Angespannte LageGasversorger im Rhein-Erft-Kreis raten dringend zum Energiesparen

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Gasversorger raten ihren Kunden, im kommenden Winter die Raumtemperatur zu senken

Rhein-Erft-Kreis – Die Lage auf dem Gasmarkt ist angespannt. Fachleute befürchten, dass Russland nach der Wartung der Ostsee-Pipeline Nord Stream I gar kein Gas mehr nach Europa liefern könnte. Wir haben bei Gasversorgern nachgefragt, wie sie die derzeitige Situation einschätzen.

GVG Rhein-Erft

„Wie es weitergeht, können wir momentan nicht einschätzen“, sagt Jürgen Bürger, Vertriebsleiter und Pressesprecher der GVG Rhein-Erft. Das Unternehmen mit Sitz in Hürth versorgt 80 000 Kundinnen und Kunden in Erftstadt, Frechen, Hürth, Pulheim, Wesseling, Köln, Bedburg, Bergheim, Elsdorf und Kerpen mit Gas.

Nach aktuellem Stand sei Gas da, sagt Jürgen Bürger. „Wir haben es frühzeitig für den Winter an der Börse gekauft. So lange es fließen kann, also der Transport zum Hausanschluss gesichert ist, besteht die Option, gut durch den Winter zu kommen.“

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Die Kundinnen und Kunden bekämen die gestiegenen Preise mit Beginn der Heizperiode zu spüren. „Um hohe Nachzahlungen zu vermeiden, ist es ganz wichtig, dass die Kunden die aktuellen Abschläge möglichst schnell erhöhen.

Hierzu können sie gern unseren Kundenservice unter 02233/79093518 anrufen. Denn wenn sie ihre Rechnungen nicht mehr zahlen können, werden wir Ratenzahlungen möglich machen und uns im schlimmsten Fall auf Zahlungsausfälle einstellen. Auf beides müssen wir uns vorbereiten.“ 

Stadtwerke Bergheim/Erft

Die Stadtwerke Erft versorgen Kundinnen und Kunden in Bergheim, Bedburg und Elsdorf. Für die Gasversorgung zeichnen in der Hauptsache die Stadtwerke Bergheim verantwortlich. „Die Stadtwerke Bergheim/Stadtwerke Erft beobachten täglich die neuen Entwicklungen auf den Energiemärkten“, teilt Stefan Pütz von den Stadtwerken Bergheim mit.

Auf dieser Grundlage versuche man, zum Vorteil der Kunden strategische Energiemengen zu beschaffen. Seriöse und belastbare Prognosen, was Gaspreise angeht, könne man derzeit aber nicht geben. Dazu seien die Entwicklungen zu unvorhersehbar.

Und der Druck werde durch die bevorstehende Wartung von Nord Stream I zunehmen, besonders auf die Lieferanten. Auch unter den Kunden bemerke man inzwischen Unsicherheit, schildert Stefan Pütz. 

Stadtwerke Kerpen 

Die Stadtwerke sind ein noch junges Unternehmen und vertreiben erst seit 2020 auch Gas: Grundversorger in Kerpen ist das Unternehmen Eon. Das Gasnetz selbst wird von Westnetz betrieben.

Wie Friedemann Reuschel, Operativer Leiter der Kerpener Stadtwerke, mitteilt, haben die Stadtwerke im Moment rund 300 Gaskunden. Zurzeit gebe es noch keine säumigen Kunden oder ausstehende Zahlungen aus dem Gasvertrieb. Aber natürlich beobachte man die Entwicklung auf dem Gasmarkt mit Sorge und nehme keine Neukunden auf.

Reuschel verweist auf Informationen des Unternehmens Westnetz, wonach die Gasversorgung zuverlässig und sicher bleibe und für private Kunden weiterhin gewährleistet sei. So sei der überwiegende Teil der Gaskunden per Gesetz geschützt und könne nicht abgeschaltet werden, heißt es bei Westnetz.

„Geschützte Kunden sind – Stand 23. Juni 2022 – Privathaushalte, gewerbliche Standardlastprofilkunden und Einrichtungen der kritischen Infrastruktur, zum Beispiel Krankenhäuser, Altenheime und Einrichtungen, die für das Funktionieren des öffentlichen Lebens notwendig sind – beispielsweise Feuerwehr, Polizei, Technisches Hilfswerk und Bundeswehr.“

Im Fall einer akuten Gasmangellage werde Westnetz die erforderlichen Maßnahmen zur Erhaltung und Sicherung der Gasversorgung für die geschützten Kunden einleiten. „Dies bedeutet auch, dass nicht geschützte Kunden mit registrierender Lastgangmessung – zum Beispiel Industriekunden – aufgefordert werden, ihren Gasbezug zu reduzieren oder einzustellen.“

Im Falle des Ausrufens der dritten Krisenstufe (Notfallstufe) müsse die Bundesnetzagentur als Bundeslastverteiler dann diese Abschaltvorgänge regeln.

Stadtwerke Pulheim

„Noch fließt das Gas, die Stadtwerke beziehen es von der Rheinenergie Trading“, sagt Christoph Preuß als Sprecher der Stadtwerke Pulheim. Die Rheinenergie mit Sitz in Köln hält 49 Prozent an den Stadtwerken, die Stadt Pulheim ist mit 51 Prozent Mehrheitsgesellschafter.

Perspektivisch seien die Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Pulheim ebenso von den weltweiten Entwicklungen betroffen wie alle anderen: „Die Preise werden auf breiter Front deutlich steigen, und Pulheim ist leider keine Insel. Daher lohnt sich Energiesparen in jedem Fall, gerade auch beim Gas. Die einfache Formel lautet: Ein Grad Raumtemperatur gesenkt, sechs Prozent Energie eingespart“, so der Unternehmenssprecher.

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Sollte die Rheinenergie Trading nicht mehr liefern können, könnten die Stadtwerke Pulheim auch anderweitig Gas einkaufen. „Allerdings: Dass die Trading nicht mehr liefern kann, die permanent über diverse Quellen in Deutschland und Europa einkauft, ist ein äußerst unwahrscheinlicher Fall, zumal die Privatkunden immer bevorrechtigt beliefert werden.“

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