Von Rhein-Berg nach BerlinAfD-Abgeordneter Weyel geht keinem Konflikt aus dem Weg

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Harald Weyel

  • Aktion Nachgehakt: Vor gut einem Jahr starteten vier Bundestagsabgeordnete aus Rhein-Berg in Berlin ihre Arbeit. Ein Jahr danach hat die Redaktion nachgehakt. Zum Abschluss: die beiden AfD-Abgeordneten. Hier lesen Sie zu Harald Weyel.

Rhein-Berg/Berlin – Aktion Nachgehakt: Vor gut einem Jahr starteten vier Bundestagsabgeordnete aus Rhein-Berg in Berlin ihre Arbeit. Ein Jahr danach hat die Redaktion nachgehakt. 

Aus dem Fenster seines vor wenigen Wochen bezogenen neuen Abgeordnetenbüros schaut Dr. Harald Weyel aufs Europäische Haus – und auf die Botschaft des „Erbfreunds Frankreich“, wie der AfD-Politiker sagt. Beim Besuch sind die Wände noch kahl, Bilder sollen noch geliefert werden, auch eine Europakarte, die auf dem Schreibtisch die, will EU-Kritiker Weyel wieder aufhängen. „Aber rein aus Nostalgie-Gründen“, versichert der 59-Jährige. Die Karte mit den Grenzen der Europäischen Gemeinschaft vor der Wende erhielt er 1989 zum Amtsantritt seines ersten Jobs bei der IHK Arnsberg.

Zurzeit beschäftigt ihn eher seine letzte Arbeitsstelle vor der Bundestagswahl. Für ein Disziplinarverfahren der Technischen Hochschule Köln, an der Weyel bis zu seinem Wechsel in den Bundestag als Professor für Betriebswirtschaft lehrte, wurde bereits zum zweiten Mal die Aufhebung seiner Immunität als Abgeordneter beantragt. Obwohl die TH Köln beim ersten Mal die Disziplinarverfügung zurückgenommen habe, moniert Weyel.

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Seiner Darstellung zufolge ging es um angebliche EU-kritische Äußerungen. Weyel wirft der Hochschule Rufschädigung gegen einen „ungeliebten Professor“ vor. Die TH Köln erklärt dazu auf Anfrage, sie nehme „konkrete Beschwerden von Studierenden über Lehrende in Lehrveranstaltungen sehr ernst“ und gehe „solchen Vorwürfen unmittelbar und ausnahmslos nach“. Aus dienstrechtlichen Gründen, könne sie jedoch „keine näheren Auskünfte zu solchen Verfahren im Einzelnen“ machen“.

Geht Konfrontationen nicht aus dem Weg

Weyel, der wie sein Kollege Dr. Roland Hartwig über die AfD-Landesliste in den Bundestag gewählt wurde, ist niemand, der Konfrontationen aus dem Weg geht. Anfang des Jahres hatten er und Parteikollegen mit einer Reise nach Syrien für Schlagzeilen gesorgt, unter anderem weil die Gruppe dort mit dem Großmufti sprach, der unter anderem zu Anschlägen in Europa aufgerufen hatte. Durch die Reise habe er die „Vielschichtigkeit der Situation“ in Syrien ganz anders kennengelernt als sie „die Medien“ berichtet hätten, lobt Weyel indes etwa das syrische „Rückkehrprogramm“ für Flüchtlinge.

Auch mit seiner Wortwahl eckt Weyel an, etwa wenn er das Deutsche Kaiserreich in Kontrast zum „Provisorium Bundesrepublik“ würdigt. In seinem „Bericht aus dem Reichstag“ kritisiert er die „Kartellparteien“. Die AfD werde darauf achten, dass „die (oft eher aller Welt denn Deutschland dienende) Regierung wieder auf den richtigen Pfad gebracht oder eben ihr Versagen herausgestellt wird“. Auch künftig werde er Themen „gegen den Zeitgeist“ aufgreifen, kündigt Weyel an. (wg)

Harald Weyel (AfD) blickt im ersten Bundestagsjahr auf folgende Zahlen-Bilanz zurück (teils gerundet):

150 Sitzungen (Parlament, Ausschüsse und Partei in Berlin) besucht.

75sonstige Termine in Berlin besucht.

56 (namentliche) Abstimmungen im Deutschen Bundestag, davon 12 mal mit „Ja“, 40 mal mit „Nein“ und 2 Enthaltungen und zweimal mal nicht mit abgestimmt.

11 Reden und Redebeiträge im Bundestag.

46,01Minuten im Plenum des Bundestags gesprochen.

50Termine im Wahlkreis besucht.

Quellen: Bundestagsverwaltung und eigene Angaben des Abgeordneten (Stand: November)  

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