Straftaten pro 100 000 Einwohner) steht Rhein-Berg dieses Jahr auf dem viertbesten Platz nach Platz drei im Vorjahr.

2019 mit historischem Tiefstand

Am Dienstag – und damit erst einen Tag nach Minister Herbert Reul und vielen anderen Kreispolizeibehörden – stellten die hiesigen Ordnungshüter und ihr oberster Chef, Landrat Stephan Santelmann (CDU), die Kriminalstatistik für 2019 vor. Aus der vermeintlichen Gemächlichkeit sollte man aber keine falschen Schlüsse auf das Produkt der Behörde, die innere Sicherheit, ziehen: „Wir haben 2019 einen historischen Tiefstand erreicht“, sagte Santelmann vor Journalisten im Kreishaus. Gleichwohl, das habe eine Studie im Auftrag des Bundeskriminalamtes ergeben, wachse die Schere zwischen gefühlter und realer Sicherheit.

Die Zahl der Straftaten ist in Rhein-Berg 2019 erneut zurückgegangen, und zwar um sieben Prozent.

Die Zahl der Straftaten ist in Rhein-Berg 2019 erneut zurückgegangen, und zwar um sieben Prozent.

Da könne es helfen, Fakten zu nennen, sagte der Landrat weiter und legte los: 2019 wurden 11 335 Straftaten erfasst, 868 Taten weniger als im Jahr zuvor. Den Trend zu weniger Kriminalität habe es nun schon zum fünften Mal in Folge gegeben. Selbst die Wohnungseinbrüche seien erneut weniger geworden und hätten mit 471 den tiefsten Stand der vergangenen 14 Jahre erreicht.

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Arbeit in Sachen Kinderschänder-Ring gelobt

Ausdrücklich lobte Santelmann die Arbeit der Bergisch Gladbacher Kripo in Sachen Kinderschänder-Ring. Den Beamten sei es gelungen, innerhalb von zehn Tagen nach der ersten Hausdurchsuchung vier Tatverdächtige hinter Gitter zu bringen und damit andauernden Missbrauch zu beenden.

Ausdrücklich wies er darauf hin, dass Bergisch Gladbach kein Zentrum des sexuellen Missbrauchs von Kindern sei, sondern dass es der hiesigen Polizei gelungen sei, ein weit verzweigtes Netzwerk zu zerschlagen. „Ich bin den Beamten persönlich sehr dankbar dafür und habe es ihnen auch gesagt.“

Aufklärungsquote beim Einbruchsdiebstahl gefallen

Kripochef Ralph van Uden erläuterte die Spitzenposition des Rheinisch-Bergischen Kreises im Vergleich der 47 Kreispolizeibehörden in NRW. Besser als Rhein-Berg stünden beim Standardwert zum Vergleich der Kriminalitätsbelastung nur noch Lippe, Höxter und der Oberbergische Kreis da, aber die hätten auch weder eine Großstadt mit mehr als 100 000 Einwohnern im Bezirk noch eine Metropole wie Köln in unmittelbarer Nachbarschaft. Das gelte auch für die auf Rhein-Berg folgenden Plätze fünf und sechs in der Hitliste des Landes, nämlich Olpe und Herford.

Der Kriminaloberrat sprach aber auch die Bereiche an, in denen die Leistungsbilanz der 400 rheinisch-bergischen Ordnungshüter (darunter hundert Kriminalbeamte) nicht so herausragend ist. So ist die Aufklärungsquote beim Einbruchsdiebstahl von 20 auf 10 Prozent gefallen – der Kampf gegen die Kinderschänder habe seinen Tribut gefordert.

Die Aufklärungsquote beim Einbruchsdiebstahl ist von 20 auf 10 Prozent gefallen.

Die Aufklärungsquote beim Einbruchsdiebstahl ist von 20 auf 10 Prozent gefallen.

Die Zahl der Einbrüche ist im Süden deutlich gestiegen: In Overath von 165 auf 274 und in Rösrath sogar von 129 auf 359. Die Polizei reagiere darauf mit neuen Einsatzplanungsmethoden („predictive policing“).

Straftaten zum Nachteil älterer Menschen

Ein weiterer Deliktbereich, der zusehends Arbeit macht, sind die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Besonders geht es um „falsche Polizisten“, die alten Leuten vorgaukeln, sie seien bedroht und sollten ihr Geld von der Bank abheben. Hier seien auch Verwandte, Nachbarn und Bankmitarbeiter zur Wachsamkeit aufgerufen.

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Die Zahl der Taten sei zwar von 57 auf 38 zurückgegangen und die Schadenshöhe von 650 520 auf 219 307 Euro, jedoch seien am Jahresende noch einmal sechs Fälle mit einer Schadenssumme von 1,4 Millionen dazugekommen, die erst in künftige Statistiken Eingang fänden.

Auch zu den Tatverdächtigen machte die Polizei Angaben: Ihre Gesamtzahl sank von 5477 auf 4860. Die Anzahl der tatverdächtigen Jugendlichen sank von 626 auf 534. Unter den 4860 Tatverdächtigen hatten 3549 die deutsche und 1311 eine andere Staatsangehörigkeit. Bei 400 Tatverdächtigen handelt es sich um „Zuwanderer“, worunter die Polizei Asylsuchende, Geduldete und Personen mit illegalem Aufenthalt versteht.

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