Berlin/Köln – Der Vorstoß der EU-Kommission zur Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen hat kontroverse Reaktionen ausgelöst. Bundesfinanzminister Olaf Scholz machte am Mittwoch klar, dass er wenig von der die Idee hält. Er glaube, „dass es immer möglich sein muss, dass man sein Geld vernünftig ausgeben kann, und dass, wenn es kleine Preise gibt, man auch mit kleinen Geldmünzen bezahlen können soll“, sagte er.
Bislang ist unklar, wie konkret die Pläne der Kommission tatsächlich sind. In einem wenige Tage alten Entwurf für ihr Arbeitsprogramm hieß es noch, Ziel geplanter neuer Rundungsregeln sei „die Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen“. In der am Mittwoch veröffentlichten Endfassung ist nur noch die Rede von einer „Evaluation der Nutzung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen“ mit der „Möglichkeit, gemeinsame Rundungsregeln einzuführen“.
Auf- oder Abrundung notwendig
Bei einer Abschaffung der kleinen Münzen müsste bei Barzahlung auf- oder abgerundet werden. In einigen EU-Staaten wird das schon gehandhabt, zum Beispiel in den Niederlanden, in Finnland und auch in Belgien. Im Einzelhandel gelten nun Fünf-Cent-Schritte: Kommt die Rechnung zum Beispiel auf 2,93 Euro und man gibt 2,95 Euro, bekommt man kein Rückgeld. Bei einem Betrag von 2,92 Euro reicht es, 2,90 Euro zu zahlen.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer nannte den Vorstoß gut und überfällig. Die Kleinmünzen seien „eine riesige Ressourcenverschwendung an wertvollen Metallen“. Und auch der deutsche Einzelhandel ist offen für eine Abschaffung der Kleinmünzen, fordert aber gesetzlich einheitliche Rundungsregeln.
Die EU-Kommission will nun die Folgen zunächst genau prüfen. Gegner einer Abschaffung der kleinen Münzen befürchten, dass dieser Schritt das generelle Ende von Bargeld einleitet. Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber sagte, das Vorhaben der EU-Kommission müsse „alle Alarmglocken schrillen lassen“.
Deutsche zahlen gerne bar
Die Deutschen sind bekannt für ihre hohe Bargeldaffinität. Bei der Zahl der bargeldlosen Transaktionen liegen sie im europäischen Vergleich laut einer Studie der Boston Consulting Group genau im Mittelfeld – hinter den meisten westeuropäischen Staaten. Noch immer werden rund 74 Prozent aller Transaktionen bar bezahlt, auch wenn 2018 im deutschen Einzelhandel erstmals mehr Umsatz mit Kredit- und EC-Karten als mit Scheinen und Münzen gemacht wurde.
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Raoul Nägele, stellvertretender Abteilungsleiter Bargeld bei der Deutschen Bundesbank, erzählt am Mittwoch auf einem Bargeldkongress in Köln, dass der Anteil des bargeldlosen Bezahlens zurzeit stetig um etwa ein Prozent im Jahr steige. Er betont die Bedeutung von Bargeld aus Privatsphäre und Datenschutzgründen. Bei Notfällen und Störungen sei Bargeld zudem „das Zahlungsmittel der letzten Instanz“.