Obwohl die neue Awo-Kita Reiser in Bensberg erst im Dezember in den Vollbetrieb geht, hat sie den Praxistest schon längst bestanden.
Bergisch GladbachEin neues Haus für 93 Kinder

Die Awo-Kita Reiser in Bensberg ist offiziell eröffnet und setzt Maßstäbe.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Die neue Awo-Kita Reiser in Bensberg ist am Freitagnachmittag jetzt auch offiziell eröffnet worden. Insgesamt 4,9 Millionen hat die Stadt Bergisch Gladbach in die Einrichtung investiert. Die Kindertagesstätte mit fünf Gruppen und 93 Kindern ist die größte in der Stadt.
Den Praxistest hat die neue inklusive Kindertagesstätte schon längst bestanden. Sie hat bereits im August 2024 eröffnet, aber noch nicht im Vollbetrieb. „Aus zwei Gründen“, erläutert Kita-Leiterin Isabel Rathenow. Es sei nicht leicht gewesen, Fachpersonal zu finden. „Und wir wollten nicht riskieren, mit Notgruppen zu starten, sondern solide starten, um es gutzumachen.“
Und das ist gelungen, davon können sich die Gäste bei der Einweihungsfeier – darunter Eltern, Nachbarn, Ratsvertreter, Erzieherinnen, Erzieher, Vertreter des Vorstands der Awo Rhein-Oberberg sowie der Stadtverwaltung – am Freitagnachmittag überzeugen.
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Vier neugierige Mädchen gucken von draußen zu, wie drinnen die offiziellen Reden gehalten werden.
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Was aber sowieso viel mehr zählt, ist das Urteil der Nutzer: „Die Kinder fühlen sich schon wie zu Hause“, sagt Rathenow. Außer eine Außenanlage mit drei Sandkästen, inklusive Sonnenschutz, Matschecken, Hängematten und Klettergerüst, bietet der zweigeschossige Bau noch einiges mehr. Ein besonderes Merkmal sind die großzügigen, hellen Räume mit bodentiefen Fenstern, themenbezogenen Spielzimmern, einem Bücherraum sowie Bewegungs- und Ruheräumen, die verschiedenen Bereichen zugeordnet sind: Theater, Atelier und Werkstatt, Bauen und Forschen.
Das Highlight ist die Turnhalle. „Deshalb wäre ich gerne noch einmal Kind“, schwärmt Rathenow. Die multifunktionale Kletterwand kann sogar zu einer kleinen Seilbahn umgerüstet werden. Was beim Rundgang außerdem ins Auge springt: Der Boden ist picobello sauber, kein einziges Sandkorn, nirgendwo. „Wir haben eine Garderobe als Dreckschleuse“, erläutert die Kita-Leiterin. Jedes Kind, was von draußen reinkommt, zieht die Schuhe aus. „Inzwischen machen das sogar schon die meisten Eltern so, wenn sie ihre Kinder abholen.“

Im Theaterraum können die Jungen und Mädchen sich verkleiden, sich schminken und gegenseitig etwas vorführen.
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Ein weiterer zentraler Baustein im Kita-Alltag ist die Cafeteria direkt neben der Frischkochküche – nicht nur in Bezug auf eine gesunde kindgerechte Ernährung, wenn die Kinder „wie zu Hause“, ein frisch zubereitetes Essen erhalten. Dabei können die Jungen und Mädchen mitbestimmen, was auf den Tisch kommt.
Denn die Kita arbeitet nach dem pädagogischen Konzept des offenen Kinderhauses, erläutert Rathenow. „In jedem Themenraum gibt es ein Angebot. Die Kinder entscheiden selbst, was sie machen wollen, etwa mit Kastanien basteln oder lieber am Singkreis teilnehmen.“ Partizipation bilde einen großen Schwerpunkt: „Gerade erarbeiten wir ein Konzept für ein Kinderparlament. Die Kinder sollen lernen, dass sie eine Stimme haben.“
Die Skepsis bei den Anwohnern war groß, als das Bauprojekt 2019 auf den Weg gebracht wurde. Sie befürchteten ein Verkehrschaos auf den engen Straßen im Wohngebiet durch den Hol- und Bringverkehr der Eltern und kritisierten den Wegfall von Parkplätzen.
Es gab sogar Klagen vor Gericht. „Das befürchtete Chaos ist ausgeblieben“, berichtet Rathenow. Viele Eltern kämen zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Diejenigen, die mit dem Auto vorfahren, parkten nur kurz. „Ich kann sagen, dass wir heute ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn haben.“
„Viel wichtiger als die ganzen Äußerlichkeiten ist doch, dass wir ein engagiertes Team zusammenstellen konnten, so dass ein Hort zum Lernen, Lachen und Wachsen entsteht“, betont Ralph Kühr, Awo-Präsidiumsvorsitzender.
„Die Kita ist auch ein Stück Zuhause“, sagt Bürgermeister Frank Stein, „die freundliche Atmosphäre ist hier überall zu spüren, das ist unübersehbar.“ Sieben Jahre, bis zur Eröffnung, sei lang. Stein bedankt sich in seiner letzten Rede zur Eröffnung einer Kita in seiner Amtszeit bei der Awo für ihre „Beharrlichkeit, Probleme zu lösen.“
Baukosten stiegen um 1,9 Millionen Euro
Die Planungen für die Kita Reiser, benannt nach dem Straßennamen, starteten 2019. Der Spatenstich fand 2024 statt. Die Baukosten stiegen im Laufe der Jahre um rund 1,9 Millionen Euro auf 4,9 Millionen Euro.
Nachdem die erste Gruppe mit 23 Kindern im August 2024 aufgemacht hatte, wurden je nach Personalstand weitere Kinder aufgenommen. Aktuell sind es 71 Kinder, die in vier Gruppen betreut werden.
Im Dezember sollen dann alle fünf Gruppen laufen: Insgesamt gibt es 93 Plätze, 18 für Kinder unter drei Jahren und 75 für Kinder über drei Jahren.
In der Einrichtung sind außer Kita-Leiterin Rathenow ihr Stellvertreter Daniel Kluge sowie 17 Erzieherinnen, drei Auszubildende, eine Hauswirtschaftskraft sowie eine Alltagshelferin beschäftigt. (ub)