Bayern gegen BayerAlle Augen sind auf Florian Wirtz gerichtet, doch der will bleiben

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Wirtzbild

Florian Wirtz

Leverkusen – Das spektakulärste Spiel des Bundesliga-Wochenendes findet in München statt. Nicht nur deshalb, weil der Spitzenreiter FC Bayern auf den Tabellendritten Bayer 04 trifft und die Klasse dieser Paarung damit am 25. Spieltag faktisch nicht geschlagen werden kann. Es stehen sich auch die beiden Mannschaften gegenüber, die aufgrund ihrer Art, Fußball zu spielen, das Spektakel garantieren.

Gemeinsam haben sie in den 24 Spielen der Saison 138 Tore erzielt, aber auch schon 65 hinnehmen müssen. Die Bayern glitzern und funkeln, weil sie die Bayern sind und jede winzige Bewegung, jedes unscheinbare Wort mächtige Folgen haben kann. Die Leverkusener verblüffen trotz der Rückschläge, die sie hin und wieder hinnehmen müssen, mit einem talentgespickten Kader, der den meisten gegnerischen Trainern Ehrfurcht und Staunen einflößt.

Ganz im Zentrum dieser Talentmasse steht, sozusagen als ihr kristalliner Kern, der 18-Jährige Florian Wirtz, der alle Erfahrungswerte im Umgang mit jugendlicher Auswähltheit im Fußball sprengt. Als Kai Havertz im Sommer 2019 nach Chelsea ging, so erzählt es der scheidende Geschäftsführer Rudi Völler gern, sei man der Meinung gewesen, einen begnadeten Spieler wie den gebürtigen Aachener auf Jahrzehnte hinaus nicht mehr zu sehen. Und jetzt ist Florian Wirtz erschienen, dessen Entwicklung sich noch näher an Lichtgeschwindigkeit vollzieht. „Er erreicht gefühlt alle drei Monate ein neues Level“, sagt Rudi Völler.

Auf Florian Wirtz werden am Samstag im Olympiastadion viele Augen gerichtet sein. Beim ernüchternden 1:5 im Hinspiel war auch der Überflieger an seine Grenzen gestoßen. Und alle fragen sich: Wird das jetzt auch noch so sein? Kann er der Phalanx des Rekordmeister-Teams diesmal mehr Genialität entgegensetzen? Ist er vielleicht schon ein Mann für die Bayern?

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Der Transferwert von 70 Millionen Euro, mit dem die Plattform transfermarkt.de den Teenager derzeit taxiert, ist stark am Rande der Untertreibung. Kein Spieler seines Alters in einem international halbwegs anerkannten Klub hat einen Einfluss auf das Spiel seiner Mannschaft wie Florian Wirtz. Keiner trägt und lenkt es schon auf diese Art, die in der stattlichen Aufzählung von Toren und Assists noch noch nicht einmal vollends sichtbar wird.

Beim Sieg gegen Bielefeld zeigte der frühere Kölner eine Anfangsviertelstunde, wie man sie in der Bundesliga lange nicht gesehen hat. Er dominierte das gesamte Spiel, düpierte den Gegner, ließ seine Kollegen mehrfach mit dem Ball am Fuß frei auf den gegnerischen Torhüter zulaufen. Und sah sie dann lange Zeit scheitern.

Dieses Mega-Talent, so wird in der Branche geraunt, wird Bayer 04 eher früher als später verlassen. Doch da irrt die Branche. Florian Wirtz wird von seinem Vater Hans-Joachim beraten, was die Gurus des internationalen Spielerberaterwesens schier wahnsinnig macht. Wirtz hat in Leverkusen einen Vertrag bis 2026 ohne Klauseln unterschrieben, was die Könige der Klauseln halb in den Irrsinn treibt. Und der Gipfel der Unverfrorenheit: Die beiden beabsichtigen nicht, den Werksklub so schnell zu verlassen.

Der Preis für Wirtz wird immer weiter steigen

Aus dem direkten Umfeld der Familie ist zu vernehmen, dass Florian Wirtz auf absehbare Zeit nur eines will: So Fußball spielen, wie er es in Leverkusen kann. Uneingeschränkt, mit allen Freiheiten und auch dem Recht, einmal Fehler zu machen. Was aber kaum vorkommt. Deshalb ist ein Wechsel, zu welchem Preis auch immer, 2022 gar kein Thema. Denn der Preis hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, in den nächsten Jahren weiter zu steigen.

Der Kollege Jonathan Tah lobt solche Entwicklungen im „Kicker“ ausdrücklich. Ein Klub, der den FC Bayern München auch mal ärgern will, müsse zusehen, solche Spieler zu halten. Man müsse ihnen das Gefühl geben, dass sie hier nicht stagnieren, sondern sich entscheidend weiterentwickeln. Tah: "Natürlich ist es so: Wenn du zwei, drei Schlüsselspieler verlierst, musst du wieder neuen Anlauf nehmen.“ Das Spiel am Samstag wird zeigen, wie weit sich das Team mit seinen Talenten wie Florian Wirtz, Moussa Diaby, Jeremy Frimpong und Edmond Tapsoba schon entwickelt hat.

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