Contergan-OpferVorläufiges Ende des Hungerstreiks

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Stephan Nuding gab das vorläufige Ende des Hungerstreiks bekannt. (Bild: Dino)

Stephan Nuding gab das vorläufige Ende des Hungerstreiks bekannt. (Bild: Dino)

Nach 27 Tagen ist der Hungerstreik zu Ende. Die beiden Contergan-Opfer Stephan Nuding und Gihan Higasi sowie die betroffene Mutter Helga Nuding warfen gestern das Handtuch: „Wir haben uns entschlossen, heute unseren Hungerstreik zu unterbrechen“, erklärte Stephan Nuding in der Andreaskirche. Von einer Aufgabe wollte er aber nicht sprechen.

Nach wie vor verfolge man das Ziel, von der Firma Grünenthal und der Bundesregierung eine angemessene Entschädigung zu erhalten. Grünenthal hatte das Medikament Contergan 1957 auf den Markt gebracht, dessen Wirkstoff Thalidomid bei rund 5000 Kindern in Deutschland Fehlbildungen an den Gliedmaßen und an inneren Organen auslöste. Allein in Nordrhein-Westfalen lebten 900 Contergan-Opfer, so Nuding, viele von ihnen „im Elend“. Daher fordere man eine Erhöhung der Opferrenten und die sofortige Auszahlung der 50 Millionen Euro, die die Firma Grünenthal angekündigt hatte, die aber offenbar in die Conterganstiftung eingebracht werden sollen.

Chance zum Dialog nutzen

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Weil aber sowohl die Bundesregierung wie auch die Firma Grünenthal deutlich gemacht hätten, dass sie nicht unter Druck verhandelten, wolle man die Chance zum Dialog bieten, erklärte Nuding. „Wenn die ausgestreckte Hand zurückgewiesen wird, werden wir wieder in den Hungerstreik treten. Dann aber unübersehbar und unterstützt von gewaltfreien Aktionen im gesamten Bundesgebiet und im Ausland“, so Nuding, der nach 27 Hungertagen zwar sichtlich schmaler, aber nicht weniger kämpferisch wirkte. Sieben Kilogramm Gewicht habe er verloren, sagte Nuding. Er und seine beiden „Mithungernden“ befänden sich in „akzeptablem Gesundheitszustand“ und nähmen unter ärztlicher Aufsicht ab sofort wieder Nahrung zu sich.

Unterstützung erhielten die Akteure gestern vom Bundestagsabgeordneten Markus Kurth, sozialpolitischer Sprecher von Bündnis 90 / Die Grünen, und Landtagsmitglied Barbara Steffens, ebenfalls von den Grünen. Ihnen übergab Nuding die ersten 1000 Solidaritätsunterschriften. Die bisherige Entschädigungsregelung für die vielen noch lebenden Contergan-Geschädigten in Deutschland sei inakzeptabel, findet Kurth. „Wenn nicht haftungsrechtlich, so ist die Firma Grünenthal zumindest moralisch in der Verantwortung.“ Das Thema stehe im November im Bundestag auf der Tagesordnung, „und ich habe die große Hoffnung, dass der Hungerstreik entscheidend zu einer guten Lösung beitragen wird“. Auch Steffens kritisierte, „dass die Opfer wieder ihr Leben in die Waagschale werfen“ müssten, um ihr Recht zu bekommen.

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