Köln besonders teuerWo Immobilien in NRW viel kosten – und wo eher wenig

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A-Bau

Neubaugebiet in Köln

Köln – Wer in Nordrhein-Westfalen eine Wohnung oder ein Einfamilienhaus erwerben möchte, muss nirgendwo mehr auf den Tisch lagen als in Köln. Als einzige Stadt in NRW wird in Köln die Marke von 4000 Euro je Quadratmeter überschritten.

Laut einer Studie des Immobilien-Start-ups Scoperty kostet ein Quadratmeter Wohnraum in Köln durchschnittlich 4028 Euro. Dicht darauf kommt die Landeshauptstadt. In Düsseldorf kostet ein Quadratmeter 3981 Euro, gefolgt von der Studentenstadt Münster mit 3811 Euro.

Die Erhebung zeigt, dass die Wohnpreise im Rheinland durchschnittlich wesentlich höher liegen als in dem westfälischen Landesteil. Denn auf die urbanen Spitzenreiter auf den ersten drei Plätzen folgen bis zum Rang 12 nur rheinische Standorte. Auf Platz vier landet Bonn (3477 Euro). Danach folgen die Speckgürtel der rheinischen Metropolen. Insgesamt auf Rang fünf rangiert als teuerster Landkreis Nordrhein-Westfalens der Rhein-Kreis Neuss mit 2828 Euro je Quadratmeter. Dort liegen Orte, wo das Preisgeschehen offenbar durch die Nähe zu Köln (Dormagen, Rommerskirchen) und Düsseldorf (Neuss, Meerbusch, Kaarst) stark beeinflusst ist.

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Hauskäufer weichen auf Umland aus

Es ist zu erkennen, dass mangels Angebot und wegen der sehr hohen Preise die Hauskäufer auf das nahe Umland ausweichen. Der Rhein-Erft-Kreis liegt mit der Region Neuss nahezu gleichauf. Im Rheinisch-Bergischen und im Rhein-Sieg-Kreis liegen die Quadratmeterpreise leicht über 2700 Euro, Leverkusen und der Kreis Mettmann folgen auf etwas mehr als 2600 Euro. Alle anderen Städte und Kreise in NRW liegen darunter.

Besonders günstig kommen Immobilieninteressenten hingegen im Kreis Höxter zu Eigentum. Dort kostet der Quadratmeter aktuell 1126 Euro. Insbesondere die Gemeinde Beverungen zählt mit ihren 848 Euro pro Quadratmeter zu den günstigsten Gemeinden des Landkreises. Platz zwei und drei der günstigsten Orte Nordrhein-Westfalens belegen Marsberg (887 Euro je Quadratmeter) und Marienmünster (943 Euro ).

Anstieg in Metropolen gebremst

Überraschend ist das Bild, dass die Scoperty-Erhebung über die Entwicklung der Immobilienpreise in den vergangenen drei Jahren malt. Denn dort schaffen es Köln und Düsseldorf nicht auf die Spitzenplätze, offenbar ist zumindest der Anstieg in diesen Metropolen gebremst. Die Spitzenplätze belegen das bergische Remscheid und der Rhein-Erft-Kreis mit mehr als 30 Prozent Anstieg seit 2018 – Bergheim und Bedburg erreichten sogar die Marke von plus 32 Prozent. In den Speckgürtel-Regionen Rhein-Sieg-Kreis und Rhein-Kreis Neuss lag der Anstieg bei etwa 29 Prozent, in Leverkusen und im Rheinisch-Bergischen ebenso wie in Düsseldorf bei mehr als 28 Prozent, die Stadt Köln liegt leicht darüber. Nur in drei Gemeinden lag das Preiswachstum bei unter 20 Prozent: Bad Driburg, Hemer und Wenden im Sauerland. Gefallen sind die Durchschnittspreise nirgendwo in Nordrhein-Westfalen.

Die junge Firma Scoperty arbeitet mit Schätzwerten und nicht wie etwa die Gutachterausschüsse mit echten Verkäufen. So will sie eine schnellere Verfügbarkeit der Daten herstellen. Hausbesitzer können kostenlos auf der Seite des Portals eigene Daten einpflegen, um den Schätzwert des Hauses zu ermitteln. Die Immobilienwirtschaft sieht das Angebot von Scoperty kritisch. Maria del Carmen Weber, Vorstand des Immobilienverbands IVD-Nord und selbst Maklerin, sagte der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“: „Die Lage, die Zahl der Wohnungen im Haus und der ungefähre Schätzpreis sind nicht einmal ein Fünftel der Daten, die ich für eine Immobilienbewertung heranziehe.“ Es fehlten wichtige Daten wie Rendite oder Zustand.

Bund lobt eigene Wohnpolitik

Die Bundesregierung zieht unterdessen ein Fazit ihrer Wohnungspolitik. „Bei allem, was noch zu tun ist, kann sich diese Bilanz sehen lassen“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) besteht darauf, dass bis Jahresende 1,5 Millionen Wohnungen neu gebaut werden, auch wenn aktuell 300.000 bis zum Erreichen dieser Zielmarke fehlen. Und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) verweist darauf, dass die Quote öffentlich geförderter Wohnungen hoch bleiben muss. Scholz verwies wiederholt darauf, dass er in seiner vorherigen Funktions als Erster Bürgermeister von Hamburg den Wohnungsbau in der Hansestadt angekurbelt habe - und verband das mit einer Warnung: „Es darf nie wieder eine Phase eintreten, in der der Wohnungsbau zum Erliegen kommt“.

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Aus der Opposition hatte es hingegen bereits im Vorfeld Kritik gegeben. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hatte das Ergebnis „niederschmetternd“ genannt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht hingegen positive Entwicklungen. Sie bestärkte die Bedeutung bezahlbaren Wohnraums, vor allem während der Corona-Pandemie: „In der Pandemie ist die Wohnung der Rückzugsort, den derzeit viele benötigen“, so Merkel.

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