Und der Kopf fährt mit im Liebes-Karussell

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Partnersuche per Inserat: Kann gutgehen und glücklich machen(siehe Bild) – muss aber nicht.

Partnersuche per Inserat: Kann gutgehen und glücklich machen(siehe Bild) – muss aber nicht.

„Freispiel“, das erste Festival der freien Theater Leverkusen, begann mit einem Paukenschlag.

Liebe ist alles. Aber an diesem Abend ist sie vor allem eines: rasant. Wenn das Ensemble des Tanztheaters Schlebusch im ausverkauften Forumstudio „Fragmente der Li . . .“ zeigt, brennt die Bühne. Es ist eine solche Vielfalt an Bildern, die da auf einen einströmt, dass der Blick verzweifelt hin- und her gleitet: Nicht eine Sekunde will man verpassen von dem, was die 18 Tänzerinnen spielen. In zwölf Szenen geht es um all das, was Liebe ausmacht. Am Ende fährt der Kopf Karussell und man ist selber verliebt - in dieses Stück, das den Auftakt markiert zu „Freispiel“, dem Festival der Leverkusener freien Theater.

Es beginnt mit riesigen Partnerschaftsanzeigen auf Papptafeln. Die Tänzerinnen tragen sie vor sich her. Manche schauen schüchtern, manche glücklich, andere verzweifelt. Sie türmen die Anzeigen zu Kartenhäusern auf, die am Ende zusammenfallen. Vom Zaun gebrochen werden kann die Liebe nicht. Weil sie manchmal etwa alt ist und vergeht: Auch wenn im Bühnenhintergrund der Satz „Alte Liebe rostet nicht“ flackert, mimen zwei Schauspielerinnen ein betagtes Ehepaar, das sich am Küchentisch anschweigt - solange, bis sie freiwillig zum Fußabtreter im Pelz wird, um wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit zu erlangen. „Love Is Cold As Death“ steht jetzt auf der Leinwand - „Liebe ist kalt wie der Tod“.

In den fröhlichen Szenen tanzen die Darstellerinnen mit großen Blumen. In den lustigen begleitet Er seine Sie zum Shoppen und erstickt unterm Wäscheberg. In den sinnlichen räkeln sich die Mimen auf Matratzen und werfen beklemmend eindeutige Blicke ins Publikum. Zu all dem erklingen Rocksongs von „The Killers“, „Wir sind Helden“ und „Blackmail“, die sich tragisch, augenzwinkernd oder wehmütig dem Liebesthema widmen.

Am Ende verteilen die Schauspielerinnen Küsschen an die Zuschauer. Eine plantscht in der Badewanne und reißt ein triefendes Herz empor: Es ist der Sieg der Liebe über ihre Unwägbarkeiten - und Höhepunkt dieser Vorstellung, die der im Anschluss folgenden, tollen Mischung aus Comedy und Musik des „Matchbox“-Theaters (die mehr als knapp 20 Zuschauer verdient gehabt hätte) den Rang ablaufen musste.

Weil an diesem Abend keiner eine Chance gehabt hätte gegen die Schlebuscher Truppe. Choreografin Anna-Carolin Weber ist mit „Fragmente der Li . . .“ ein Stück gelungen, das von den jungen, aber beeindruckend professionell agierenden Schauspielerinnen so umgesetzt wurde, wie es einer brillanten Inszenierung würdig ist: Glaubhaft, intensiv, mitreißend. Ein besserer Auftakt für „Freispiel“? Undenkbar.

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