Noch 2022 hatte Siewert & Kau den Spatenstich gesetzt, um seine Bergheimer Flächen zu verdoppeln. Nun ist das Unternehmen insolvent.
WirtschaftBergheimer IT-Distributor Siewert & Kau meldet Insolvenz an

Bürgermeister Volker Mießeler (l.), Ortsbürgermeister Rudi Schiffer (3.v.l.) und die Bauträgen und -finanzierer besorgten mit Björn Siewert (2.v.l.) Holger (2.v.r.) und Oliver Kau (3.v.r.) den symbolischen Spatenstich für ein neues Logistikgebäude.
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Das Bergheimer IT-Unternehmen Siewert & Kau Computertechnik GmbH hat beim Amtsgericht Köln einen Insolvenzantrag gestellt (Aktenzeichen: 70k IN 179/25). Das Unternehmen ist im Bereich des IT-Handels bekannt und arbeitet mit Branchengrößen wie Dell Technologies und Fujitsu zusammen.
Siewert & Kau versorgt den Fachhandel unter anderem mit Software oder PC-Zubehör und bietet Logistikservices an. Laut eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen rund 400 Mitarbeitende in Niederlassungen in Braunschweig, Halle (Saale), Paderborn, Soest, Hengelo (Niederlande) und Premià de Mar (Barcelona/Spanien), North Data beziffert den Umsatz 2023 mit über 700 Millionen Euro.
Bergheim: Siewert & Kau startete als kleine Firma
Siewert & Kau hatte klassisch als „Garagenfirma“ angefangen. Die gebürtigen Bergheimer Björn Siewert, Holger Kau und Oliver Kau hatten das Unternehmen 1994 gegründet. Anfangs vertrieben sie ihre Computer noch im Keller von Björn Siewerts Elternhaus. Mit den Jahrzehnten wuchs ihr Geschäft rasant an. Schon 2006 hatten sie laut eigenen Angaben bereits einen Umsatz von 333 Millionen und beschäftigten rund 133 Mitarbeiter in verschiedenen Niederlassungen in Deutschland, Frankreich und Spanien.
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Das Unternehmen investierte aber auch kräftig in den Heimatstandort – es steckte 20 Millionen in den Gewerbepark in Bergheim, darunter auch fünf Millionen für eine Erweiterung, deren Spatenstich im Jahre 2022 noch nicht lange zurückliegt. „Wir glauben an den Standort Bergheim“, hatte Björn Siewert es damals begründet und die Erweiterung als „einen großen Schritt in die Zukunft“ gesehen. Und auch Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler (CDU) war voll des Lobes: „Siewert & Kau ist ein Vorzeigeunternehmen in der Stadt.“
Überhaupt mausert sich Bergheim immer mehr als technologische Hochburg. Immerhin hat die Ansiedlung von Microsoft-Rechenzentren und dem geplanten Digitalpark Hoffnung auf ein Gelingen des Strukturwandels gemacht. Da passt ein insolventer heimischer IT-Distributor nicht so recht ins Bild.
Grund für die Insolvenz von Siewert & Kau noch unklar
Wie kam es also zur Insolvenz? Ein angekündigtes Statement des Unternehmens erreichte unsere Redaktion nicht, durch die Fachpresse kursierte aber eine ganze Reihe von möglichen Gründen. Zum einen soll eine Geschäftsbank eine Bankverbindung gekündigt haben, was zu weiteren Kündigungen durch andere Banken und finanziellen Engpässen geführt haben soll.
Aber ganz allgemein habe das Unternehmen vor strukturellen Herausforderungen gestanden, da es stark in einem Segment verankert gewesen sei, das zuletzt unter Druck geraten ist – dem einmaligen Verkauf von Produkten. In der IT-Branche zeichnet sich aber ein wachsender Trend zu mehr Beratung- und Serviceangeboten ab. Hier habe Siewert & Co zwar durch den Ausbau solcher Angebote gegengesteuert, die strukturellen Defizite aber nicht kompensieren können. Überhaupt habe der Markt nach dem Aufschwung während der Corona-Pandemie geschwächelt.
Der Insolvenzantrag erreichte das Amtsgericht in Köln am 5. Mai. Vorläufig hat das Gericht die Rechtsanwältin Marion Rodine als Insolvenzverwalterin bestimmt. Laut Fachpresse beabsichtige das Unternehmen, den Geschäftsbetrieb fortzusetzen und arbeitet daran, die Handlungsfähigkeit wiederherzustellen.