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Streiks bei Ford in KölnVorerst wird weiterverhandelt – Bänder laufen wieder

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mitarbeiter trägt eine Jacke mit der Aufschrift „Wir bleiben Ford - Gemeinsam weiterkämpfen für Köln“ bei einem Streik in den Kölner Ford-Werken. Mittlerweile sind weitere Streiks vorerst vom Tisch: Management und Betriebsräte haben sich auf Eckpunkte geeinigt, die aber noch von der Konzernzentrale in den USA genehmigt werden müssen

Ein Mitarbeiter trägt eine Jacke mit der Aufschrift „Wir bleiben Ford - Gemeinsam weiterkämpfen für Köln“.

Es gibt offenbar erste ernstzunehmende Annäherungen zwischen Geschäftsführung und Arbeitnehmern in den Kölner Ford-Werken. Was bislang bekannt ist. 

In der harten Auseinandersetzung beim Kölner Autobauer Ford wird nun weiterverhandelt. Nachdem der erste gewerkschaftlich organisierte Streik in der vergangenen Woche das komplette Werk in Niehl und Merkenich lahmgelegt hat, sollen die schweren Gespräche zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern diese Woche fortgesetzt werden.

Die Streiks hätten dazu geführt, dass „die Geschäftsführung in den Gesprächen seit Donnerstag weit genug auf uns zugekommen ist, dass wir weiteren Verhandlungen einen angemessenen Raum geben wollen“, sagt Kerstin Klein, IG-Metall-Verhandlungsführerin.

Verständigung auf Eckpunkte

Benjamin Gruschka, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Ford-Werke ergänzt: „Wir konnten uns mit der deutschen Geschäftsführung auf einige Eckpunkte für weitere Verhandlungen verständigen. Dafür braucht es an der ein oder anderen Stelle nun eine Zustimmung aus der Konzernzentrale in den USA. Bis hier eine Rückmeldung vorliegt, werden wir in Arbeitsgruppen weitere Details ausarbeiten.“

Also erstmal alles auf Warteposition bei Ford und vorerst also Waffenstillstand bei den Kölner Ford-Werken. Alles hängt nun offenbar von der US-Konzernmutter im amerikanischen Dearborn ab.

„Sollte die US-Geschäftsführung bereit sein, den eingeschlagenen Weg mitzugehen, werden wir die Verhandlungen fortsetzen. Wenn nicht, werden wir den Druck auf die Arbeitgeberseite weiter erhöhen müssen“, sagt Frank Koch, Vertrauenskörperleiter Ford Zulieferer FCSD. „Wir werden dann die Streiks fortsetzen und ausweiten.“

„Dazu sind wir jederzeit bereit, denn die vergangenen Wochen und Monate haben uns bewiesen, dass die gesamte Belegschaft in allen Unternehmensbereichen bereit ist, mitzuziehen. Der vergangene Mittwoch hat eindrucksvoll gezeigt: Wir können Streik“, sagt David Lüdtke, Vertrauenskörperleiter Ford Niehl/Merkenich. „Wir haben außerdem so viel solidarische Unterstützung aus ganz Deutschland und auch international erfahren, das hat uns alle sehr berührt und bestärkt. Wir sind sehr dankbar dafür, denn solche Auseinandersetzungen gewinnt man nie allein“.

Erster Streik bei Ford Köln in der vergangenen Woche

Am vergangenen Mittwoch begann die erste Streikwelle bei Ford in Köln. Am frühen Donnerstagmorgen endete die Arbeitsniederlegung. Die Beteiligung sei enorm hoch gewesen, heißt es von der Gewerkschaft IG Metall. Es habe nur sehr vereinzelt Streikbrecher gegeben. Niedergelegt wurde die Arbeit unter anderem in Produktion, Entwicklung, Verwaltung und vor allem auch im Bereich Zulieferung und Ersatzteil. Zusammengenommen habe das auch zu Verzögerungen an anderen Ford-Standorten geführt, die auf Komponenten aus Köln, etwa Getriebe, angewiesen sind.

Zwischen drei und fünf Millionen Euro habe der Ausstand das Unternehmen gekostet, sagt Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka. Von den aktuell etwa 11.500 Stellen möchte Ford bis Ende 2027 rund 2900 abbauen. Die IG Metall fordert eine Kurskorrektur und hohe Abfindungen für die Beschäftigten, die freiwillig gehen oder deren Jobs an andere Firmen ausgelagert werden.

„Erste Rahmenvereinbarung erzielt“

Ford baut in Köln zwei Elektroautos, deren Verkauf aber unter den Erwartungen liegt. Das Unternehmen sieht die jüngste Entwicklung auf Anfrage des positiv. „Ford in Deutschland hat in den Tarifverhandlungen mit seinen Sozialpartnern in Deutschland deutliche Fortschritte erzielt. Ford-Management, Gewerkschaften und Betriebsräte haben eine erste Rahmenvereinbarung erarbeitet. Im nächsten Schritt werden die Parteien die Zustimmung des globalen Mutterkonzerns Ford Motor Company einholen“, so eine Sprecherin gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.