„Absoluten Schutz gibt es nicht“Rösrath verzeichnet Erfolge bei Plänen zum Hochwasserschutz

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Man sieht einen Innenhof, der überflutet wurde. Es stehen Bäume im Wasser, Bänke und Tische schauen aus dem Wasser heraus.

Überflutung im Innenhof am 15. Juli 2021 im Wöllner-Stift.

Von Überschwemmungsflächen bis Änderungen im Bebauungsplänen, die Stadt Rösrath unternimmt viel, um sich besser gegen Hochwasser zu schützen.

Ein dauerhaftes Thema für die Stadt Rösrath ist der Hochwasserschutz geworden. Seit den Überschwemmungen vom Juli 2021 ist sie bei der Vorsorge auf unterschiedlichen Feldern aktiv und kann auch Fortschritte verzeichnen. Die Betroffenen der Flut von 2021 verfolgen das sehr aufmerksam: Erst Mitte Januar beobachteten viele mit Sorge den Anstieg des Sülzpegels, der am 13. Januar in Hoffnungsthal einen Stand von 257 Zentimetern erreichte – das blieb aber deutlich unterhalb des Werts von über 400 Zentimetern am 14./15. Juli 2021.

Das am weitesten gediehene Schutz-Projekt der Stadt ist die geplante Überschwemmungsfläche am Sülzbogen. Bereits vier Wochen nach der Flut hat sie das Verfahren zur erforderlichen Änderung des Flächennutzungsplans auf den Weg gebracht, im Rahmen des Verfahrens steht in Kürze die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden an. Nach Abschluss des Verfahrens will der Aggerverband die Pläne umsetzen: Angestrebt ist, die gesamte nicht bebaute Fläche als Retentionsfläche zu nutzen.

Bebauungspläne sollen Hochwasser mit einrechnen

Ein deutliches Signal beim Umgang mit hochwassergefährdeten Flächen hat die Stadt auch mit dem Verzicht auf den Verkauf von sülznahen städtischen Grundstücken in Hoffnungsthal-Mitte gesetzt. Die Fläche war 2021 überflutet und liegt zwischen Hauptstraße, Bahnhofstraße, Poltesgarten und Sülzufer. Mit dem Verzicht auf die Bebauung entgeht der Stadt ein Erlös von rund 400.000 Euro.

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Gleichzeitig will die Stadt auch auf privaten Grundstücken an der Sülz eine „maßvolle“ Bebauung erreichen und Flächen freihalten: Darauf zielt der Bebauungsplan „Sülzufer-West – Hoffnungsthal“, bei dem es um das Gebiet zwischen Sülz und Hauptstraße geht, das zwischen der Sülzbrücke Hauptstraße und der Rotdornallee liegt.

Ein weiteres Arbeitsfeld der Stadt Rösrath ist die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen an der Sülz. Ein erstes Gespräch mit Overath, Lindlar, Kürten und dem Rheinisch-Bergischen Kreis gab es im Dezember, der Aggerverband und die Stadtwerke Rösrath waren ebenfalls beteiligt. Anfang Februar folgt ein weiteres Treffen, Ziel ist ein gemeinsames Konzept zu Retentionsflächen.

Ein Hochwasser wie 2021 kann jederzeit wiederkommen.
Klaus Hasbron-Blume, Verein Lebenswertes Sülztal

Da es am Sülz-Oberlauf noch mehr geeignete Freiflächen gibt, ist ein Ausgleich zwischen den Kommunen im Gespräch. Basis für die Berechnung der erforderlichen Rückhalteflächen ist ein Modell zum Abfluss der Niederschläge im Einzugsbereich der Sülz.Unterdessen untersucht auch die Bezirksregierung die Hochwassergefahr an der Sülz, auf Rösrather Betreiben wird in dem Projekt auch der Knipperbach, der im Juli 2021 erhebliche Schäden verursachte, einbezogen (wir berichteten).

Bereits stattgefunden hat Mitte Januar ein „Audit Hochwasser“, bei dem Fachleute der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) an zwei Tagen mit Stadtverwaltung und Stadtwerken berieten. Die dabei zusammengetragenen Daten werden nun analysiert, danach soll in sechs bis acht Wochen ein Gutachten der DWA vorliegen. Dieses soll Schutzmaßnahmen für Rösrath vorschlagen.

Vorsorge, da absoluter Hochwasserschutz nicht möglich sei

Diskutiert wurden in der Stadtverwaltung auch Ideen wie ein höherer Damm an der Sülz, doch schnelle Erfolge sind dabei nicht zu erwarten. „Dass ist ein sehr komplexes Thema“, sagt Dezernent Christoph Herrmann. Zum einen fehle es an den nötigen Flächen, zum anderen seien die Auswirkungen auf andere Kommunen zu berücksichtigen. Ein weiteres von Hochwasser-Betroffenen diskutiertes Konzept, der Einsatz mobiler Schutzwände, ist aus Sicht der Stadt „nicht zielführend“. Denn anders als etwa am Rhein, wo ein Hochwasser bereits einige Tage im Voraus absehbar ist, steigt der Pegel der Sülz innerhalb weniger Stunden.

Vor diesem Hintergrund betont Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne), „absoluten Hochwasserschutz“ gebe es nicht. Durch Vorsorge sollten Schäden aber „möglichst gering“ gehalten werden. Dass die Projekte bisher jedoch kaum praktische Auswirkungen haben, stellt der auch in Sachen Hochwasserschutz aktive Verein Lebenswertes Sülztal fest. „Da sind wir mehr als ungeduldig“, erklärt Klaus Hasbron-Blume vom Vereinsvorstand angesichts eines möglichen erneuten Hochwassers. „Es kann jederzeit wiederkommen.“ Kommentar

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