„Gelder kommen nicht an“NRW-Verbände fordern verzweifelt bessere Corona-Hilfen

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Geschlossene Galeria Karstadt Kaufhof-Filiale in Essen

Geschlossene Galeria Karstadt Kaufhof-Filiale in Essen

Köln – Wirtschaftsverbände fordern infolge der verschärften Corona-Maßnahmen eine bessere finanzielle Unterstützung durch die Politik. „Wenn wir als Handel weiterhin ein Solidaropfer für die Gesellschaft durch Schließung unserer Geschäfte erbringen sollen, muss der entstehende existenzgefährdende Schaden auch ersetzt werden“, sagte Peter Achten, Geschäftsführer des Handelsverbands NRW, am Dienstag.

„Brauchen schnelle Hilfe“

„Wir brauchen schnelle und unbürokratische Hilfe, andernfalls droht alleine in NRW das Aus für bis zu 15.000 Geschäfte mit ca. 100.000 Mitarbeitern und damit auch eine Verödung der Innenstädte!“ Es könne nicht sein, dass sich die Politik bei der Unterstützung auf eine „leicht nachgebesserte Überbrückungshilfe III zurückzieht“. Die angekündigten Milliarden würden den Handel wegen zu hoher und zu komplizierter Zugangshürden nicht erreichen.

Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) kritisierte die Handhabe der geplanten Finanzhilfen. „Die Entschädigungen, die uns im Oktober versprochen wurden, kommen nicht an“, sagte Kurt Wehner, Geschäftsführer des NRW-Landesverbandes, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Beantragte Zahlungen würden häufig noch nicht fließen. „Die Betriebe sind verzweifelt. Für uns ist wichtig, dass wir eine echte Perspektive bekommen, wie es weitergeht.“ Es brauche schon jetzt Konzepte für die Zeit der Öffnung nach dem Lockdown.

Verschiedene Maßnahmen diskutiert

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten wollten sich am Dienstag unter anderem auf eine Verlängerung des Lockdown bis Ende Januar einigen. Zu Debatte stand auch eine Einschränkung des Bewegungsradius in Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen.

Ökonomen halten die wirtschaftlichen Folgen einer solchen Maßnahme für überschaubar. „Wenn die berufliche Mobilität weiter möglich bleibt, dürften sich die wirtschaftlichen Zusatzkosten in Grenzen halten“, sagte Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW). Touristik, Gastronomie, Shoppingausflüge seien ohnehin nicht möglich. Auch aus Sicht von Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), ist entscheidend, dass „die Fahrt zum Produktionsort weiterhin möglich bleibt“.

Folgen als gering eingeschätzt

Auch die Folgen eines verlängerten Lockdowns bis Ende Januar für die heimische Volkswirtschaft schätzen die Ökonomen als eher gering ein. Dies sei für die betroffenen Branchen, vor allem Einzelhandel und Gastronomie, schmerzlich, sagte Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts. Ähnlich sieht dies IW-Direktor Hüther. Entscheidend sei, dass die Industrie nicht in Mitleidenschaft gezogen werde. Darin sieht er den großen Unterschied zum Frühjahr, als Grenzen geschlossen und Lieferketten unterbrochen waren.

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Im Fall, dass die Industrie weiter unbeeinflusst produzieren kann, kostet jede Lockdown-Woche rund 3,5 bis fünf Milliarden Euro, je nachdem, wie schnell sich die betroffenen Branchen nach dem Ende wieder stabilisieren kann. Eine Verlängerung des Lockdowns über den Januar hinaus müsse aber unbedingt vermieden werden.

Beim Kölner Autobauer Ford rechnet man derzeit nicht mit gravierenden Folgen durch die Verlängerung der Maßnahmen. Die Produktion ruht ohnehin noch, sagte eine Sprecherin. Zudem habe man ein umfangreiches Hygienekonzept, so dass das Unternehmen davon ausgehe, in den Werken Köln und Saarlouis die Produktion ab dem 11. Januar wieder aufzunehmen, so die Ford-Sprecherin.

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