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Henns GeschmackssacheIm „Riphahn“ dominieren starke Aromen statt feiner Nuancen

4 min
Innenraum des „Riphahn“: Holzstühle und Tische, eingedeckt mit Weingläsern, dekoriert mit Vasen, an der Wand hängt ein buntes Bild

Das Interieur des „Riphahn“ erinnert an ein modernes Museums-Café.

Viele Plätze, große Portionen, faire Preise: Das „Riphahn“ bringt französische Aromen zum Kölner Neumarkt – wenn auch nicht ganz fehlerfrei

Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. Im „Riphahn“ gilt dagegen: wenn man trotzdem trinkt! Die Weinkarte ist klein, trotzdem finden sich bei einigen Einträgen Sticker mit „Weggetrunken“, „Leider ausgetrunken“ oder – und da musste ich grinsen – „Sorry but no“. Potenziell gibt es 17 Weine – alle auch glasweise – zehn davon aus Frankreich, fünf aus Deutschland.

Seit 2012 hat man sich deutsch-französische Landküche auf die Fahnen geschrieben. „Riphahn“-Klassiker sind zum Beispiel die bretonische Fischsuppe, Quiche Lorraine oder der französische Käseteller. Manchmal wird es aber auch italienisch, asiatisch oder orientalisch. Mit rund 30 Speisen ist die Auswahl beeindruckend groß, und mit Preisen zwischen 20 und 25 Euro für die meisten Hauptspeisen liegt man heutzutage im zivilen Bereich. Dazu kommt: Die Portionen sind in der Regel üppig.

Carsten Henn

Carsten Henn

Carsten Henn, geboren 1973 in Köln, besitzt einen Weinberg an der Terrassen-Mosel, hält Hühner und Bienen und teilt sein Leben mit Katzen. Er arbeitete nach seinem Studium (unter anderem Weinbau) als ...

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Sechs Tage die Woche hat man geöffnet, von mittags bis abends – immer eine besondere Herausforderung an die Küche, was konstante Qualität betrifft. Mit 80 Plätzen auf zwei Etagen und 60 draußen hat man zudem eine respektable Größe. Das Interieur erinnert aufgrund hellen Holzes bei Stühlen, Tischen und Böden, sowie Kunstwerken an den Wänden an ein modernes Museums-Café. Das passt zur Lage neben dem Kölnischen Kunstverein, dessen Gebäude Namensgeber Wilhelm Riphahn 1950 erbaute.

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Pikanter Thai-Schweinshaxensalat mit Kartoffelpuffer

Pikanter Thai-Schweinshaxensalat mit Kartoffelpuffer

Zu Beginn gibt es ein paar Scheiben Baguette, aber keine Butter oder Olivenöl, das Besteck kommt in einer Schüssel, hier geht es eher locker zu. Thai-Schweinshaxensalat mit Gemüse in Streifen, Erdnüssen, Röstzwiebeln und warmem Reibekuchen ist eines der exotischen Gerichte der Karte. Das Ganze ist angenehm scharf abgeschmeckt, aber an den Details hapert es: Die Reibekuchen sind nicht kross, an Fleisch gibt es wenig und zudem ist es zu hart.

Auch beim saftig auf der Haut gebratenen Rotbarschfilet mit Kräuter-Crunch läuft nicht alles rund. Die „Zitronen-Kartöffelchen“ sind Kaventsmänner, wodurch das Zitronige im Verhältnis zu den Kartoffeln zu kurz kommt, und die Kürbiscreme ist zu eindimensional süß, da wäre mit den richtigen Kräutern und Gewürzen mehr drin gewesen.

Das Rustikale ist Teil des Konzepts

Die französische Maispoulardenbrust kommt mit Comté überbacken auf den Tisch, dazu gibt es ein paar frische Waldpilze à la Creme, bei denen die Sauce allerdings extrem beliebig schmeckt, und auch hier hat die Beilage eine enorme Größe: Rucola-Gnocchi, die allerdings kaum nach Rucola schmecken. Grundsätzlich ist das trotzdem alles ordentlich gekocht, aber die Speisen klingen auf dem Menü halt besser, als sie tatsächlich schmecken.

Beim in Dijonsenf geschmorten Kaninchen aus der Eifel passt allerdings alles zusammen, auch Ofen-Wurzelgemüse und Kartoffelstampf überzeugen, aber hier gibt es ebenfalls einen Wermutstropfen: Beim zart gegarten Kaninchen hätten es weniger Knochen und mehr Fleisch sein dürfen. Und auch in diesem Fall ist der Teller beim Servieren kalt.

Als Dessert gibt es warmen Ofenschlupfer mit Vanille-Sauce. Der schwäbische Auflauf-Klassiker aus altbackenem Brot und Kuchen ist eine kluge Resteverwertung. Ist in meiner Portion etwas von einem Mohnkringel drin? Und was war wohl der grüne Kuchen einst? Leider ist der Schlupfer nur lauwarm und das Vanilleeis belanglos. Die schön knackigen Äpfel sind zudem sehr grob gestückelt. Aber das Rustikale ist hier Teil des Konzepts– manchmal eine ans kulinarisch Grobe grenzende Bodenständigkeit, starke Aromen statt feiner Nuancen. Nicht immer alles auf den Punkt, aber eben oft genug. Da passt auch die unprätentiöse Optik, bei der gerne mal Petersilie für grüne Akzente sorgt – folgerichtig auch keinerlei Ähnlichkeiten mit Riphahns Ästhetik.

Die Gastronomen Uwe Hammes-Tump und Thomas Tump haben mit ihrem „Riphahn“ eine kulinarisch ordentliche Oase am Neumarkt geschaffen, in der man aufgrund der Größe auch ohne Reservierung oft einen schönen Platz findet.


Henns Auswahl:

  1. Pikanter Thai-Schweinshaxensalat mit Kartoffelpuffer 13 Euro
  2. Rotbarschfilet mit Kräuter-Crunch 23 Euro
  3. Kaninchen in Dijonsenf geschmort 23 Euro
  4. Maispoulardenbrust mit Comté und Rucola-Gnocchi 24 Euro
  5. Warmer Ofenschlupfer mit Vanille-Sauce 8,50 Euro
Rotbarschfilet mit Kräuter-Crunch

Rotbarschfilet mit Kräuter-Crunch

Fazit: Viele Plätze, große Portionen, faire Preise und eine ordentliche, wenn auch nicht fehlerfreie, deutsch-französische Landküche.

Bewertung: 3 von 6

Apostelnkloster 2, 50672 Köln, Tel: 0221 – 99 87 45 77, Di-Sa 10-23 Uhr (Küche bis 12-21 Uhr), So 10-18 Uhr (Küche 12-16 Uhr)

www.riphahn.com