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FC-Trainer Lukas Kwasniok und seine OptionenDie gefährlichste Bank der Liga

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Am Samstag gegen Augsburg brachte Lukas Kwasniok Said El Mala und Marius Bülter, die Köln wenig später den Ausgleich bescherten.

Am Samstag gegen Augsburg brachte Lukas Kwasniok Said El Mala und Marius Bülter, die Köln wenig später den Ausgleich bescherten.

Kein Trainer wechselt in dieser Saison so viele Torbeteiligungen ein wie Kölns Lukas Kwasniok

Dass Said El Mala beim 1:1 gegen Augsburg von der Bank kam und traf, war mehr als nur ein Highlight-Moment für die verzückten 50.000 im Stadion, denen FC-Trainer Lukas Kwasniok mit dem Wechsel ein Traumtor bescherte. Es war die Bestätigung eines Trends, der beim 1. FC Köln in dieser Saison deutlich zu beobachten ist: Die Einwechslungen haben einen außergewöhnlichen Einfluss auf das Spielgeschehen.

Am Samstag etwa bereitete der eingewechselte Marius Bülter das Tor des eingewechselten El Mala brillant vor. Der Eindruck, dass Kwasnioks Personal dem Trainer eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet, ist auch durch Zahlen belegt: Kein Trainer der Liga hat in der laufenden Saison so effektiv eingewechselt wie Lukas Kwasniok. Köln liegt mit sieben Torbeteiligungen von der Bank vor Borussia Mönchengladbach (5) sowie Borussia Dortmund, dem SC Freiburg, Bayern München und Werder Bremen (je 4).

Kwasniok weiß das. „Wir haben einen breiten Kader, eine gute Bank. Die hat uns heute ins Spiel zurückgebracht, weil wir da sehr variabel Dinge verändern können“, sagte der Kölner Coach nach dem Schlusspfiff am Samstagabend.

Der Kölner Variantenreichtum im Angriff war gegen Augsburg gut zu beobachten. Sieben Offensivspieler setzte Kwasniok im Verlauf der 90 Minuten ein, verfolgte damit unterschiedliche Ansätze und stellte den Augsburgern immer neue Aufgaben. Sandro Wagner hatte damit gerechnet. „Wir wussten, dass der Gegner ein herausragendes Trainerteam hat und wir auf allen Ebenen gut performen müssen“, sagte der 37-jährige Trainer der Augsburger, der selbst eine auffallend aktive Coachingleistung gezeigt hatte. „Wenn man richtig hingeschaut hat, konnte man heute sehr viel Inhalt sehen“, resümierte Wagner, der später von einem „facettenreichen“ Spiel sprach.

Köln hatte ohne echten Mittelstürmer begonnen, obwohl Ragnar Ache gesund auf der Bank saß; eine Maßnahme, die mit dem Gegner zu tun hatte. Auch das ist ein Befund, der Kwasnioks Stil beschreibt: Der Trainer des Aufsteigers analysiert die Gegner intensiv und ist sich nicht zu fein, seine Aufstellungen an deren Personal anzupassen. Statt die Augsburger 1,93-Meter-Männer Noahkai Banks und Chrislain Matsima in der Luft zu attackieren, setzte Köln auf Tempo. „Wir wollten mit Jan Thielmann Geschwindigkeit auf der letzten Kette haben und den Gegner in Mann-gegen-Mann-Duelle verwickeln“, erklärte Kwasniok: „Jan ist schneller als Ragnar. Ragnar ist in der Luft zwar herausragend, aber gegen die zwei Büffel sieht auch er aus wie ein Schulbub“, erläuterte der FC-Trainer.

Said El Mala und Ragnar Ache feiern den Kölner Ausgleich gegen Ausgsburg.

Said El Mala und Ragnar Ache feiern den Kölner Ausgleich gegen Ausgsburg.

Darum sei dem FC-Stab vorab klar gewesen, „dass wir nicht auf den zweiten Ball gehen können“. Eine Herausforderung bietet der Kölner Kader auf der linken Offensivseite. Jakub Kaminski hat in dieser Saison ausnahmslos jede Bundesligaminute gespielt, der 23-jährige Pole wäre die Sensation im Kölner Kader, würde Wunderspieler Said El Mala nicht den Großteil der Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Kaminski spielt am liebsten auf der linken Halbposition und passt damit hervorragend in Kwasnioks 3-4-3-System. El Mala ist jedoch auf derselben Position zu Hause, daher ist es ein Segen, dass Kaminski nicht nur Woche für Woche exzellente Laufleistungen liefert. Er wechselt auch die Positionen souverän. So können die Kölner nicht nur das Personal wechseln, sondern auch im Spiel die Formation anpassen.

Ich habe auch viel Freude an diesem Kader, zum Beispiel an unserer Offensive, wo wir sieben verschiedene Spieler mit ganz unterschiedlichen Waffen haben
FC-Trainer Lukas Kwasniok

In einem Interview mit der „FAS“ hatte Kwasniok das Thema am Wochenende bereits aufgenommen. „Ich habe auch viel Freude an diesem Kader, zum Beispiel an unserer Offensive, wo wir sieben verschiedene Spieler mit ganz unterschiedlichen Waffen haben“, hatte der 44-Jährige da gesagt. Er sei „sehr, sehr happy. Luca Waldschmidt hat seinen linken Fuß, Ragnar Ache ist extrem kopfballstark, Jakub Kaminski ist spielerisch überragend als Allroundangreifer. Jan Thielmann hat diesen Tiefgang, Marius Bülter kann mit seiner Energie in jeder Situation das Tor bedrohen, das Gleiche gilt für Linton Maina mit seinem Tempo. Mit diesem Kader können wir immer einen interessanten Angriff zusammenstellen und auch während des Spiels neue Elemente einwechseln.“

Florian Kainz, der am Samstag in der 74. Minute ins Spiel kam und der zuletzt mehr und mehr zum eher defensiv geprägten Mittelfeldspieler geworden ist, hatte er in seiner Aufzählung gar nicht genannt. Und über El Mala wird ohnehin genug geredet.

Die personelle und taktische Variabilität bleibt bislang allerdings noch ohne den ganz großen Ertrag. Mit elf Punkten aus sieben Spielen ist die Ausbeute zwar stark. Doch insgesamt treffen und punkten die Kölner leicht besser, als ihre Statistiken hergeben. Solange die Bank jedoch zuverlässig Tore produziert, kann Kwasniok in Ruhe an der Torgefahr über 90 Minuten arbeiten.