Hochtemperatur-WärmepumpenKölner Messe will bis 2030 klimaneutral sein

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Neubau Confex. Montage der PV-Anlage, Nachhaltigkeit, Sustainability, CSR, Photovoltaik,Confex, Confexdach

Solaranlage auf den Dächern der Kölner Messe

Das städtische Unternehmen verabschiedet sich vom Gas und setzt auf grüne Energie. Der Versorger Eon investiert auf dem Deutzer Gelände bis 2028 einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. 

Die Kölner Messe möchte früher als geplant klimaneutral werden. Schon 2030 will das Unternehmen emissionsfrei sein und damit fünf Jahre früher, als es der Plan der Stadt Köln – dem größten Anteilseigner der Messe – vorsieht. Um dies zu erreichen, kooperiert die Messe mit den Energieversorgern Eon und Rhein-Energie. Bis 2028 soll im Zuge dessen die Wärmeversorgung des Geländes – dem achtgrößtes Messeareal der Welt – vollständig auf klimafreundliche Technologien umgestellt sein.

Gas als Energiequelle wird abgelöst

Derzeit ist noch Gas eine der zentralen Energiequellen. Das Blockheizkraftwerk auf dem Deutzer Gelände, das die Messe vor rund sieben Jahren in Betrieb genommen hat, wird nun wieder abgebaut und soll weiterverkauft werden. Es macht Platz für zwei Hochtemperatur-Wärmepumpen, mit denen künftig rund drei Viertel des Wärmebedarfs gedeckt werden sollen. Jede der beiden Anlagen ist elf Meter lang und wiegt 52 Tonnen. Mit ihnen soll aus der Luft, dem Grundwasser und der Abwärme Energie erzeugt werden. In bisherigen Wassertanks für Sprinkleranlagen soll Kälte gespeichert werden. Drei Elektroheizkessel mit einer Gesamtleistung von zwölf Megawatt decken vorübergehende Spitzen im Bedarf ab.

Im Winter wird künftig das Fernwärmenetz der Rhein-Energie Köln genutzt. Im Sommer hingegen fließt grün erzeugte Wärme und Abwärme aus dem Kühlsystem zurück ins Fernwärmenetz – anstatt ungenutzt zu bleiben. Diese Öffnung des Fernwärmenetzes für die Rückeinspeisung durch die Messe ist ein Pilotprojekt.

Eon investiert in Deutz

Einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag investiert der Energiekonzern Eon dafür auf dem Gelände seines Großkunden. Während des laufenden Messebetriebs soll umgebaut werden. Beginn des ersten Abschnitts ist für das kommende Jahr geplant. 2028 soll die Umstellung dann beendet sein. Insgesamt 5800 Tonnen CO2 sollen damit eingespart werden.

„Unsere Energiepartnerschaft ist mehr als nur eine Kooperation. Wir zeigen gemeinsam, wie die Zukunft der Wärmeversorgung aussehen und auch im Bestand gelingen kann“, sagt Patrick Lammers, Eon-Vorstand für Kundenlösungen. Für Andreas Feicht, Vorstandschef der Rhein-Energie, stelle die zwischen Eon und Rhein-Energie begründete regionale Rheinlandkooperation auch hier in Köln ihren Nutzen unter Beweis.

Solardächer gehen im Frühjahr in Betrieb

Zusätzlich unterstützt Solarstrom die Versorgung der Messe. Auf den Dächern der Halle 11 und des Südeingangs wurden seit dem vergangenen Jahr rund 4800 Photovoltaik-Module montiert. Die beiden Anlagen umfassen eine Nutzfläche von rund 15.000 Quadratmetern. Zusammen mit der bereits installierten Anlage auf dem Dach des neuen Konferenzzentrums Confex entspricht das laut Kölner Messe dem Verbrauch von deutlich mehr als 1000 Zwei-Personen-Haushalten. Im Frühjahr sollen die ersten Anlagen in Betrieb gehen.

Der Strom soll unmittelbar auf dem Gelände für den Geschäftsbetrieb genutzt werden. Der Bau von weiteren Anlagen wird derzeit geprüft. Nicht benötigte Energie will die Messe in das Energienetz einspeisen. „Wir gehen die Verwirklichung unserer Nachhaltigkeitsziele mit einer konkreten Strategie an, die alle wirklich wesentlichen Hebel, mit denen Messegesellschaften den ökologischen Wandel vorantreiben können, optimiert“, sagt Messechef Gerald Böse.

Weitere Bestandteile der Nachhaltigkeitsstrategie sind neben einem bereits verbesserten effizienten Verkehrsleitsystem auf dem Gelände unter anderem die Umstellung auf neue LED-Leuchten, die 50 Prozent Strom einsparen soll. Der Austausch von Lüftungsanlagen führt laut Messe ebenfalls zu einer Einsparung von über 50 Prozent. Bis 2030 will die Messe den gesamten Energieverbrauch um 35 Prozent senken.

Auch der Standbau während der Veranstaltungen soll nachhaltiger werden. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen hier 80 Prozent wiederverwendbare Materialien eingesetzt werden. Ebenso sollen Bodenbeläge , die bisher oft nur ein einziges Mal genutzt wurden, durch komplett wiederverwendbare Materialien ersetzt werden.

Die Reduzierung von Treibhausgasen habe auch für die Stadt Köln hohe Priorität, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Köln hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu werden“, so Reker, die auch dem Aufsichtsrat der Messe vorsitzt. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Messe Köln sei ein wichtiger Baustein auf dem gemeinsamen Weg hin zur Klimaneutralität.

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