Kampf um EuropaSo gehen Baumgart und der 1. FC Köln mit der neuen Situation um

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

In seinem Element: FC-Trainer Steffen Baumgart an der Seitenlinie

Köln – Mit dem Begriff „Stolz“ kann Steffen Baumgart nicht viel anfangen, schon gar nicht solle man ihn „inflationär“ gebrauchen, wie er sagt. Doch am Montagmittag, nach der ersten Einheit in der neuen Trainingswoche, wirkte der Trainer des 1. FC Köln  schon sehr zufrieden mit sich und der Welt. Und vor allem mit seiner Mannschaft nach dem berauschenden 3:1-Sieg im Derby bei Borussia Mönchengladbach.

„Es war am Samstag eine sehr gute Leistung von uns. Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit vieles von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Stolz darf man auf diesen Moment sein – das gilt aber für die gesamte Saison bisher und nicht nur für das eine Spiel“, sagte der Trainer, der aus einem Fast-Absteiger einen Europapokal-Aspiranten geformt hat. Besonders gefreut hat den Trainer, dass es in den letzten beiden Partien gleich fünf verschiedene Torschützen gab. „Damit bin ich sehr zufrieden. Die Jungs haben ja die Qualität dafür, hatten sie aber zuletzt nicht abgerufen.“

Dreikampf um Europapokal erwartet

Dejan Ljubicic’ Tor sei eines der Extraklasse gewesen, das von Florian Kainz wie auf dem Reißbrett entworfen. Und dass der Torjäger vom Dienst, Anthony Modeste, nach zwei Monaten wieder traf (zum achten Mal in dieser Saison zum 1:0), freute den Coach ebenso: „Tony war krank, darum war er nicht in Höchstform.  Umso schöner, dass er im Derby getroffen hat.“ Modestes Form ist umso wichtiger, da Sturmkollege Sebastian Andersson mit den Folgen seiner Covid-Erkrankung zu kämpfen hat und auch am kommenden Spieltag ausfällt.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Mit 46 Punkten ist der FC auf Platz sieben geklettert. Vier Spieltage vor Saisonende spricht alles für einen Dreikampf zwischen Union Berlin, Hoffenheim und Köln um die letzten zu vergebenen Plätze im Europapokal. Womöglich reicht auch Platz sieben. Baumgart bleibt aber seinem Credo treu: Die Ergebnisse der Konkurrenz könne man ohnehin nicht beeinflussen, man müsse schon in erster Linie auf sich selbst schauen und abliefern. Doch dann ließ er sich doch etwas entlocken: „Union spielt sehr solide – auch von den Ergebnissen her. Bei Freiburg hast du das Gefühl, die können gar kein Spiel mehr verlieren. Beide sind vor uns. Wir müssen gucken, was sie tun. Die Konkurrenz hat aber auch genug Spiele, die nicht einfach sind. Union muss erst einmal am Mittwoch im Pokal in Leipzig ran, dann in der Liga gleich wieder“, sagt Baumgart.

Zwei Tage vor dem Derby hatte Baumgart Europa erstmals als neues Ziel ausgerufen. Die Ansage hatte den gewünschten Effekt und pushte die Mannschaft offenbar zusätzlich. „Steffen hat der Mannschaft den Glauben an das Maximum eingeimpft“, befand Lizenzspielerchef Thomas Kessler. Baumgart rief das neue Ziel aber nicht aus, weil man dies jetzt von ihm hören wolle: „Ich entscheide immer selbst gerne, wann ich etwas sage und lasse mir nicht gerne etwas einreden. Und das Reden ist sowieso das eine, das Machen das andere. Ich denke, dass unsere Leistung dementsprechend passt, so dass wir jetzt über das neue Ziel reden können.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Wer die Feierlichkeiten nach dem Derby verfolgt hat, der spürt allerdings auch die Euphorie, die der FC entfacht hat. Doch Baumgart hat nicht das Gefühl, dass die Fans die Qualifikation für den Europapokal erwarten. Der Trainer ist der Meinung, dass die Anhänger die Situation und die Entwicklung der Mannschaft realistischer einschätzen, als ihnen das von außerhalb Kölns oft nachgesagt wird. Baumgart: „Die Leute lechzen nicht nach Europa, sondern sie haben lange genug gewartet, dass einfach wieder vernünftiger Fußball gespielt wird. Und das macht die Mannschaft. Sie bringt eine Leistung, die sie über einen langen Zeitraum nicht gebracht hat. Und das ist das, was die Leute erfreut.“ Sein Appell: Euphorie, Freude – ja. Durchdrehen – nein.

Warnung vor den nächsten Gegnern

Der Trainer warnte davor, den kommenden Gegner, den formschwachen Tabellenvorletzten Bielefeld (Samstag, 15.30 Uhr), auf die leichte Schulter zu nehmen. Das Spiel lasse sich mit dem Derby  nicht vergleichen, Arminia habe  gegen Bayern zudem viel besser ausgehen, als es das Ergebnis (0:3) ausdrücke. Oft hieße es, es sei  ja „nur Bielefeld“. Doch Baumgart erwartet ein „schwieriges Spiel“.  Arminia sei ein guter Bundesligist und absolut ernst zu nehmen. „Wir beim FC sollten gerade diejenigen sein, die wissen sollten, woher wir kommen und was in der letzten Saison gewesen ist.“ Der Coach rief  in Erinnerung, dass sein Team in der Hinrunde nach dem berauschenden 4:1 gegen Gladbach dann in Bielefeld nicht über ein 1:1 hinausgekommen war und gegen Augsburg sogar mit 0:2 verlor. „Tiefstehende Gegner liegen uns noch nicht so. Und warum? Weil wir da in der Entwicklung noch nicht ganz so weit sind.“

Und diese Entwicklung will Baumgart am Geißbockheim weiter vorantreiben.  „Ich habe hier nächste Saison einen Vertrag. Und ich will ihn auch erfüllen. Und wir wollen auch noch in Gespräche gehen“, kündigte Baumgart an, dessen Kontrakt beim FC 2023 ausläuft.

KStA abonnieren