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Über eine Milliarde Euro mehr benötigtKöln stellt dieses Jahr 19 Schulbauprojekte fertig

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Investor Ulrich Beckmann (r.) baute das Gymnasium nach den Anforderungen der Stadt: Oberbürgermeisterin Henriette Reker bilanziert zur Fertigstellung, wie der Schulneubau insgesamt in Köln vorankommt.

Investor Ulrich Beckmann (r.) baute das Gymnasium nach den Anforderungen der Stadt: Oberbürgermeisterin Henriette Reker bilanziert zur Fertigstellung, wie der Schulneubau insgesamt in Köln vorankommt.

Die Stadt schafft für das Schuljahr 2025/26 für Fünftklässler 400 zusätzliche Gymnasial- und 250 neue Gesamtschulplätze. Wie es mit dem Schulbau in Köln vorangeht.

Das Gymnasium Brügelmannstraße startet nach den Sommerferien mit 120 Schülern. Der Neubau in Deutz ist eins von 19 Schulbauprojekten, das die Stadt dieses Jahr fertigstellt. 90 Vorhaben sind insgesamt in Planung oder im Bau. Das Gymnasium Brügelmannstraße ist das erste, das im Investorenmodell fertig wurde, nach nur zweieinhalb Jahren Bauzeit. Damit steht es exemplarisch für die Strategie der Stadt im Schulbau. Der diesjährige Erfolg: 2025/26 kann die Stadt bis zu 4600 Plätze für Fünftklässler an alten und neuen Gymnasien anbieten – 400 mehr als voriges Jahr. Die Stadt will zudem ihr Maßnahmenpaket Schulbau von 50 auf 60 Neubauten, Erweiterungen und Sanierungen ausweiten. Der Stadtrat müsste dafür weitere 1,1 Milliarden Euro freigeben.

Reker: „Ich habe dem Schulbau oberste Priorität eingeräumt“

Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte im Foyer am Freitag: „Ich habe dem Schulbau vom ersten Tag meiner Amtszeit oberste Priorität eingeräumt.“ 2015 investierte die Stadt in Neubau und Instandhaltung von Schulen 85 Millionen Euro. 2025 plant sie mit Investitionen in Höhe von mehr als 558 Millionen Euro in Schulen. Laut Stadt investiert keine Millionenstadt in Deutschland je Einwohner mehr Geld in den Schulbau als Köln. Reker sagte: „Wir schöpfen alle Möglichkeiten aus, deshalb bauen wir auch Museen um, stapeln Holzmodule oder arbeiten mit privaten Investoren zusammen.“

Das Problem heißt Flächenkonkurrenz. Die Stadt besitzt kaum Grundstücke an den Orten, an denen sie Schulen braucht und auf denen sie selbst bauen könnte. Das löst das Investorenmodell: In der Brügelmannstraße baute der Investor Ulrich Beckmann die Schule auf seinem eigenen Grundstück und vermietet sie für zunächst 28 Jahre an die Stadt. Für Beckmann ist das „wegen der Langfristigkeit“ interessant. Er sagte, wer ausreichend eigenes Kapital investieren könne, baue wegen der längeren Mietdauer in höherer Qualität als jemand, der die Immobilie direkt weiterverkauft. Der Bau erhielt die Nachhaltigkeitsplakette Platin und war deutlich schneller fertig als es die öffentliche Hand geschafft hätte. Denn die Stadt müsste Bauschritte aufwändig einzeln vergeben.

Beckmann hofft, den Standort noch lange als Schule vermieten zu können: Der Stadt steht es nämlich frei, den Vertrag nicht zu erneuern, sollte sie in 28 Jahren wieder weniger Schüler in Köln unterbringen müssen. Deshalb ist das Gymnasium auch so errichtet, dass Beckmann es in Zukunft von innen umbauen könnte.

Stadt Köln lässt aktuell zwölf Schulen von Investoren bauen

Die Brügelmannstraße ist eins von zwölf Projekten, das die Stadt von Investoren nach ihren Anforderungen bauen lässt und anschließend anmietet. So auch das nahe gelegene Odysseum, das ab 2028 die neue Kalker Gesamtschule beherbergen soll. Allerdings muss das Museum, in dem zurzeit seine letzte Ausstellung läuft, noch umgebaut werden. Gleichzeitig braucht die Stadt dringend neue Schulplätze. Sie gründet die Gesamtschule darum trotzdem mit dem kommenden Schuljahr – und lässt sie interimsweise ebenfalls in der Brügelmannstraße starten.

Das Gebäude ist für 1000 Schülerinnen und Schüler ausgelegt. Bis hier alle Jahrgänge unterrichtet werden, ist noch ausreichend Platz für weitere 120 Fünftklässler der neuen Gesamtschule übrig. Auch das ist eine Strategie, die die Stadt nicht nur hier verfolgt: Während sie Bestandsbauten saniert, werden Klassen in benachbarte jüngere Schulen ausgelagert, deren räumliche Kapazität noch nicht ausgeschöpft ist.

Zu den 4600 Gymnasialplätzen in den Eingangsstufen kommen für das Schuljahr 2025/26 weitere 3000 Plätze an Gesamtschulen. Das sind 250 mehr als voriges Jahr. 2022 rief die Stadt die Taskforce Schulbau ins Leben. Schuldezernent Robert Voigtsberger sagte: „In den vergangenen vier Jahren konnten wir 2000 neue Plätze in Eingangsklassen schaffen.“

Generalunternehmer sanieren Schulen für die Stadt Köln

Das schaffte sie nicht allein mit Investorenprojekten. Sie rief zudem das Maßnahmenpaket Schulbauprojekte für Gebäude und Grundstücken ins Leben, deren Bauherrin oder Eigentümerin sie selbst ist. Es umfasst Erweiterungen, Sanierungen und Neubauten, 25 dieser Projekte laufen aktuell. Dafür setzt die Stadt auf General- oder Totalunternehmen, die sämtliche Bauleistungen und Risiken übernehmen. Seitdem die Stadt auch für die Heliosschule auf einen Generalunternehmer setzt, führt sie keinen Schulneubau mehr aus eigener Hand aus. Durch die Umstellung gelingt es inzwischen, die Bauzeit für neue Schulen quasi zu halbieren.

Das Maßnahmenpaket umfasst in seiner aktuellen zweiten Auflage bislang 50 Bauprojekte an 20 Standorten für 1,7 Milliarden Euro. Fertigstellungen sind zwischen 2027 und 2031 geplant.

Dem Stadtrat liegt derzeit eine Beschlussvorlage vor, das Paket auf 60 Projekte und auf ein Gesamtbudget von 2,8 Milliarden Euro zu erweitern. Die Politik muss noch zustimmen. Dadurch würden 17.000 Schulplätze gesichert und neu geschaffen werden, 35 Prozent mehr als ursprünglich geplant. Baudezernent Markus Greitemann sagte: „Die Liste der Schulbaumaßnahmen wird nie enden, weil es immer wieder Schulen geben wird, die saniert werden müssen.“