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Kolumne zu HalloweenDer Kürbis ist eine Beere

Lesezeit 2 Minuten

Ja, es ist kaum zu glauben, aber auch diese riesigen Kürbisse - Schmuckstücke einer Kürbiswiegemeisterschaft, die um die 700 Kilogramm je Kürbis wiegen - sind Beeren.

Köln – An Halloween spielt der in den wenigen Sommerwochen auf beachtliche Größe und intensiv orangegelb herangereifte Kürbis ganz selbstverständlich eine prominente Rolle. Aber was ist das eigentlich für eine seltsame Frucht? „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“, verspricht uns die Bibel in Mt. 7,16, aber so einfach ist es nun auch wieder nicht. Mancherlei Verwirrung ergibt sich nämlich allein daraus, dass der bürgerliche vom botanischen Sprachgebrauch oft ziemlich stark abweicht. Die Fachwissenschaft, die sich mit den Pflanzen(teilen) und ihren Verwendungsmöglichkeiten in Küche oder Technik befasst, bemüht sich natürlich um größtmögliche Klarheit. Das führt gelegentlich zu interessanten Konflikten. Der folgende kleine Ausflug in die Anatomie der äußerst variantenreichen Früchte liefert Ihnen ein wenig Stoff, mit dem Sie getrost jede Partywette eingehen können – Sie werden sie locker gewinnen.

Unser Kolumnist Bruno P. Kremer, Biologe an der Universität zu Köln und Autor verschiedener Bücher (u.a. „Das Strandkorb-Sammelsurium. Naturwissen für die schönsten Tage des Jahres“), erklärt uns alle zwei Wochen naturwissenschaftliche Alltagsphänomene.

Gibt es etwas, was sie immer schon wissen wollten? Vielleicht hat unser Kolumnist eine Antwort für Sie! Schicken Sie Ihre Frage an: magazin@ksta.de

Bruno P. Kremer studierte Biologie,Chemie und Geologie, ist Buchautor undlehrt am Institut für Biologie und ihre Didaktik der Universität zu Köln.

Auberginen sind auch Beeren

Unter einer Beere versteht man eine Frucht mit relativ dünner Fruchthaut, saftigem Fruchtfleisch und wenigen bis ziemlich vielen darin eingelassenen Samen. Diesem Bild entsprechen – nach botanischen Kriterien völlig korrekt – unter anderem Johannisbeere, Blaubeere oder Weinbeere. Im botanischen Sinne „richtige“ Beeren sind auch Aubergine, Banane, Dattel, Gurke, Melone und nach neuerer Erkenntnis auch Avocado. Die Erdbeeren gehören dagegen nicht dazu: Sie zählt man zu den Sammelnussfrüchten, weil das köstliche Fruchtfleisch durch Verdickung des Blütenbodens und nicht unmittelbar aus dem Fruchtknoten entsteht. Dagegen ist die Ananas ein Beerenfruchtverband. Begrifflich unsauber werden häufig die noch nicht vollreifen und als Gemüse verwendeten Früchte von Bohnen und Erbsen benannt: Beide gehören bekanntermaßen zu den Hülsenfrüchten, und ihre kennzeichnende Fruchtform ist demnach eine Hülse, aber selbst die sonst uneingeschränkt empfehlenswerte Kochliteratur von Viersterneköchen zitiert sie meist als Schoten.

Halloween-Kürbis ist eine echte Beere

Der imposante Halloween-Kürbis ist dagegen ganz unstrittig eine wirklich echte Beere. Weil er zugegebenermaßen eine besonders kräftige Außenhaut entwickelt, nennt man ihn sicherheitshalber Panzerbeere. Demnach könnte das Rezept für eine klassische Vierfrucht-Marmelade auf Beerenbasis botanisch absolut unstrittig lauten: Man nehme drei Kürbisse und eine Johannisbeere…